Theorie sagt …

„Übergang oder Austausch müssen dann nach Umwegen oder paradoxen Verbindungen suchen, nach Korridoren, deren schräge Durchquerung nicht immer der exakten Identität der Dinge folgt.“

Wir zitieren „Die zwei Henriettas. Eine Odyssee“ von Lisa Spalt, die wiederum dieses Zitat von Michel Serres’ „Atlas“ ihrem neuen Buch vorangestellt hat.

Die Odysse der zwei Henriettas

„Henrietta“, sagst du dir, „jetzt hast du es kapiert: Die Frage an dich lautet, ob du überhaupt existierst.“. Von Lisa Spalt ist soeben der Roman „Die zwei Henriettas“ erschienen – eine Geschichte, in der nichts erfunden, aber alles Fiktion ist. Ausgangspunkt einer Recherche von hier bis in die USA ist ein Konvolut von Fotografien. Die Sehnsucht nach Wahrheit, Hintergründen und Räumlichkeit prallt auf der Suche nach Information am flachen Bildschirm ebenso ab wie an einer ganz normal irrealen Realität. Ein Textauszug.

Henrietta Goeritz aus dem Roman „Die zwei Henriettas“. Foto Privat

Henrietta Goeritz aus dem Roman „Die zwei Henriettas“. Foto Privat

Henrietta. Das Bild tritt mit deinem Jahrhundert in Verbindung. Ein Paket von Scans vergilbter Fotografien liegt auf deinem Schreibtisch, mit Rändern, die diese bösartige Schlampe von Zeit, in der du lebst, an den Ecken angeknabbert hat, als wären es Tafeln von im Schrank der Oma weiß angelaufener Schokolade. Du sagst dir: Henrietta, schau dir diese Zeit an, in der du ungefähr so lasziv herumliegst wie eine Dame im Burkini irgendwo am Ballermann. Schau dir diese Zeit an, die in ihrem Messie-Haushalt einfach alles vergammeln lässt, die jeden Käse so lange liebt, bis er sich aufbläst und vor Eitelkeit aufrecht zu gehen beginnt, wahlweise in Gestalt eines schnittigen Lehrers aus Nordrhein-Westfalen im vielleicht gewollt unvorteilhaften, mit Kreuze bildenden Karos bedruckten Look, der vor dem Mikro des landesweiten Broadcastings zu flirren beginnt mit dem Ziel, den Hohlraum um sich herum mit einer Art Vervielfältigung seiner selbst zu stopfen, diesen Raum, den man ihm zugemessen hat wie einen zu großen Taucheranzug. Und in deiner Geschichte, die, wenn sie gelungen ist, ein Gleichnis sein wird, geht es natürlich um die letzte Frage. Es geht um die Frage: Ist dieser Käse ein Gedicht. Ja, darum hat dieser vorhin hier eingeführte Mann jetzt etwas zur längst fälligen Schulreform zu sagen, nämlich dass man doch bitte endlich den Konjunktiv zwei und, seien wir uns ehrlich, den Geschichtsunterricht stanzen solle im Lehrplan et cetera, aber sagen wir ruhig „und so weiter“. Du stellst dir vor, wie die Jugend, unsere Zukunft, in irgendeiner beliebigen Bäckerei herumsteht und stottert: „Ich habe so gern ein Kipferl, bitteschön.“ Ja, da käme es zu unschönen Szenen, die der Pfarrer nicht goutieren würde / Schrägstrich / da kommt es zu unschönen Szenen und so fort. Und natürlich lässt du diesen unappetitlichen Tragödienkeks hier angebissen liegen. Denn deine Zeit ist eine Einkäuferin und Nicht-Konsumentin, ein Jahrhundert der Buyies, Messies und Schmeißies, eine Karikatur ihrer ernsten, älteren Geschwister, die vielleicht erwachsener, aber natürlich auch völlig irre waren. Jeden Tag zieht das Gespenst des Jahrhunderts, das seit Menschengedenken immer wieder eine neue Verkleidung annimmt, die Gesichter der Menschen von den Köpfen ab, indem es sie in Pixel übersetzt. Jeden Tag erzeugt es tausende von zusammenhanglosen Bildern, von denen die meisten am Gängelband toter Links verschimmeln und nie ihrer Bestimmung des Betrachtetwerdens zugeführt werden. Dennoch existieren die oft noch, wenn die abgelichteten Menschen schon lange in allen angesagten Shops Hausverbot haben oder sich die Augenbrauen, die sie sich ein Leben lang weggezupft haben, wieder rauftätowieren haben lassen, weswegen manche jetzt aussehen wie nicht ganz fertig gewordene Repliken der Schwester Tutanchamuns. Ja, die Menschen, die heute zu hundert Prozent davon leben, als Models für irgendwelche Bilder zu dienen, welche hauptsächlich dazu da sind, weggeklickt werden, gibt es nur einmal, und das in einem einzigen, unförmigen, länglichen Zeitstück. Diese Menschen werden immer noch in der Zeit spaghettifiziert, sie werden miteinander verknüpft und langgezogen, bis sie als ihre Lebensfäden reißen, während die bunten und perfekten Gesichter derselben Personen aus verschiedenen Zeiten in Filmen und Fotos als Erben nebeneinandertreten, um gegeneinander vollkommen unversöhnlich zu wirken; während sogar die total unterschiedlichen Gesichter der gesamten Menschheit einander gegenübertreten und sich selbstständig um die Sendezeit im Stadt-TV prügeln. Da trifft die Soldatin als Foltermagd aus dem Mittelalter auf den futuristischen Sternenreisenden, der beleidigt die Mundwinkel runterzieht, weil es immer noch keine App gibt, die ihm die Zehennägel in Lachsrosa lackiert. Und für beide stand kurz zuvor dieselbe Darstellerin Modell, aber trotzdem passen die Bilder nicht zusammen. Denn von uns billigen Props schaffen es eben nur ganz wenige, zu hundert Prozent gefilmt zu werden. Es klaffen meist Lücken zwischen unseren schlecht bezahlten, schlecht beleumundeten Auftritten; der Morphing-Prozess des Alterns, der zwischen zwei Bildern vermitteln könnte, ist aus Kostengründen komplett gestrichen. Die erwähnten Zombies von Gesichtern dagegen sind wirklich erst, wenn der letzte Online-Speicher eingeht, auf dem sie herumliegen, erledigt. Da tut es dann auch nichts mehr zur Sache, ob die Schauspielerin, die sie geschnitten hat und darum denkt, es sei irgendwann auf sie angekommen, sich nun irgendwo noch „Fuck you Goethe“ reinzieht und meint: „Ego video, also bin ich“. Die sitzt dann an diesem Punkt ihres Lebens mehr oder weniger unsichtbar in ihrer ungeheizten Blockhütte eines stromlosen Jenseits und denkt darüber nach, ob sie sich mit einer Bombe in die Nachrichten und damit zurück ins Leben sprengen könnte. „Henrietta“, sagst du dir, „jetzt hast du es kapiert: Die Frage an dich lautet, ob du überhaupt existierst.“

Hey, freie Dienstnehmerin. Du bist heute im Krankenstand, was eben gerade nicht bedeutet, dass deine Arbeitszeit ausgeht, will sagen: was eben gerade nicht bedeutet, dass deine Arbeitszeit ins Gewand des Feiertags schlüpft, sondern vielmehr, dass sie, wenn ihre Nachfolgerin aus der nächsten Woche sich bereits zur Tür reinschwingt in ihrem heißen Lederkostüm, seit Längerem ungeduldig auf dich wartet wie die Braut am Wochenende auf ihren Schatz, der sie auf seinem Motorrad mit ins Grüne nimmt. Und die beiden Damen werden natürlich nächste Woche keppelnd vor dir stehen und sich in die Wolle kriegen, weil jede von ihnen deinen Luxus-Körper ganz für sich allein haben will. Bezahlen aber musst du sowieso für beide mit deinem Leben, aber nur für eine kriegst du zur Hälfte bezahlt. Also klickst du jetzt, eine quasi nicht existierende Zeit wie ein aus einem Comic entkommenes Sauerstoffbläschen im Weltall nutzend, probeweise auf www.vorname.com, um zu sehen, wie Henrietta, dein neues Ich, beim altgedienten Personal deines Lebens ankommt. Vielleicht solltest du die Rolle annehmen? Henrietta, Herrin des Hauses: gilt durchwegs als intelligent und extravertiert. Schart ihre Leute mit einfachem Runterziehen eines Mundwinkels um sich. Nun, vielleicht hättest du eine bescheiden die Beine übereinanderschlagende junge Dame mit leiser, rauchiger Stimme, die sich bei Partys in einer dunklen Ecke ihre Slim-Zigarette reinzieht und der heimliche Magnet des männlichen Teils der anwesenden Gesellschaft ist, bevorzugt. Du hattest dir ja eigentlich fix vorgenommen, dieses Mal auf die Glamour-Karte zu setzen. Aber schon wieder wird das alles hier nur ein Knallbonbon. Okay, du klickst, klickst, klickst, das geht dann so hin und her, und am Ende übernimmst du die Rolle der Protagonistin, weil du klamm bist und nie weißt, ob morgen ein anderer Auftrag reinkommen wird. Dein momentaner Job läuft sowieso bald wieder aus beziehungsweise ist das eigentlich immer gerade der Fall, so dass du die Bemerkung stehen lassen kannst, auf dass sie ihre Präsenz eines Sich-Wiederholens im Dableiben entfalte. Also auf ähnliche Weise bleibst ja auch du selbst du selber, während du vorübergehend Betreuerin, Leih-Sandsack diverser Danke-dann-doch-nicht-Chefs oder Schulkrankenschwester Henrietta bist. Das alles bist du, dieser Umstand ist so verbürgt wie die Tatsache, dass Melchisedek, Haile Selassie und Jesus von ein und demselben Gott gespielt wurden, der nur aufgrund dieser drei Rollen ein Stipendium für die Unendlichkeit aushandeln konnte. Dagegen gerätst du bei deinen immer schneller aufeinanderfolgenden Engagements zunehmend in einen Zustand manischer Panik, ein bisschen so, als würde der Zugangscode zu deinem System fortlaufend gewechselt und als würde dir daher dreimal täglich ein Adrenalinschub diesen Schrecken, die gerade aktuelle Zahlenkombination vergessen zu haben, durch die Adern jagen. Aber du musst dich ja nur immer wieder ruhig mit deinem neuesten Unternehmen identifizieren, du musst nur immer wieder alles geben, dann wirst du immer wieder anfangen dürfen, ein bisschen etwas zu werden; daher also – unter anderem – derzeit das Unternehmen Henrietta. Kriegst du die Sache diesmal gebacken? Verflixt: Henrietta hat es dir, das merkst du an den vom Beginn der Unternehmung an freiwillig und entgeltfrei geleisteten Überstunden, bereits angetan. Sie hat, das wird dir klar, tatsächlich dich ausgesucht, um sich zu verkörpern, nicht umgekehrt. Ja, das historische Bild sucht sich den Menschen aus, den es als sein Ebenbild formen kann, aber bei der allgemein herrschenden Blasphemie, die wie alle anderen Erscheinungen des heutigen Lebens zunächst auch als ein verlockendes Bild existiert hat, denkt man jetzt, es gehe auch umgekehrt, und hält sich für den Prototypen des Menschen, nach dem das Ideal produziert werden könnte. Es ist sicher kein Zufall, dass die schöne Henrietta gerade in deinem unzulänglichen Körper geboren werden will: Es gibt da etwas an dir, das hoffnungslos antiquiert ist, und in so einem Biotop fühlt sich ein Gespenst eben wohl, es befindet sich da sozusagen in seiner ihm von einem evolutionären Schneider angemessenen ökologischen Nische. Also freu dich jetzt einfach mal, dass die Benutzeroberfläche von Henrietta schön und cool erscheint, so assoziierst du dich leichter mit ihr. Ist doch ein guter Job, auf jeden Fall um Längen besser, als sich zum Beispiel mit einem Hersteller von lustigen rosafarbenen Weichplastik-Kaktus-Penissen, die inzwischen den größten Teil des Umsatzes von Schreibwarenketten ausmachen, zu identifizieren, nur damit man ein bescheidenes Einkommen hat, mit dem man dann, wenn man, weil man ja selber einfach nicht so bescheiden sein kann wie das Einkommen, nebenbei ein ganz kleines bisschen auf einer der städtischen Müllhalden die Kunststoff-Sammlerin gibt, recht gut auskommen kann. Rohstoffe sind Wertstoffe, like me, like me!, Daumen hoch. Du bohrst deinen rechten Daumen in die darob glücklich erstrahlende Bildschirmluft, die wieder einmal nicht merkt, was ihr widerfährt, und fragst dich, ob Facebook für die Länder, in denen diese Geste als obszön gilt, eigentlich ein eigenes Symbol erfunden hat. Klick, klick. Im Netz, in dessen vieldimensionalem Koordinatensystem du tagtäglich mit eingeklippt wirst, scheint es, als du neugierig nachhakst, die Frage nicht zu geben. Sie ist, technisch gesehen, stellbar, also formulier- respektive ins Suchfeld eintippbar, aber das kollektive Gehirn kann auf sie offensichtlich keine Antwort generieren. Dieses ganz persönliche Auffang­netz für deine Gegenwärtigkeit dreht dir auf diese Weise gerade die hellrosa Schulter einer Schaufensterpuppe kaukasischen Typs ins Blickfeld, sodass dir wieder einmal die Angst vor einem europaweiten Stromausfall wie ein kalter Kuschelhormon-Entzug den Rücken hochkriecht. Du weißt, was dir in diesem Fall blüht! Dantes Inferno wäre der blühende Dachgarten eines Penthouses bei Abendrot dagegen. Die rund um die Uhr lächelnde und sich bedankende Koreanerin im Sushi-Laden, die, das hast durch ein paar einfache Frage-und-Antwort-Spielchen herausgefunden, in Wirklichkeit ein Pflege-Roboter ist, könnte sich nicht merken, was du bestellt hast. Die Leute wüssten ohne soziale Netzwerke nicht, ob sie gerade beliebt sind oder nicht, Massenselbstmorde würden einer beispiellosen, alle erfassenden Verunsicherung, die man als endlose Challenge einer beliebten Reality-Show empfinden würde, auf dem Fuße folgen. Am Ende würden sich die U-Bahn-Garnituren in den Schächten zu Haufen von Blech verspießen, und wir würden alle auf der Suche nach unseren Liebsten zerlumpt durch die Städte humpeln – Städte, die aufgrund massenhaft auftretender Aspartam-Hypos von in der Folge randalierenden Familienvätern wie zerbombt wirken würden unter dem stinkenden Gelbfilter, den das trotz aller Notstrom-Aggregate und mit extra-langer Laufzeit punktender Smartphone-Akkus am Aufmerksamkeitsentzug langsam verreckende Internet ausdünsten würde. Der Tod der Medien wäre unausweichlich und damit der des einzigen Instruments, das es unserer unterentwickelten Logik ermöglichen konnte, jemals unsere Kohorte zu finden. Mensch, beschäftige dich zur Beruhigung ein bisschen mit der schönen Henrietta, die zu verkörpern du dir vorgenommen hast – eine Frau aus einer Zeit, die zu einem großen Teil ohne Elektrizität klarkommen konnte. Bewundere ihre schlanke Datengestalt. Erkenne, dass, je weiter du bei deinen Recherchen in der Zeit zurückgehst, die Leute, die an den zugigen Ecken der Links rumlungern, immer prominenter und daher immer seltener werden. Es sind fast keine Frauen darunter, und so wunderst du dich nicht, dass die Geschichte immer wieder abreißt: Mit wem hätten die Herren Nachkommen zeugen sollen? Allein: Henrietta ist zu finden.

Wir nähern uns den Fakten, wir nähern uns der Welt. Du sagst dir: Die Daten werden heute in so großen Mengen aus den Tuben gepresst, dass die Geschwindigkeit ihres Erscheinens über ein kritisches Maß der Wahrnehmbarkeit hinausgetreten ist. Auf diese Weise lernten sie als Erfahrungen in vier Dimensionen laufen. Und das ist so ähnlich passiert, wie einst die Bilder im Film beweglich geworden sind. „Was willst du mit dieser Henrietta, geboren, gelebt, gestorben“, fragst du dich. „Hm“, sagst du dir, „du willst eigentlich nur auf die Kommode deiner Vergangenheit deinen Plasma-Schirm der Gegenwart stellen.“ Dazwischen liegen dann die polsternden Luftmaschen einer gehäkelten Zeit – nicht, um die Zeitfenster und ihre Aussichten zu verbinden, sondern damit sie, weil sie allem Anschein nach spröde sind, nicht aneinander zersplittern. Nimm das Deckchen weg, und du ragst zappelnd aus Henriettas gepolstertem JPEG-Sofa vom Anfang der Zwanzigerjahre – genau, das mit den stoffüberzogenen Knöpfen, das jetzt an deiner Stelle steht. Nimm sie weg, und die Zweige der Zimmerpalme lappen schmerzhaft aus dir heraus. Oder du siehst kurz an dir herunter und entdeckst, dass du bereits im Körper der bildschönen Henrietta steckst, dass du in einer Runde von kleinen Gören hockst, die die Kaffeetassen in den Händen gegen die Untertassen klappern lassen. Gerade liest deine Protagonistin, die du fährst wie die Kranführerin ihre Maschine, mit der sie im Laufe ihrer Dienstjahre verwachsen ist, die Zukunft aus ihrem Törtchen. Ihr Singsang erinnert dich an etwas, was sie dereinst werden wird. Gleich machst du daher den Mund auf, weil schließlich du hier leibhaftig die Zukunft darstellst, welche über sich schon so einiges zu erzählen wüsste. Und natürlich entwickeln sich in diesem Setting tumulthafte Szenen, weil du dich in der Zeit Henriettas überhaupt nicht auskennst und dementsprechend unverständlich wirkst. Du dagegen verstehst zwar alles – aber auch wirklich alles falsch. Die Zeit scheint aufgeplatzt wie der Stoffbauch einer alten, mit seltsam harten Kunststoffgliedmaßen versehenen Plinkerpuppe. Das ganze von Babyspucke aus mehreren Kindheiten imprägnierte Füllmaterial quillt raus, aber du hast den Eindruck, man stopfe es dir in den Mund. Und so erzählst du, dumpf brabbelnd, wie durch das undeutliche Gleichnis eines Romans hindurch irgendetwas Verqueres von einer Wohnung, die du gerade besichtigt hast – da erwartete dich vor der Tür ganz Österreich, das hier in Denver keiner auf einer Landkarte fände, ja, ein Österreich, das an diesem Ort der Welt wahrscheinlich gar nicht existiert, wartete auf dich mit blutunterlaufenem Blick, wieder mal ziemlich blöd personifiziert als ein zitternder Alkoholiker, der dich, indem er dir im jammernden Ton versicherte, er sei schlicht für gar nichts, wirklich gar nichts zuständig oder haftbar zu machen, mit taumelndem Schweißgruß willkommen hieß.

Textauszug: Lisa Spalt „Die zwei Henriettas. Eine Odyssee“, Czernin Verlag, Wien 2017

Buchpräsentation 04. Mai 2017 im StifterHaus

www.stifter-haus.at

Feminismus und Krawall

Fotos: Skizzen Ausstellungsbeitrag Feminismus und Krawall (f.u.k.) bei Kristallin#33 im Salzamt Linz

www.feminismus-krawall.at

Out Demons Out

Ein altgewordener Fan aus Österreich trifft den einstigen Polit-Rock-Berserker Edgar Broughton und versucht ihm klarzumachen, wie dessen Musik ihn damals vor der Enge und Bedrückung im dörflichen Post-Nazi-Österreich gerettet hat. „Out Demons Out!“ ist ein Faction-Roman über die Edgar Broughton Band – Walter Kohl hat einen Textauszug des eben erschienenen Buches zur Verfügung gestellt.

… do you wanna be a hero?

Oh Sir, I do.

One more question:

Right, Sir.

Do you wanna go to war, boy?

Oh yes please Sir, yes please Sir!

Charly hatte sie immer beneidet, die Rockmusiker. Wegen der vielen Frauen, der Hotelnachtorgien, der langen Haare und wilden Bärte, hatte er gedacht, als er selber sechzehn war und ihm Hilda und der Maurer und die Klosterschule, auf die sie ihn geschickt hatten, vorschrieben, wie lang seine Haare sein durften. Nicht sehr lang nämlich. Nur unwesentlich länger, als sie der Maurer getragen hatte, damals, bei der Hitlerjugend und im Reichsarbeitsdienst und beim U-Boot-Corps.

Im Kino sah er den Woodstock-Film, die unsägliche frühe deutsche Synchronfassung mit der oberlehrerhaften Kommentarstimme, die mit leicht empörter Besorgtheit vor Drogenmissbrauch warnt. Am tiefsten beeindruckten ihn Grace Slick, weil sie so schön war, und Country Joe McDonald, weil er so wütend anschrie gegen – ja, wogegen eigentlich? Charly wusste nicht, wogegen dieser Mann im Army-Parka wütete, doch es war gut. In der Wiener Stadthalle sah er Hair. Die Progressiven aus der Maturaklasse hatten die Busreise in die Hauptstadt organisiert, gegen zähen Widerstand des Gymnasialdirektors hatten sie durchgesetzt, dass auch Schüler aus der fünften und sechsten Klasse teilnehmen durften.

Charly verstand nichts von dem, was vorne vorging. Irgendwie drehte es sich um Vietnam. Er wusste nichts von Vietnam. Er kannte die Fotos aus dem Stern, das rennende nackte Kind mit der verbrannten Haut, der eine Vietnamese, der einem anderen Vietnamesen in kariertem Hemd mitten auf der Straße mit einer kleinen Pistole in den Schädel schoss, die riesigen Flugzeuge, die irgendwie zu eckig und zu lang aussahen, aus denen die Bomben träufelten wie Regentropfen. Er hatte wahrgenommen, dass die paar Gammler aus den Nachbardörfern, die manchmal mit ihren auffrisierten Mopeds durch das Dorf geknattert waren, in Lederjacken und mit Ketten behängt, auf einmal alle die grünen Armeejacken trugen, Ami-Jacken nannten sie sie. Sie gaben an vor den jüngeren Buben und den Mädchen, es seien original amerikanische Uniformjacken aus Vietnam, gebraucht, die Zellstofffabrik drüben beim Flughafen kaufe die auf, um daraus Papier zu machen, die Arbeiter suchten die wenig beschädigten Jacken raus und verkauften sie unter der Hand. Da, sagten die Burschen auf den Mopeds und zeigten auf Löcher im grünen Stoff, das sind Einschusslöcher.

Die Welt draußen wurde einem einfach erklärt, wenn man als junger Mensch in einem Dorf lebte. Die Vietnamesen waren die Guten, die Amerikaner die Bösen. Die Mopedrocker mit ihren Country Joe-Jacken waren auf der richtigen Seite. Warum viele von ihnen die amerikanische Flagge auf den Parka-Rücken genäht und etliche die Tanks ihrer Mopeds und ihre Helme mit den Stars and Stripes bemalt hatten, wie Fonda in Easy Rider, das irritierte keinen, die Rocker nicht, und auch nicht die jüngeren Burschen, die sein wollten wie sie. Und auch nicht, dass sich sogar die Väter irgendwie klammheimlich zu freuen schienen, weil die amerikanischen Soldaten jetzt die Arschlöcher waren, die Amerikaner, denen sie sich ergeben hatten müssen, die dann zehn Jahre lang das Kommando hatten, mit denen ihre Mädchen vögelten, denen ihre Kinder um Kaugummi bettelnd nachliefen.

Es hatte für junge Menschen einfach alles, was jung und neu und aufregend war, irgendwie mit Vietnam zu tun in diesen Jahren. Doch in der Wiener Stadthalle sah Charly auf der Bühne in all dem Hippie-Flower-Power-Getue nur die nackten Brüste und Ärsche der Schauspielerinnen im Trockeneis-Nebelgewabber.

Charly und sein Bruder waren Buben gewesen, wie sie in den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Krieg zu Zigtausenden auf den Dörfern lebten: Simpel gestrickt, an nicht viel mehr interessiert als möglichst wenig Zeit mit der Schule und den Hausaufgaben zu verschwenden, als Winnetou und Old Shatterhand über die Kuhwiesen und durch das Unterholz in der Au zu schleichen, sich Nachmittage lang mit verfeindeten Bubenbanden zu prügeln und die bunten Bildchen aus den Verpackungen der Schokoladeriegel mit dem italienischen Namen zu sammeln, zu tauschen und in die Alben zu kleben, zuerst Tiere der Welt und dann Szenen aus Karl May-Romanen. Abends dann ein bisschen fernsehen.

Nichts Besonderes war an so einem Landleben junger Menschen. Musik spielte keine Rolle. Musik, das war das Gedudel aus dem Saal des Wirtshauses, das in den Nächten der Feuerwehr- und Kameradschaftsbund- und Landjugendbälle im halben Dorf zu hören war, Polkas und Märsche und Walzer, wenn die Kapelle des Musikvereins aufspielte, schlecht interpretierte Schlager, wenn eine Tanzcombo ihre elektrifizierten Instrumente quälte. Musik, das waren scheppernde Klänge aus den Musicboxen in den Wirtshäusern. Von hundert Singles, die zur Auswahl standen, war die Hälfte von Slavko Avsenic und seinen Original Oberkrainern, die andere Hälfte Schlagerlieder, so überarrangiert und im Studio aufgemotzt, dass sie unwirklich klangen. Ganz zu schweigen von den Texten, die wirklich aus einer nirgendwo existierenden Unwirklichkeit kommen mussten. Am Abend träumen sie von Santo Domingo und weißen Orchideen. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern. Es hörte sich genau so schmalzig und bescheuert an wie die Opern, die sich Hilda manchmal im Fernsehen ansah. Am Tag als der Regen kam, lang ersehnt, heiß erfleht, klang wie ein schlechter Witz in dieser feuchten kalten Donau- und Voralpenlandschaft. Aber da sah wenigstens die Sängerin auf dem Single-Cover, das innen an die Glaswand der Musicbox geklebt war, geil aus, ganz anders als die Frauen und Mädchen im Dorf.

Zaghaft und anfangs kaum wahrnehmbar kam die Rockmusik in die Provinz. Neben Connie Francis und Dalida und Wanda Jackson und den Oberkrainern tauchte was auf in den Musicboxen, das anders klang. Jack the Ripper von Casey Jones, Keep on running von Spencer Davis, Paint it black von den Rolling Stones. Es gefiel Charly, weil es die Alten deutlich sichtbar ärgerte, wenn man eine Fünf-Schilling-Münze einwarf und fünf mal hintereinander Led Zeppelins Whole Lotta Love laufen ließ, stellt die Negermusik ab!, brüllten sie im Wirtshaus. Aber zu einem Fan, einem fanatischen Anhänger, machte es Charly nicht.

Dann hörte er das erste Mal Edgar und seine Band. Und sah ihn. Im Fernsehen, im Beat-Club aus Bremen. American boy soldier hieß der Song. Fasziniert saß er vor dem Bildschirm und wusste sofort: Das ist etwas anderes. Die meinen es ernst. Da geht es um mehr als bei den Troggs und Tremeloes und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick und Tich.

Es musste um Vietnam gehen, um Krieg jedenfalls, die Panzerattrappe, das viele Yes Sir-Gerede ließen keine andere Interpretation zu. Doch Vietnam war Charly egal. Was ihn gebannt zusehen ließ, war der erste Satz, den er von Edgar Broughton hörte. Der erste Frage in dem Song: What d’you wanna do boy? Genau. Das war es. Das war die Frage. DIE Frage.

Charly konnte die Popmusik nicht ernst nehmen. Es schien ihm Mädchenzeugs zu sein. Ihm, dem Kind, kam dieses Getue und Gesinge vor wie Kinderkram. Letzten Endes kamen diese Erwachsenen, die sich seltsam verkleideten und einfache Lieder trällerten, dem Kind Charly vor wie Kinder. Wohingegen er und die anderen männlichen Kinder im Dorf die Erwachsenen waren, in ihren Spielen. Sie beschäftigten sich mit ernsthaften Erwachsenendingen. Sie waren Krieger. Soldatenkinder. Kindersoldaten.

Alle Buben trugen Waffen, immerzu, einige schon vor Erreichen der Schulpflicht. Spielzeugrevolver, Stoppelgewehre, Luftdruckgewehre. Auf den Kirtagen in den umliegenden Dörfern gab es mehrere Stände, die nichts anderes verkauften als Faustfeuerwaffen für Kinder. Meist Revolver, möglichst langläufig, in Halftern aus Kunstleder an breiten Gürteln mit rundum laufenden Schlaufen für die Patronen, wie sie die Cowboys in den Wildwestfilmen trugen, am beliebtesten waren silbern lackierte Colts mit Griffschalen aus rotem Plastik, darauf als flache Reliefs Köpfe von Pferden oder Indianerhäuptlingen im Profil, mit wehenden Mähnen.

Die Mütter und Väter hatten nichts einzuwenden gegen diese Spiele. Es schien ihnen eine Selbstverständlichkeit zu sein für Buben. Es war gerade ein paar Jahre her, da hatten die Väter alle Pistolen getragen und Karabiner. Was sie aber nicht duldeten, und was man vor den Alten verstecken musste, waren echte Waffen. Die gab es in großen Mengen. Die Söhne der einstigen Wehrmachtssoldaten fanden Bajonette und HJ-Dolche überall in den Wäldern rund ums Dorf. Die Landser hatten sie weggeworfen, als es vorbei gewesen war, damals im Mai.

Die Klingen waren rostig, und die Heftschalen fehlten meistens. Die Buben schnitzten flache Holzstücke, die sie an den Griff klebten und dann dick mit Isolierband umwickelten. Mit Schleifpapier rieben sie den Rost von den Klingen, schärften sie mit Wetzsteinen, die die Bauern für ihre Sensen benutzten. Und dann zogen sie durch die Gegend, rechts am Patronengürtel die silbernen Colts, links die Bajonette, und fühlten sich für eine Weile stark und sicher.

Eigentlich waren wir auch boy soldiers, sagte Charly, noch immer den Arm um die Schulter des Bruders gelegt.

Ja, sagte der Bruder, kleine Scheißer mit Kapselrevolvern und Jungschar-Dolchen und stumpfen Bajonetten. Und voller Angst.

Ich spüre heute noch ein Kribbeln, so was wie Aufregung, wenn ich American Boy Soldier höre, sagte Charly. Ich mag dieses Lied.

Ich mag es auch sehr, sagte Edgar. Da sind so viele Geschichten damit verbunden.

Es war bei den Konzerten die langsame Nummer. Die Fans warteten darauf. Aber nicht weil es die Ballade war, die jede Rockband im Repertoire hatte. Sondern weil es den Leuten, die den Song hörten und ihn mochten, etwas bedeutete. Das Lied galt als das Underground-Protestlied gegen den Krieg. Doch es verbreitet keine Parolen, verkündet keine Botschaften. Es legt einfach los wie ein kleiner Sketch, eine Vertonung des damals in vielen Jugendzimmern und Wohngemeinschaften hängenden Posters vom klischeehaft dargestellten Uncle Sam mit den bösen stechenden Augen, der mit dem Zeigefinger wie mit einem Revolver auf den Betrachter zielt, I want YOU for US-Army!

Zwei Stimmen, ein Rekrutierungswerber, der einem unbedarften gelangweilten Jungen das Soldatenleben schmackhaft macht, das ein Held-Sein, ein kurzer Dialog wie auf einer Theaterbühne, sparsamste Gitarrenakkorde, dann ein paar hingetupfte Klopfer auf den Becken, anschwellender Trommelwirbel wie bei Militärmusik, so fängt es an.

Also, die Version, die Charly und sein Bruder an diesem späten Märznachmittag 1970 im Fernsehen sahen, beginnt so. Magst du die Farbe Grün? Davon gibt’s massenhaft dort, wo du hingehst! Magst du kleine gelbe Menschen? Möchtest du nicht ein paar umlegen!? Möchtest du in den Krieg ziehen? Und Arthur Grant sagt nur noch und immer wieder, oh ja Sir, bitte Sir, bitte Sir, und Steve Broughton trommelt heftig los, aber nur ganz kurz, gleich wird aus dem Ganzen ein folkiges nettes Liedchen, aber was Edgar singt, ist gar nicht nett, sie schicken mich heim, die Knochen zerschossen, Arthur und Steve pfeifen dazu und spicken Edgars Zynismus – lasst mich euch erzählen, was für ein gutes Leben die Army einem jungen Mann bieten kann – mit la-la-la und shoo-bee-doo-wah und Zeilen aus Baby Love von den Surpremes.

In jener Zeit, als Charly und sein Bruder das erste Mal Wasa Wasa auf den Plattenteller legten und sich American Boy Soldier wieder und wieder anhörten, war die Edgar Broughton Band auf Tournee, unterwegs in ganz Deutschland.

Da ist diese Geschichte mit amerikanischen Soldaten, sagte Edgar. Wir hatten drei Gigs in einer Woche, ich weiß die Orte nicht mehr, in Bonn war einer, und die anderen recht nahe. Darum waren wir die ganze Zeit im selben Hotel, was auf Tour sonst nicht oft vorkommt. Irgendwann mal wollten wir was rauchen, wir haben einfach Typen gefragt, wo kriegen wir hier Gras oder Haschisch. Fahrt in den und den Ort, haben die uns gesagt, da hängen immer zwei Schwarze rum, Soldaten, Amerikaner, da kriegt ihr was. Und so war es auch. Wir haben die getroffen, sie sind rein in unseren Range Rover. Die haben einen Chillum dabei gehabt, ein Riesending!

Edgar lachte und hob die Hände, um die Länge des Tonrohrs zu zeigen, dreißig Zentimeter mindestens. Oh Mann, stöhnte er, die haben mehr Hasch reingepackt, als wir in einer ganzen Woche geraucht haben. Da hast du dir Schwaden reingezogen! Lachte wieder und spielte vor, wie er an dem Rohr gesaugt hatte, röchelnd wie einer der am Ersticken ist. Und geriet ins Schwärmen: Das waren so wunderschöne Kerle! Absolut fit, muskelbepackt, mit strahlenden Augen. Der Löwe und der Tiger, so haben wir sie genannt, sagte Edgar. Die hatten drei Einsätze in Vietnam hinter sich und warteten nun auf den Flug zurück in die Heimat.

Ist irre, Mann, sagten die Musiker, wie schafft ihr das? Wenn du einen überlebst, ist es Glück, zwei ist der Wahnsinn, aber drei!?

Kein Problem für uns, lachten der Löwe und der Tiger. Uns hat es dort gefallen.

Die GIs und die Band trafen sich ein paar Mal während dieser Woche in der Nähe von Bonn. Sie zogen sich den Rauch aus dem Riesen-Chillum rein, und erzählten Geschichten, die Musiker über ihre Konzerte und die verrückten Fans und die Groupies. Und über ihre aktuellen Schwierigkeiten mit dem Tour-Management, da gab es Streitereien wegen Abrechnungen, unangenehme Geldgeschichten. Der Löwe und der Tiger redeten von Vietnam. Was sie dort getan hatten. Es waren schlimme Dinge.

Die beiden waren Killer, sagte Edgar in der oberösterreichischen Terrassennacht. Sondereinsätze. Marines. Oder Navy Seals, irgend so was. Wirklich üble schlimme Geschichten haben die erzählt.

Am Tag der Abreise lud die Band den Löwen und den Tiger ein zum Frühstücken im Hotel. Wieder fingen sie an zu schwärmen von ihren Abenteuern im Dschungel, Apocalypse-Now-Drogentrips voller Gewalt und Mord.

Hey, sagte dann der Tiger. Ihr seid coole Typen. Wir mögen euch. Wir kommen zu euch nach London.

Ja, sagte der Löwe. Ihr habt doch dieses Problem mit dem Management. Wir kommen und lösen es!

Wir machen das für euch, sagte der Tiger. Kostet euch nichts. Wir mögen euch.

Ihr sagt uns den Namen von jedem, der euch Probleme macht, sagte der Löwe, ihr sagt uns, wo er lebt, und dann müsst ihr euch nie wieder Gedanken machen wegen der Sache.

Edgar fiel das Herz in die Hose. Nein, nein, nein, stammelte er, so wild ist das nicht, wir regeln das am Zivilgericht. Danke euch, Jungs, das ist toll – aber wir wollen wirklich keine Auftragskiller, die für die Edgar Broughton Band arbeiten! Die Fans würden es nicht verstehen. Niemand würde es verstehen!

„Charly, längst jenseits der sechzig angelangt, trifft auf den Helden seiner Jugendtage: Edgar Broughton, der mit seiner Band in den siebziger Jahren Leben und Weltsicht einer Generation von Jugendlichen geprägt hat. In einem trostlosen Dorf aufgewachsen, idealisierte Charly Broughton, der seine Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse nie verleugnete und für die raue, politische Facette der Rockmusik stand. Seine Musik (vor allem aber, was Charly in deren Texte hineinfantasierte) erhob ihn aus der spießigen Idylle in eine größere, mutigere Gedankenwelt. Nun, Jahrzehnte später, ergreift Charly die Gelegenheit und bucht sein Idol für die Geburtstagsfeier seines Bruders. Es folgen Abende, Nächte, Tage, in denen nicht nur Edgar sich erinnert, sondern in denen Charly lernt, sein Leben ein wenig mehr zu akzeptieren.“ So heißt es im Verlagstext und weiter: „Walter Kohl nähert sich in seiner Huldigung an eine der prägenden Figuren der britischen Rockmusik literarisch an – und erfährt ganz nebenbei seine eigene Geistervertreibung.“

 

Out Demons Out

Ein Roman über die Edgar Broughton Band

von Walter Kohl

erschienen im Frühjahr 2017

im Picus Verlag, Wien

 

Buchpräsentationen am 20. April im Tunnel Wien und am 25. April im StifterHaus Linz.

An beiden Abenden wird Edgar Broughton persönlich das musikalische Begleitprogramm gestalten.

„Don’t Dance with Fear and the Rain will disappear“

Christine Hinterkörner sorgte bereits im Winter mit dem ersten Album „Fat Black Spider“ ihres Avantgarde-Pop-Projekts Madame Humtata in der Musikwelt für Aufsehen. Daniel Steiner hat sie getroffen und fragt nach, was Madame Humptata aktuell betreibt.

Mit einer auf Klavier, Bass und Schlagzeug basierenden Instrumentierung und von der herausragenden Gesangsleistung Hinterkörners lebend, erntete Fat Black Spider in den Rezensionen der Musikpresse großes Lob. Referenzen auf Björk, Soap and Skin bis zu Kate Bush wurden gemacht. Doch Madame Humtata wird den – gerne in Schubladen kategorisierenden – MusikjournalistInnen das Leben in Zukunft nicht leicht machen und mit dem sich gerade in Arbeit befindlichen neuen Werk musikalisch gänzlich neue Wege gehen. Das Wort Techno steht im Raum!

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass es sich bei diesem Artikel um keine Rezension des neuen Madame Humtata-Albums handeln wird. Die Arbeiten am Werk sind noch im Gange, folglich gibt es für produktionsfremde Ohren auch noch keinen Ton zu hören. Das Erscheinungsdatum des neuen Albums, dessen Titel noch geheim ist, ist für Herbst 2017 anvisiert. Gespräche mit Labels laufen, Details können hier aus verhandlungstaktischen Gründen selbstredend nicht veröffentlicht werden. Alle meine Informationen über die neuen Stücke stammen aus einem im Cafe Traxlmayr geführten Gespräch mit Christine Hinterkörner. Trotzdem erscheint es mir opportun, bereits jetzt zu versuchen, die in mir in diesem Gespräch geweckte Neugier durch einige Zeilen auf die geneigte LeserInnenschaft zu übertragen.

Bereits Werner Gröbchen bemerkte zu Fat Black Spider, dass „permanente Verwandlung und Zurückverwandlung, dieses Hin- und Her, die ständige Häutung und Freilegung immer neuer, tiefer und tiefer liegender Persönlichkeitsschichten“1 zentral für das Verständnis des Projekts Madame Humtata sind. Musik, Choreographie und Kostüme bei der Life-Performance sowie die Videoarbeiten stellen vielmehr gleichberechtigte Teile eines Ganzen dar, die zwar auch einzeln für sich genommen funktionieren, ihre ganze Kraft jedoch erst in Kombination entfalten. Ganzheitlich betrachtet könnte also auch der angekündigte radikale musikalische Paradigmenwechsel Madame Humtata an sich gar nicht so radikal verändern wie zuerst gedacht.

Christine Hinterkörner beschreibt die musikalische Gefühlslage ihrer neuen Arbeiten als großstädtisch, gegenüber einem mediterranen, mit Sicherheit ihren häufigen Barcelona-Aufenthalten geschuldeten Grundgefühl der Fat Black Spider-Zeit. Fast-Forward statt Laid Back, eine Aufforderung zum Ausbruch durch Tanz. Komponiert am Klavier funktionieren die neuen Stücke auch als Songs2, die elektronische Umsetzung erfolgt erst in einem weiteren Schritt. Hier kommt wie bereits beim Debüt-Album Jazzpianist Michael Hornek als Produzent ins Spiel. Die Inspiration für die Kompositionen bezieht Hinterkörner von Außen, von neuen Städten, Landschaften, durch das Ausloten von Grenzen. Im Schaffensprozess eines Lieds steht daher der Text an der zweiten Stelle, nicht von der Wertigkeit, sondern ganz profan in der Reihenfolge des Machens. Während sie die Texte der Fat Black Spider-Songkollektion selbst schrieb, werden diese beim neuen Album von Patrik Huber aka Georgie Gold beigesteuert. Fasziniert von dessen tiefgründiger bildhafter Sprache wollte Christine Hinterkörner für Madame Humtata das Experiment wagen, diese Texte mit ihrer Stimme und ihrer Art zu singen kollidieren lassen.

In puncto Kostüm hingegen greift Hinterkörner wieder auf eine bewährte Zusammenarbeit zurück. Basierend auf eigenen Entwürfen entsteht die oft surreale „Humtata Couture“ gemeinsam mit der bekannten Modeschöpferin Daniela Karlinger, die unter anderem auch für die Konkurrenz wie Lady Gaga tätig war. Bereits fertig ist die „Sculpture of Zig Zag“, ein analoges 3D-Kostüm aus Spitzen, welches auch als schattenwerfender, organisch-digitaler Kristall oder als dunkle Erleuchtung zu beschreiben ist.

Diejenigen, welche ich erfolgreich mit meiner Neugier angesteckt habe, müssen sich, wie eingangs erwähnt noch bis zum Herbst gedulden. Zur Überbrückung der Wartezeit kann ich aber folgende Projekte, bei denen Christine Hinterkörner mitwirken wird, empfehlen: „End of the Rain“, ein interdisziplinärer Ausbruch basierend auf Texten aus dem Buch „Poems for Anarchy“ von Patrik Huber im Rahmen des Tanzhafenfestivals am 29. Mai in Linz. Und „Wallflowering“, eine Performance gemeinsam mit Iris Heitzinger und Franceoise Boillant in der ARGE Salzburg am 8. März. Viel Vergnügen!

 

1 www.be24.at/blog/entry/651693/madame-humtata-fat-black-spider

2 Als Nebenprojekt ist eine spätere Veröffent­lichung in reduzierter Version angedacht

Die Unmöglichkeit der Zeit

„Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich“: Kurt Palm inszeniert ein Stück, das als Probe für ein Obdachlosen-Shakespeare-Festival angelegt ist. Groteske Zeiten und verstaubte Konventionen: Wer hat an der Uhr gedreht? fragt sich Christian Wellmann angesichts des Stücks und definiert einen DEFCON-Modus „65 Minuten nach 5 vor 12“ am Theater Phönix.

„Ist es wirklich schon so spät“, trällerte Pink Panther Paulchen mit dem Cartoon-Clouseau im Vorabend-Fernsehen. Bett­hupferl, Zeit vorbei, gute Nacht. Traumpanther gleitet, Roadmovie in den Wolken endet abrupt. In „Ein Sommernachts­traum oder Badewannengriffe im Preisvergleich“, einer dem Geiste des Sozialismus verpflichteten Groteske/Palmeske, wird der Slapstick-Inspektor Clouseau mit Aktentasche (und Diaprojektor) zum wiederkehrenden Indikator, als Vorbote zum Tod1. Seine stoischen Auftritte als DDR-Diavortragender (grandios repetitiv gespielt von Tom Pohl), der als Clouseau von der Bühne abgeht, werden zu einer Endlosschleife, in der die Zeit aussetzt. „Es wird ja immer absurder“, dieser Stehsatz beendet dann stets dieses absurde Treiben und alles danach scheint ungetrübt weiterzulaufen, nichts ist passiert.

„Wer hat an der Uhr gedreht?“ Im neuen Theaterstück von Kurt Palm, einer lose angelegten Fortsetzung der 09-Aufführung „Der Zwerg ruft“ in ebenjenem Theater Phönix, liegt dieser Zeit-Loop als Verfremdungseffekt im Epizentrum des Zeitlochs, das sich über das ganze Stück erstreckt. Darin werden jegliche Illusionen des Publikums wie ein Rudel Kätzchen ertränkt. Die Zeit springt von Klippe zu Klippe, von einer möglichen nahen Zukunft (Marslandung), dem Jetzt (Trump-Bezug), einer stehengebliebenen Zeit (Sozialismus/Kommunismus), zur Vergangenheit (der Original-Sommernachtstraum, das Schwelgen der drei Hauptcharaktere, DDR) bis zur direkten Zukunft des Stücks selbst, das (zu) oft angesprochene Ende des Stücks. Alles von postmodernen Sprenkeln durchzogen, die ebenfalls in der Zeit eingefroren sind. Gitterstäbe der Postmoderne, am Bestehenden fummelnd. Nichts wird unversucht gelassen, die Zeit ungreifbar, glitschig zu machen. Darum herum schlängelt sich eine vordergründig seichte Story mit Kalauern, üppig aufgetischt, wie’s sich fürs ländliche OÖ gehört. Fettig, triefend, die (zu) oft erwähnte Abneigung Palms gegen das konservativ eingeschnürte Land ob der Enns schmachtet sich am Abgrund des gerade noch Verträglichen vorbei. Der DEFCON-Modus der zentral im Theaterraum hängenden Uhr ist auf 1 Uhr festgenagelt, natürlich bleibt die Zeit hier stehen, auf 65-Minuten-nach-5-vor-12. Wobei DEFCON 1 = Uhrzeit 1 Uhr die maximale Einsatzbereitschaft bedeutet, alle Truppen werden eingesetzt = Trump-Zeit? Fake Time?

Der Begriff der Zeit verschmilzt mit dem Ursprungsmaterial Shakespeares. Eine Gratwanderung entlang eines verstaubten Kommunismus-Begriffs, den Palm jetzt festhalten und in die Gegenwart/Zukunft retten will. „Der Sommernachtstraum“ ist Trash-Theater, ein Messie-Versatzstück, eine postmoderne Zeitkapsel – sie nimmt alles, das direkt greifbar ist (Requisiten) oder überhöht werden kann (politisches Geschäft/Gesellschaft), lädt es ironisch auf, und wickelt es um das Original-Stück herum. Metafiktion, selbstreflektierend, ja teilweise selbstverliebt, eitel. Der Überraschungseffekt bleibt (zu) oft auf der Strecke, aber auch das ist wohl Absicht, um Reaktionen im Publikum zu generieren. Die Gehirnwäsche in Palms Sommernachts-Interpretation funktioniert, weil einem Brocken apportiert werden, die einen beschämen, vordergründig (absichtlich) platt rüberkommen, provozieren. Landestheater-Polemik, OÖN, Stadtwache, rechte Hirnstillständler, der gsöchte Pforra – mit Genuss bohrt Palm in die Fontanelle des Jetzt-Zustands, hier, im Oberstübchen von Österreich. Den Skandal suchend, obwohl einem dabei manchmal auch eine, äh, Face-Palm auskommt ob der Pop-Politik mit seichten Schmähs abzulenken, unterhalten um zu vergessen. Da wären wir wieder beim Zeitbegriff.

Episches Theater nach Brecht ist hier genauso drinnen wie Beckett, Flann O’Brien, klar, ist ja eh immer bei Palm dabei, aber: Handelt es sich hier eigentlich um ein Theaterstück? Oder einen Laienschelmenschwank? Eine zufällige Probe, von zufällig vorbeischauenden Probenden? Den Versuch einer Probe? Ist die DDR der hier auftretende Tod? Auf alle Fälle schimmert ein durchgängiger, jedoch disziplinierter Dilettantismus durch, alle drei Hauptdarsteller (solidarisch: gefühlt gleichlange Texte) erblühen in dieser von ihnen abverlangten Gratwanderung glaubhaft.

„Der Sommernachtstraum“ hat als Klassiker der Laientheater-Inszenierung (im englischen Sprachraum) immer noch eine große Tradition. Reflexionen auf zeitgenössische Irrungen lassen sich treffender – zeitlos – bestreiten, wenn sie in klassische, erprobte Universalstücke getränkt sind. Das gibt es schon, seit das Gilgamesch-Epos, das Ursprungswerk der Literatur, von griechischen Dichtern geplündert wurde – eines der meist kopierten Stücke überhaupt, auch William Shakespeare bediente sich bei dieser Mutter aller Schriften.

Mit Konservativem ebensolches in den Arm kneifen. Im Original sind es Handwerker, die ein Theaterstück proben, hier sind es drei gefallene Engel, die eine Probe zu einem Obdachlosen-Shakespeare-Festival im Vereinsheim der KP Linz abhalten – und mit Tod, Geistern und dem DDR-Clouseau in ebenjenes Zeitloch kippen. Dieses Stück im Stück wird dort geprobt (eigentlich nur der Versuch), und steht im Mittelpunkt von Palms Inszenierung. Demaskierung eines Klassikers mit Lokalkolorit, das einen vermeintlich verstaubten Inhalt (Shakespeare) mit dem verstaubten Linz (Athen) und Kommunismus (Gespenst) staubbewedelt. Im besten Wer-hat-uns-verraten-Sozialdemokraten-Chic, in Linz täglich Brot, rollt dieser surreale Traum über alles und jeden. Der Tod tanzt vor dem Bildnis Stalins, Mekka ist dort, wo die Toiletten sind.

Probe der Probe: die Vorzüge, die Hauptprobe des Stücks besucht zu haben und in der letzten Reihe zu sitzen – hinter einem nur Regie und Assistenz – „viel zu leise“, „leere Plätze“ (Anm.: 22 leere Plätze bei der Hauptprobe im frostigen Jänner, glatteisbedingt!), Block gefüllt, Knacken von Bleistiftspitzen, murmelmurmel … So gesehen war die öffentliche Hauptprobe eigentlich die wahre Premiere, das eigentliche Stück, bzw. eines Stückes, das sich selbst als Probe definiert, mehr Probe geht nicht, nach dem ersten Mal, dieser Hauptprobe, ist’s keine Probe mehr …

Alle Dinge ändern sich. Auch dieser Text ist ein Probegalopp eines Beschreibungsversuchs, der nur einen Zweck verfolgt: eure dafür verwendete Zeit unabänderlich an dieser Stelle abzulegen. Zum Wiederauffinden und immer wieder Zurückkehren, als Mahnmal für ein nie mehr wiederkehrendes Zeitgefühl.

1 Aktentaschen-Indikator, humoristischer Versuch, aus dem Füllungszustand der Aktentasche von Alan Greenspan schon bei dessen Erscheinen zur jeweiligen US-Notenbank-Sitzung auf die späteren Entscheidungen zu schließen.

 

Kurt Palm liest außerdem im März im StifterHaus aus seinem Roman „Strandbadrevolution“.

Wir zitieren aus dem Verlagstext: „Im Sommer 1972, in dem die Amerikaner Nordvietnam bombardieren, bereitet Ernst, der sich nach seinem Idol von den Rolling Stones Mick nennt, mit seinen Freunden im Strandbad die Revolution vor. Während sein Vater meistens in der Garage beschäftigt ist und seine Mutter die Tiefkühltruhe zum Bersten anfüllt, sollte Mick eigentlich für die Französisch-Nachprüfung lernen, lässt sich jedoch von zwei bislang im Bad noch nie gesichteten Mädchen ablenken. Doch schließlich endet dieser Sommer nicht nur für Candy, den jüngsten der Freunde, mit einer Katastrophe. Kurt Palm erzählt, wie lange ein Sommer in der Provinz in Österreich sein kann und wie kurz und unerbittlich das Leben.“

 

Lesung StifterHaus

16. 03. 2017 19.30–21.00 h

KURT PALM: „Strandbadrevolution. Roman“

„Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich“

Noch bis 9. April im Theater Phönix

theater-phoenix.at

 

Claus Harringer hat auf Radio FRO einen Beitrag übers Stück verfasst – unter anderem ist darin über Kurt Palms Abneigungen gegen die Theaterkonventionen und das Theater an sich zu hören.

fro.at/article.php?id=11934

Stadtblick

stadtblick_tabak-shopping_einkaufen in der tabakfabrik kann ihre gesundheit gefährden

Neue Warnhinweise auf großen Zigarettenpackungen: Einkaufen in der Tabakfabrik kann Ihre Gesundheit gefährden!

Von Menschen und Flaggen

Mitte März wird bei den Tanztagen im Posthof Helena Waldmanns neues Stück „Gute Pässe Schlechte Pässe – eine Grenzerfahrung“ gezeigt. Die Choreographin und Regisseurin gab – im Vorfeld und noch während der Erarbeitungsphase des Stücks – ein Interview über Flaggen, Grenzen und politische Haltung in der Tanzkunst.

Jeweils vier TänzerInnen und AkrobatInnen treffen auf 20 Mauerbauer – das ist in Kurzbeschreibung der Plot des Stücks „Gute Pässe Schlechte Pässe – eine Grenzerfahrung“. Dahinter und darunter liegt die Auseinandersetzung mit Grenzen und Grenzübertritten, mit Tanz, Akrobatik, kultureller Differenz und ökonomischer Diskrepanz. Helena Waldmann ist international tätige Choreographin und Regisseurin und gilt als eine mit globalen Themen agierende Künstlerin. Weitläufige Einflüsse für ihre ungewöhnlichen Arbeiten nimmt sie aus der ganzen Welt und aus unerwarteten Lebensbereichen mit auf die Bühne. Anfang März hat das neue Stück in Ludwigshafen Premiere, die Österreichpremiere erfolgt kurz danach im Linzer Posthof. Hier das Interview, die Fragen hat Tanja Brandmayr gestellt.

Zum aktuellen Stück „Gute Pässe Schlechte Pässe – eine Grenzerfahrung“ haben Sie ein etwa halbminütiges Video auf ihre Homepage gestellt, auf dem eine durchsichtige Flagge zu sehen ist, die im Wind weht. Ich fand dieses Bild ungemein zart und widersprüchlich in einem, gleichzeitig hoffnungsvoll und unheimlich. Vielleicht können Sie verraten, wo sie diese Visualisierung gefunden haben, bzw. wie Sie darauf gekommen sind und ob diese durchsichtige Flagge auch im Stück vorkommt?

Bei einem der ersten Treffen mit meinem Dramaturgen Tobias Staab sprachen wir über Nationalhymnen und Fahnen. Ich erzählte ihm, dass die Akrobaten, mit denen ich arbeiten werde, eine „human flag“ performen können. Da „weht“ ein Mensch sozusagen wie eine Flagge am Mast. Vom menschlichen Körper als Fahnenmaterial sind wir auf transparentes Fahnenmaterial gekommen und so auf die Künstlerin Edith Dekyndt und ihr wunderbares Video „One Second of Silence – (Part 1) N.Y.“ von 2008. Das Original ist 18:29 min lang*. Da ich im Stück mit richtigen „human flags“ arbeiten kann, werde ich in der Inszenierung auf die durchsichtige Flagge aber verzichten.

Diese Ambivalenz der Unsichtbarkeit scheint das Thema Grenzen perfekt einzufangen: Geld oder Warenströme passieren zunehmend ungehindert die Grenzen, Menschen hingegen nicht. Sie sprechen von guten Pässen, etwa dem deutschen Pass, der die Einreise in 178 Länder ermöglicht, und schlechten Pässen, die das in weit geringerem Ausmaß tun. Sie sprechen davon, dass die Bewegungsfreiheit von Menschen von der Kreditfähigkeit ihrer Staatszugehörigkeit abhängt. Und hinsichtlich der Grenzen von den großen zeitlosen existenziellen Fragen nach Identität, dem Widerspruch von Sicherheit und Freiheit. Sie schreiben interessanterweise zu Ihrem Stück: „Die einmal errichtete kulturelle Differenz scheint umso nötiger zu werden, desto deutlicher wird, dass die Grenze gar nicht oder nur virtuell existiert.“ Ist das die Analyse des Jetztzustandes – die große Ähnlichkeit nach innen, andererseits der Ausschluss, und insgesamt eine unüberwindbare gesellschaftspolitische, kulturelle und ökonomische Diskrepanz?

Ich glaube, es ist immer eine Frage, wie und an wen die Menschen ihr legitimes Sicherheitsbedürfnis delegieren. Eine Grenze kann der eigene Gartenzaun sein, aber auch die Atmosphäre unserer Erde. Wie man Grenzen definiert, zumal als stabile Gebilde, die sie mit einem kurzen Blick in die Geschichte ja niemals gewesen sind, das ist meines Erachtens eine kulturelle Verabredung. Man denkt bei Grenzen gleich an Sprachgrenzen, aber nur ein Blick in die Schweiz zeigt, dass selbst diese Grenze nur eine gedachte sein kann. Dabei unternehmen wir doch fast alles, um uns dieser Grenzen gewiss bleiben zu können. Wir jubeln für Nationalmannschaften, wir identifizieren unsere Zugehörigkeit mit der Farbe unseres Passes – was aber, sobald es um die Farbe der Haut geht, auch nicht immer zu helfen scheint. Wir versuchen bunt zu sein, aber immer nur innerhalb von Grenzen, und das meine ich, gebildet aus tatsächlich völlig virtuellen Volkswirtschaften eines virtuellen Binnenmarkts oder eines virtuellen Bruttoinlandsprodukts. All diese Kennzahlen bezeichnen in Wirklichkeit doch nur das, was in die Kasse einzelner Staaten gelangt, während die tatsächlichen Geld- und Warenströme nahezu ungehindert um den ganzen Globus reisen. Warum Menschen nicht genauso reisen können, oder nur analog zum Ansehen ihres Reisepasses, will mir nicht in den Kopf. Liegt es vielleicht daran, dass sich der Wert eines Passes in genau dem Maße bestimmt, wie es gerade um die Kreditwürdigkeit eines Landes bestellt ist? Zumindest ist es doch erstaunlich, dass die Pässe, die einem den Eintritt in andere Länder ohne Visum oder mit Visa on arrival erlauben, in der Regel von Ländern ausgestellt werden, die auch die internationalen Finanzagenturen im Ranking mit AAA, also top bewerten, während die Kreditwürdigkeit afrikanische Länder oder Afghanistan, Syrien usw. auf demselben Ramsch-Niveau bewertet sind wie die Pässe ihrer Einwohner.

Als Bühnenkünstlerin lassen Sie zur Verdeutlichung der kulturellen Differenz Tänzer und Akrobaten aufeinandertreffen, als symbolische Kollision von unterschiedlichen ästhetischen Überzeugungen und Traditionen. 20 menschliche „Mauerbauer“ formieren außerdem Menschenmauern – oder versinnbildlichen die vierte Wand zum Geschehen an sich … Im Sinne einer Annäherung, etwa, dass sowohl der zeitgenössische Tanz als auch der Cirque Nouveau seine Grenzen ständig erweitert, und sich die Formen ja auch annähern: Ist das konkret ästhetisch-kulturell dann doch nicht auch ein Match des eher feinen zeitgenössischen Unterschiedes? Das hat ja auch was Humoreskes?

Humor finde ich schön, und angesichts der auch ästhetischen Debatten sehr nötig. Ist das jetzt noch Ballett oder etwa nicht? Hat das noch Stil oder wurde er dem zeitgenössischen Tanz geopfert? Wann wird endlich mal wieder „richtig“ getanzt? All diese Erwartungen finden ihren Ausgangspunkt in der Ausbildung, also in den jungen Jahren von Tänzern und Akrobaten, die nominell zwar, wie in Rotterdam oder Berlin, zusammen studieren, tatsächlich aber sehr früh zu Spezialisten erzogen werden, und die sich, wie das bei Jugendlichen normalerweise der Fall ist, gegenseitig auch ein wenig verachten. Die einen machen Show, die anderen Theater. Die einen können erstaunliche Tricks, die anderen nicht. Dafür werden Tänzer vom Staat alimentiert, Akrobaten nach Möglichkeit aber nicht. Auch hier wimmelt es vor virtuellen Grenzziehungen und es ist wohl tatsächlich der Postmoderne und ihrer Idee vom Patchwork zu verdanken, dass sich die Unterschiede nach Möglichkeit so horizontal wie möglich einebnen sollten. Heute hingegen geht es gegen den Schlachtruf „Alles ist möglich“ wieder tüchtig zur Sache. Das Theaterensemble sei besser als eine freie Gruppe. Die Oper besser als der Tanz. Das historisch Gewachsene besser als irgendetwas in der Gegenwart Entstehendes. Richtig lachen kann ich da nicht. Und auf der Bühne von „Gute Pässe Schlechte Pässe“ werden wir genau diese künstlichen Differenzen weidlich ausschlachten.

Ihre politische Haltung ist unübersehbar, sie agieren global. Sie hatten ein Stück über den Nahostkonflikt, eines über Textilarbeiterinnen in Bangladesch, „Letters from Tentland“ handelte von iranischen Frauen. Sie arbeiten mit Menschen vor Ort zusammen. Wie kommen Sie zu ihren AkteurInnen?

Über das Interesse. Meist leite ich, wie in Teheran, einen 1–2wöchigen Workshop. Oder finde eine Partnerschaft wie in Bangladesch, eine Tanzschule. Aus der Auswahl der Teilnehmer dort entwickelt sich dann das Casting für eine Produktion. Auch für „Gute Pässe Schlechte Pässe“ wurde ich bei einer Tänzer-Audition in Berlin fündig. Bei den Akrobaten war es allerdings etwas energie- und zeitaufwendiger. Ich bin ein Neuling in dieser Szene, bekam hier aber Hilfe von Anke Politz, der Geschäftsführerin des Berliner Theaters Chamäleon, um an die richtigen Artisten heran zu kommen. Bis ich die vier Akrobaten gefunden hatte, die sich auch auf mich einlassen konnten, das hat länger gedauert, was vor allem am System der Akrobaten liegt. Ein Artist arbeitet in der Regel mindestens 3 Monate, oft aber auch 6 Monate lang en suite an einem Varietétheater. Man kann ihn also für einzelne Vorstellungen an verschiedenen Orten gar nicht engagieren, da sie sich aus ihren täglichen Vorstellungen nicht verabschieden können. Es gibt aber Akrobaten, die ihr starres System satthaben – und die hab ich jetzt in meiner Gang.

Welche Beziehungen entstehen während, oder auch nach einer Stückerarbeitung?

Da ich von beteiligten Künstlern immer erwarte, dass sie an der Autorenschaft des Stücks beteiligt sind, wird unsere Beziehung in den meisten Fällen sehr eng und vertraut.

Was die Formensprache ihrer Arbeiten anbelangt: Empfinden Sie sich selbst als eine Art Grenzgängerin, in dem Sinn, dass Sie derartig verschiedene künstlerische Stilmittel einfangen, tänzerische Stile, theatralische Mittel? Ich meine etwa „GlückStück“, das die starke Macht des tänzerisch-theatralen Ausagierens feierte, fast anarchisch wirkend – im Gegensatz zu „revolver besorgen“, das die Demenz thematisiert – und das als klassisches Soloballett in gewisser Weise den Verlust der strengen Form auf die Bühne bringt. Was treibt Sie um, welche Fragen, welche Bildsprachen – und was sind die Dinge, die Sie als verbindende Elemente betrachten?

Mich treibt das Nomadische. Die Neugierde auf den Rest der Welt. Ich habe alle Kontinente der Welt bereist und auf vier von ihnen mit meinen Stücken gespielt. Manchmal fällt mir auf den Reisen etwas auf, das ich nicht vergessen kann. Ich nenne das meine „Fundstücke“. Aus diesen Fundstücken entwickeln sich oft auch die Themen für meine Tanz-Inszenierungen. „BurkaBondage“ zum Beispiel beruht auf Workshop-Erfahrungen in zwei so unterschiedlichen Ländern wie Japan und Afghanistan. Die Zuschreibungen, die bei uns etwa das japanische Shirbari, also Bondage, und die Burka in Afghanistan erfahren, hat nicht unbedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Zuschreibungen sind etwas Trennendes. Guck mal, die unterdrückte Frau unter der Burka. Guck mal, die gefesselte Frau, total das Opfer. Zuschreibungen trennen. Das ist ein Aspekt, der mich auch bei „Gute Pässe Schlechte Pässe“ interessiert. Was, wenn nicht Unterstellungen, bringt Menschen dazu, überhaupt Grenzen zu ziehen? Und was, wenn nicht die Suche nach dem Glück oder die Phänomenologie des Vergessen treibt uns an?

Vielleicht können Sie über das Verhältnis des Ästhetischen und des Politischen ein paar Worte sagen? Ihre Bühnenarbeiten sind, wie oben angedeutet, thematisch und global weit gestreut, bleiben dabei aber auch selbstreflexiv auf den eigenen Bühnenkosmos bezogen, sind Ästhetik, Analyse und Wagnis – oder in der Gegenüberstellung auch Provokation. Bei „Made in Bangladesh“ haben Sie etwa auch die harte Arbeit der TextilarbeiterInnen dem westlichen TänzerInnenprekariat gegenübergestellt. Der sich emanzipierende Mensch als das politische und ästhetische Thema schlechthin?

Das ist nicht falsch. In „Made in Bangladesh“ ging es um Textilfabriken, um die Arbeitsbedingungen dort, aber es war doch ein Stück für Tänzer, denen es oft nicht besser ging als den Näherinnen, die sich immerhin hoch gearbeitet und ihre relative Rechtlosigkeit in ihrem Dorf hinter sich gelassen hatten. Wie sollte ich da nun die Situation der Tänzer übersehen, auch wenn es im Stück zunächst um die Ursachen der globalen Dumping-Spirale geht? Gibt es die denn nicht auch bei uns? Immer mehr gut ausgebildete Künstler kämpfen um einen immer geringer finanzierten Theaterjob. Es fällt mir wirklich schwer, da die Augen zu verschließen. Ich bin nicht absichtlich eine politische Künstlerin. Ich weiß nur nicht, wie man das Politische übersehen soll. Manchmal beneide ich Künstler, die das können und sich für die übrige Welt gar nicht interessieren.

Die abschließende Frage: Sie befinden sich zum Zeitpunkt des Interviews noch in der Stückerarbeitung. Wie entwickelt sich das Stück, wie geht es Ihnen persönlich mit dem Status Quo der Erarbeitung?

Gut, danke der Nachfrage, sehr gut, weil das Stück von Neugierde angetrieben wird, von der Lust, Neues von Tänzern und den Akrobaten zu lernen, von Zeitgenossen, die sich etwas trauen, die etwas wagen, die etwas riskieren. Jetzt tun sie es mit mir, aber an allen anderen Tagen auch ohne mich. Ich bin ziemlich elektrisiert von einem Team, das sich schon am ersten Probentag getraut hat, mit wildfremden Menschen, die ich als „Mauerbauer“ einfach mit eingeladen habe, umzugehen. Was übrigens verblüffend einfach war. Sie haben sich einfach menschlich einander genähert und herausgefordert.

 

Helena Waldmann: www.ecotopiadance.com, www.helenawaldmann.com

* Die im Interview erwähnte durchsichtige Flagge der Künstlerin Edith Dekyndt vimeopro.com/user15725279/edith/video/ 65647087

 

„Gute Pässe Schlechte Pässe – eine Grenzerfahrung“, Helena Waldmann:

14. März, 20 Uhr, Posthof Linz

Das Stück wird innerhalb der Tanztage Linz gezeigt.

Alle Stücke: www.posthof.at

Die kleine Referentin

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… some women actually find it attractive …

Frau weiß gar nicht, womit sie diesmal diese Kolumne beginnen soll – es tut sich ja so wahnsinnig viel auf dem Parkett der Frauenverachtung, und nicht immer ist sie auf den ersten Blick als solche erkennbar. Immerhin steht ja auch der Internationale Frauentag vor der Tür, Tageszeitungen werden womöglich einen Tag lang ausschließlich die weibliche Schreibweise verwenden (und werden damit ungewollt manifestieren, wie ungewöhnlich dies ist, „Zurück zur Normalität!“ würde es Heinz Mayer* verzweifelt formulieren). Und es werden wohl erneut erschreckende Zahlen veröffentlicht zu Themen wie: Frauen auf der Flucht, Mädchen in die Technik, häusliche Gewalt und gläserne Decke. Zu letzterem Thema haben an einem Wochenende bereits im Februar zwei Artikel versucht, mich darüber zu informieren, weshalb wir auf Geschlechtergerechtigkeit in österreichischen Führungsetagen noch länger warten werden. Einer war im Karriereteil des Standard zu finden, wo eine Studie aus dem Jahr 2016 präsentiert wurde, die darlegt, dass „Frauen gar nicht führen wollen“ (Frauen haben weniger Selbstbewusstsein. Frauen steuern weniger bewusst eine Führungsposition an). In der Tageszeitung Die Presse rät ein Human Resources Berater im Rahmen einer Diskussion zur „gläsernen Decke“ Frauen, doch „ruhig einmal narzisstisch“ zu sein. Beide Beispiele zeigen in erster Linie eines: jene Parameter, die definieren, was „führen“ in der gegenwärtigen Arbeitswelt bedeutet, geben nach wie vor Männer vor oder jene Frauen, die es nach männlichen Kriterien „geschafft“ haben, sich dadurch Männern gegenüber als „gleichwertig“ bewiesen haben und demzufolge als befähigt wahrgenommen werden, anderen Frauen in einer männlich dominierten Welt der Führungskräfte Ratschläge zu geben. Dass diese Kriterien, die „beruflichen Erfolg“ oder „Karriere“ definieren, obsolet sein könnten, daran wird kaum ein Gedanke verschwendet, im Gegenteil werden mit solchen Studien und Aussagen Grenzen des beruflichen Aufstiegs manifestiert, Grenzen, die bei Kinderwunsch oder Wunsch nach Arbeitszeitverkürzungen als „typisch weibliche“ Defizite bezeichnet werden, die durchaus auch abwertend auf Männer angewandt werden, wenn diese sich zum Beispiel für eine längere Karenzzeit oder verkürzte Arbeitszeiten entscheiden würden. Von Rahmenbedingungen, die die Kompetenzen, Bedürfnisse und Lebensentwürfe aller Geschlechter ernstnehmen und mitdenken würden, sind wir weiter entfernt denn je. (Auch dank manch konservativer Jungpolitikerin, die bei frauenpolitisch relevanten Themen offenbar eher an Heidi Klum als an Johanna Dohnal denkt.) Es heißt: Frauen, lernt von Männern, die machen’s richtig. Da wird nicht Kritik an starren Bedingungen formuliert, sondern Kritik an jenen Frauen (gleichermaßen dadurch auch an „führungsunwilligen“ Männern), die sich nicht einlassen wollen auf ein uninspiriertes, phantasieloses und sehr unmodernes Bild einer „Karriere“ im klassischen Sinn. Im Rahmen einer so engen Denke können Frauen also nur führen und reüssieren, wenn sie es den Männern gleichmachen, oder gar die „besseren Männer“ sind, um gleich noch ein nicht totzukriegendes Stereotyp zu bemühen. Unter diesem Gesichtspunkt wird nachvollziehbar, wie es passieren kann, dass eine sehr erfolgreiche Frau nach über 10 Jahren in Führungsverantwortung mit den Worten „Das haben wir dir zu Beginn gar nicht zugetraut“ öffentlich verabschiedet wird. Und der Betreffende das nicht einmal böse meint. Und die betreffende Frau einmal mehr ihre Stärke beweist, indem sie den Satz nonchalant überhört. Und dennoch bleiben Aussagen wie diese nichts anderes als Beispiele für einen strukturellen Sexismus, der Frauen damit beschäftigt hält, sich aus einer Schublade nach der anderen zu befreien.

Generell gilt: Bevor ich über Frauen, die nicht nach überkommenen Kriterien „führen“ wollen, urteilen möchte und darüber, ob sich eine Quote für Frauen unter Umständen auch negativ auswirken könnte, will ich erst einmal hinterfragen, auf welcher Basis eigentlich die Jahrhunderte lang etablierte Männerquote sich legitimiert und ob der angeblich „männliche“ Führungsstil noch adäquat ist in einer Welt, die eigentlich nichts weniger braucht als dünnhäutige, „typisch“ männliche Autokraten.

Er sei für eine 100% Quote für Frauen in allen Gremien, Interessensvertretungen, Regierungen und Aufsichtsräten, meinte ein Freund kürzlich. Denn, wenn eines klar sei, dann: „Wir haben es verkackt“. Es sei, betont er, spätestens nach Trump wohl für jeden sichtbar, wie wenig weit Männer die Welt im positiven Sinn gebracht hätten. Und wie möglichst schnell sie ihnen entrissen werden sollte. Bis es soweit ist, richte ich mich an Facebook-Seiten wie Man who has it all immer wieder auf. Es ist das Gegenteil der gutgemeinten „für-einen-Tag-gendergerechten-Schreibweise“ am Internationalen Frauentag. Es ist böse, sarkastisch und sexistisch. Nur in die andere Richtung halt: To all intelligent men. Don’t be AFRAID of your Intelligence. It’s OK to be a man and be intelligent. Some women actually find it attractive.**

 

* Heinz Mayer und Eva Blimlinger über das Binnen I, ORF 2, ZIB 2, 15. 7. 2014

** Man who has it all, facebook, 4. 11. 2015