Das internationale Filmfestival Crossing Europe musste im April aus bekannten Gründen abgesagt werden – und wurde quasi volée in etwas anderes transformiert, das mit Festivalpräsenz, Statement zur Situation und vor allem mit Film zu tun hat. Ein Interview mit Festivalleiterin Christine Dollhofer.
Ins Filmmuseum verschobenes Spotlight MARK JENKIN: Filmstill aus Hard, Cracked the Wind (GB, 2019) Bild Early Day Films
Bild Crossing Europe
Eine Absage mitten in intensiven Vorbereitungen: Was ist rund um die Absage gelaufen – und wie waren die Erfahrungen mit einer blitzartig zu organisierenden partiellen Verschiebung eines Festivals in den digitalen Raum oder auf DorfTV?
Die der rasanten Ausbreitung von Covid-19 geschuldete Absage des Festivals stand bereits Anfang März im Raum. Von Tag zu Tag wurde klarer, dass das Festival in seiner seit Monaten geplanten Form nicht stattfinden wird können und dass wir das Festival in seine Einzelteile zerlegen und neu zusammensetzen müssen. Einerseits wollten wir nicht sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden, und vor allem auch alternative Angebote dem interessierten Festivalpublikum zur Verfügung stellen und zudem mit weiteren Aktivitäten im Herbst Perspektiven aufzeigen.
Das klingt jetzt sehr pragmatisch, hat aber unser Nervenkostüm doch dünner werden lassen. Neben der psychischen Belastung – es war ja nicht abzusehen, wie stark das Virus die Gesellschaft treffen wird – und der Sorge um die finanziellen Folgen – auch für die Mitarbeiter*innen – brauchte es vor allem Spontanität um vom „Geplanten“ Abschied zu nehmen und neue Ideen zu entwickeln. In einer Phase, wo alle Mitarbeiter*innen von zu Hause arbeiten, kein leichtes Unterfangen. Und parallel wollten wir unbedingt noch zu Dokumentationszwecken und als Belege auch für alle Filmschaffenden Katalog, Festivalzeitung und Website zum geplanten Vorverkaufstermin online stellen und somit der Öffentlichkeit präsentieren.
Die VoD-Plattformen sind direkt nach Bekanntgabe der Absage an uns herangetreten und nach und nach konnten wir uns mit der Idee, online zu gehen, auch anfreunden. Programmatisch stehen wir natürlich als Festival für das analoge Kinoerlebnis, welches auch für kollektives Schauen und dem direkten Austausch mit den Filmkreativen steht. Aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir einen kleinen Querschnitt aus dem Programm auch online angeboten haben. Dazu mussten natürlich die Rechteinhaber*innen erst kontaktiert werden und die Abgeltung neu verhandelt werden sowie Text- und Bild-Content für die Plattformen aufbereitet und neue Bewerbungsstrategien entwickelt werden. Auch unser langjähriger Medienpartner DorfTV hat sich proaktiv angeboten und wir haben uns überlegt, was für diesen Ersatz-Eröffnungsabend programmatisch Sinn macht und auch rechtetechnisch zur Verfügung steht. Retrospektiv bin ich sehr zufrieden mit den gesetzten Aktivitäten und besonders erfreulich ist der rege Zugriffe auf die VoD-Angebote.
Wen trifft es am härtesten in der ganzen Kette von Filmschaffen? Ich meine, die Filmproduktion wurde unterbrochen, und scheint eventuell noch länger betroffen zu sein, der Veranstaltungsbereich wird wohl einer der letzten Bereiche sein, der wieder uneingeschränkt geöffnet wird, Reisebeschränkungen sind im internationalen Kulturschaffen ein wesentlicher Faktor. Die Stimmung pendelt irgendwie zwischen den diversen Ruhemodi – man weiß nicht, ob die Ruhe erholsam ist oder schon nahe dem Tod. Wie dramatisch ist die Situation? In Krisen zeigt sich ja ohnehin auch ein Status Quo der Kunstschaffenden – etwa als prekäre Gruppe, vergleichsweise lobbylos. Drohen nun ganze Branchen und Kunstsparten zu verschwinden, oder auch: Wo wird die Fragilität oder Stärke der Sparte besonders sichtbar?
Ich denke, so wie in allen Sparten und Bevölkerungsgruppen trifft es jene, die schon vor Corona prekär gearbeitet und keine Rücklagen haben, härter, als fest verankerte und finanziell bzw. institutionell abgesicherte Projekte/Initiativen/Institutionen. Das ist in Filmbereich ganz ähnlich, aber da Film immer zwischen Wirtschafts- und Kulturgut angesiedelt ist, gilt es eine „Filmindustrie“ zu retten, die aber von ganz vielen EPUs und Kunstschaffenden gespeist wird – und auch hier passen nicht alle ins Schema der Unterstützungsfonds und Hilfsmaßnahmen.
Ich fürchte, dass sich durch den mehrmonatigen Produktionsstopp und Verwertungsstau auch scheinbar gefestigte Produktions- und Verwertungsfirmen (dazu zählen Filmproduktionsfirmen, Filmverleiher, Kinos, PR- und Marketingunternehmen etc.), aber auch Festivals ins Straucheln geraten oder im schlimmsten Fall nicht überleben werden.
Die Interessensvertretungen sind zwar schon aktiv, um auf die Bedürfnisse aufmerksam zu machen, aber in Anbetracht der Ungewissheit, wann wieder gefahrlos gedreht werden kann bzw. wann Filme wieder ohne Einschränkungen in die Kinos kommen können, ist eine große Verunsicherung zu spüren. Zudem steigen merklich die Existenzängste. Hinzu kommt, dass erst kürzlich fertig gestellte Filme jetzt quasi ungesehen bleiben, weil es keine Festivals und Kinostarts gibt. Eine Weltpremiere auf Streaming-Plattformen strebt verständlicherweise kaum jemand an.
Aber es ist ein generelles Umdenken spürbar, immer mehr Festivals gehen online und entwickeln neue Kommunikationstools. So soll z. B. der Filmmarkt in Cannes online stattfinden. Meetings und Screenings für die Branche, die früher vor Ort wahrgenommen wurden, werden im Netz stattfinden. Einzelne Spartenfestivals haben inzwischen ihr gesamtes Programm gestreamed.
Klarerweise ist dies für strukturell gut aufgestellte Festivals leichter, die z. B. auch schon vor Corona mit gut funktionierenden Screening Rooms – also eine Online-Videolibrary für Fachgäste – ausgestattet waren und in die Digitalisierung investiert haben, als für kleinere Festivals, die diese Infrastruktur aus finanziellen Gründen nicht anbieten können.
Die Verlagerung ins Netz ist mit zusätzlichen Kosten verbunden und auch die Bewerbung braucht dann andere Organisationsstrukturen. Zudem muss man auch klar unterscheiden, ob wir hierbei von Zugängen für das Fachpublikum oder für ein klassisches Kinopublikum sprechen.
Und ganz grundsätzlich ist es eine programmatische Frage, in welchem Ausmaß die Festivals das Filmangebot ins Netz verlegen oder darauf warten, wieder „klassisch“ im Kino Filme zu präsentieren.
Dazu auch einige Grundsatzfragen, die du schon angesprochen hast: Ich meine, Film funktioniert ja im Vergleich etwa zu Theater relativ gut im Netz oder im Fernsehen – ich spreche jetzt davon, dass ein Publikum Film auch zuhause konsumieren kann. Aber wo braucht der Film das Kino? Wo liegen die starken, tragenden Grundsäulen des Mediums, des Genres und einer Filmkultur, oder auch: einer Kunst, die etwas will? Mir gefällt auch die Definition des Festival-Begriffs als „temporäre Institution“. Deshalb anders gefragt: Was kann die „temporäre Institution“ eines Filmfestivals? Was macht den unverzichtbaren künstlerischen Kern von Crossing aus – der nicht einfach ins Netz oder in andere Medien transformiert werden kann?
Eine klassische Kinofilmproduktion will zuerst mit dem Publikum kommunizieren – idealerweise eine internationale Festivalpremiere auf einem der renommierten A-Festivals, gefolgt von weltweiten Best-of-Festivals und dann Kinostarts in den jeweiligen Ländern. Bei den Festivals hat der Regisseur/die Regisseurin die Möglichkeit, direktes Feedback zu bekommen, die Verleiher der Filme nützen die Festivals für die Bewerbung eines Films, diese unterstützt dann eine spätere Auswertung im Kino. Journalist*innen haben die Möglichkeit, Interviews zu machen und diese dann bei Kinostart zu publizieren. Dieser gesamte Verwertungskreislauf ist strategisch, etabliert und vorab. Am Ende steht dann die Sekundärverwertung VoD, TV-Auswertung, Streaming, DVD/Blue Ray (ist aber eher schon ein Auslaufmodell). Dieser Ablauf ist natürlich auf jeden Film abzustimmen, bei manchen Filmen, z. B. Dokumentarfilme, die ein aktuelles Thema behandeln, wählen die Macher*innen vielleicht eine Straight-to-DVD-Auswertung nach der Festivalpremiere, oder gehen gleich direkt ins Netz. Oder wie im Fall von Die Dohnal, wo der überaus erfolgreiche Kinostart abrupt durch Covid-19 gestoppt wurde und jetzt intensivst auf österreichischen VoD-Plattformen abgerufen wird. Eine erfolgreiche TV-Auswertung kann man schon vorab für diesen Film prognostizieren.
Die Einzigartigkeit eines Festivals ist ganz klar der soziale und interaktive Aspekt, niederschwellig können sich Filmschaffende und Publikum austauschen, gemeinsam kann über Filme diskutiert werden. Rahmenprogramme wie Talks und Get-Togethers und natürlich auch Partys ergeben einen Ausnahmezustand, eine Verdichtung des Kollektiven. Außerdem darf nicht unerwähnt bleiben, dass bei einem Festival durch die Möglichkeit von vielen Filmen in kurzer Zeit ein so genannter „Flow“ entstehen kann, durch den das Gesehene noch intensiver nachwirkt oder neue inhaltliche oder künstlerische Verknüpfungen entstehen können.
Der reale Kinoraum versus eine Entwicklung der letzten Jahre hin zum digitalen Space, von neuen Produktions-, Seh- und Konsumgewohnheiten angetrieben, mit neuen Quantitäten und Qualitäten, die sich um das Medium Netz aufgebaut haben und die die Branche umzubauen scheinen: Ich spreche das nochmal an, weil es heißt, dass wir nun durch die Krise gezwungen werden, uns mit einem umfassenden Boost an Digitalisierung auseinanderzusetzen … Digitalisierung als Chance mitten in der Krise. Wie wir wissen, haben vermischte Angst-und-Chancen-Palaver immer sehr viel mit Ideologie zu tun. Und hinter Scheindebatten von zum Beispiel analog vs digital liegen natürlich auch starke wirtschaftliche oder politische Interessen, denn die Entwicklung hin zum Konsum übers Netz liegt ja ohnehin voll ausgebreitet vor uns. Wo konkretisieren sich Interessen, und was sind für ein kulturelles Umfeld wie Crossing die Chancen und Verlustrechnung einer heutigen Zeit?
Hinter jedem neuen Trend liegen natürlich wirtschaftliche Interessen, die Digitalisierung der Kinos weltweit hat Investments in Hard- und Software von enormer Höhe mit sich gebracht und alle paar Jahre müssen die Projektoren und die Software upgedatet werden.
Warum die Filmvorführungen nach wie vor – auch für die großen Hollywood-Studios – wichtig und erfolgreich sind: Sie stellen einen wichtigen Teil des weltweiten Marketings dar. Jeder „Red Carpet“ auf Festivals ist Teil der Verwertungsstrategie. Ob seriöse Filmkritik oder Starportraits in Klatschblättern – alles Teil des Business. Wäre dieser Teil der Verwertungskette nicht so kostbar und auch für die weitere digitale Auswertung wichtig, dann wäre die Kinoinfrastruktur wahrscheinlich noch mehr geschrumpft. Netflixen oder ein Kinobesuch sind ja zwei unterschiedliche Dinge und stellen aus meiner Sicht auch keine wirkliche Konkurrenz dar. Wenn ich ins Kino gehe, möchte ich ausgehen, andere Menschen treffen, oder einfach alleine in Gesellschaft sein – Kino als „sozialer Raum“ hat nach wie vor seine Berechtigung. Streamen ist hingegen Teil des privaten Alltags geworden.
Mir kommt es ein wenig absurd vor, dass Kultur derzeit sehr viel unerwartete Aufmerksamkeit bekommt, Stichwort reguläre Regionalsender. Mir kommt vor, nachdem die letzten Jahre alles über den Besucherzahlen-Kamm geschert wurde, kommt nun der Corona-Kamm, so in die Richtung: Na schau ma mal, was alles abgesagt wird und was die Kultur jetzt draus macht, mit ganz vielen Grüßen von Balkonien. Stimmt der Eindruck? Bzw., von einer anderen Ecke gefragt: Wo würde jetzt eine medienpolitisch-strategische Chance auf Mehr liegen? Ich meine, könnte es ein Festival wie Crossing Europe im Fernsehen geben – ich erwähne den Bachmannpreis auf ORF, mehrere Tage nur Literatur, Lesungen und Diskussion … und sicher gab’s und gibt’s diverses anderes, an das man andocken könnte. Wäre es etwa eine Chance, wenn ein Festival wie Crossing Europe 4 Tage komplett die vorhandenen österreichischen Fernsehkanäle programmiert? Mit, sagen wir, Spielorten auf den staatlichen und privaten Sendern und dazwischen den Talks auf DorfTV. Ist so eine Idee reizvoll? Ich meine, da könnte man als Kulturszene gemeinsam schon Programm bieten. Wenn grade schon alles auf den Kopf gestellt wird, und ein von oben verordnetes Corona-Mainstreaming passieren kann, könnte man doch eventuell gleich das große Übel der Kommerzialisierung und des permanenten Unterschreitens der Fernseh-Unterhaltung größer andenken? Ist das überlegenswert?
Mit Flimmit, die VoD-Plattform, die dem ORF angeschlossen ist, haben wir ja eine Kooperation mit den 10 aktuellen Crossing Europe Filmen (die noch bis 20. Mai zu sehen sind, genauso im Kino VoD Club) gewährleistet. Deine Überlegungen würde ich programmatisch unterstreichen und solche Angebote von den Sendern würden wir grundsätzlich gerne aufgegriffen. Mit DorfTV hat das ja gut geklappt, also warum nicht auch auf ORF III. Aber ich muss gestehen, wir haben uns auch aus Zeitnot nicht proaktiv darum bemüht.
Hindernisse sind hohe Lizenzgebühren für eine TV-Ausstrahlung bzw. Vorbehalte seitens der Rechteinhaber*innen. Hinzu kommt, dass die Crossing Europe Filme zumeist nur in Originalfassung mit englischen Untertiteln verfügbar sind, es gibt bei den meisten unserer Filme noch keine deutschen Untertitel, geschweige denn eine deutsche Synchronfassung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der ORF Filme mit englischen Untertiteln programmieren würde. Hier wäre wohl eine kleine Auswahl an Filmen das passende Konzept, mit der Option, noch deutsche Untertitel zu produzieren. Aber wir können das nicht finanzieren, da müssten auch die TV-Anstalten Geld in die Hand nehmen.
Grundsätzlich glaube ich, dass die großen TV-Anstalten zu lange Vorlaufzeiten haben und daher auch unflexibler bei der Programmgestaltung sind. Das liegt auch daran, weil die Lizenzierung für eine Ausstrahlung genügend Vorlaufzeit braucht und die Bewerbung auch geplant sein will. D. h. für die Zukunft und mit der angemessen Vorlaufzeit würde ich mir aber solche kleinen Programm-Kooperationen wünschen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder mal Bemühungen einzelne Filme (v. a. Dokumentarfilme) aus dem Programm auch später in TV auszustrahlen, das hat sich als sehr mühsam herausgestellt, weil es entweder keine Slots dafür gab (Filme zu lang), oder die Filme zu teuer waren, oder andere TV-Anstalten beteiligt waren (z. B. Arte) und dann für österreichische Sender nicht möglich waren. Also alles Hindernisse, die auf den ersten Blick und für Laien nicht nachvollziehbar sind.
Auch mich hat es sehr überrascht, dass es für ein nicht stattgefundenes Festival mit einem kleinen Alternativprogramm sehr viel Presseaufmerksamkeit gab. Das ist natürlich super für das Festival und die Filme, aber bestätigt deine Analyse, dass der Absagedominoeffekt Kern der Nachricht ist und weniger die Inhalte. Trotzdem bin ich froh, dass es so viel Aufmerksamkeit gab, auch um bewusst zu machen, dass Kunst- und Kulturveranstaltungen auch Verluste durch die Corona-Krise erleiden und sie Teil eines gesamtgesellschaftlichen Verbunds sind. Es sind nicht nur die Künstler*innen, sondern auch ganze Wirtschaftszweige, die von Kulturveranstaltungen leben, die Zulieferer wie Druckereien, Gastronomen, Veranstaltungshäuser, PR-Agenturen, Veranstaltungstechnikanbieter etc. Ich denke, es ist ganz wichtig, das zu unterstreichen, weil oft so getan wird als wäre die Kultur nicht überlebensnotwendig und betrifft nur ein paar Künstler*innen und da könnte leicht gespart werden.
Corona ist ja zumindest schon über diese paar Wochen so eine Art Leitprogramm geworden. Man fragt sich zwischendurch ja durchaus, in diesem organisierten Shutdown, Lockdown, Hochfahren, der Lenkung, der fast totalen Berichterstattung und den ohnehin großen derzeitigen globalen Problematiken mit antidemokratischen Strömungen, Datenschutz und Überwachung, was hier eigentlich wirklich geprobt wird – oder was diese Erfahrungen aus uns machen. Ich frage dich jetzt aber als Expertin in Sachen Film und Fiction: Erwartest du hier einschlägige Filme zum Thema? Und wenn ja, in welchem Genre?
Dystopien sind ja schon seit der Frühzeit des Kinos in der Filmgeschichte verankert und ich bin überzeugt, dass die Langzeitfolgen sowohl dokumentarisch aufbereitet als auch fiktional ihre Entsprechung in Form dramatisierter Verschwörungstheorien und Pandemie-Paranoia-Block-Buster auf die Spitze getrieben werden. In Amerika wird schon die erste Corona-Serie vorbereitet. Gewisse Serien wie z. B. A Good Fight, Homeland – oder Borgen, um auch eine europäische Serie zu nennen – waren ja ganz nah am politischen Geschehen. Ich bin auch schon gespannt, inwieweit die Pandemie auch die Präsidentenwahl in den USA im Herbst, aber auch andere demokratiepolitische Prozesse und damit einhergehend die Filmstoffe beeinflussen wird. Im Moment haben wir aber alle, glaube ich, genug von Corona-Tagebüchern, Corona-Talks, Corona-News. Ein bisschen Abstand tut zwischendurch auch mal gut!
Was ich beobachtet habe, war regionale Vernetzung immer schon wichtig für Crossing Europe. Wo liegt die Balance zwischen regional und international?
Das Herzstück des Festivals ist die Symbiose, das Zusammenspiel von regional und international. Ohne die europäischen Filme aus ganz Europa wäre das Profil des Festivals nicht gewährleistet, und ohne die Beteiligung der regionalen Szene wäre das Festival nicht verankert bzw. ohne Resonanzkörper. Beides bedingt sich und ein Fehlen dieses Zusammenspiels würde für mich konzeptuell nicht funktionieren.
Mir persönlich tut es ja heuer besonders leid um die Valie-Export-Filme. Wahrscheinlich kann man sie teilweise auch im Center sehen – ich muss zugeben, ich habe mich noch nicht erkundigt. Aber es ist ja durchaus auch interessant und auch angenehm, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt serviert zu bekommen und das dann im Kinosaal zu schauen. Worum tut‘s dir leid – vielleicht in dem Sinn, dass diese Filme speziell den Kinosaal brauchen, oder den gegenwärtigen Moment?
Wie bereits medial angekündigt, wollen wir das Tribute an Valie Export im Herbst im Kino in Linz nachholen. Valie Export hat auch schon angekündigt dafür nach Linz zu kommen. Der Plan ist die Filme im Kino während des Ars Electronica Festivals zu präsentieren, also zwischen 9. und 12. September. Wie auch für Crossing Europe ursprünglich geplant, zeigen wir alle 6 Filmprogramme mit Einführungen und Filmgesprächen. Ich hoffe sehr, dass Corona uns keinen Strich mehr durch die Planung macht …
Darüber hinaus wird das Spotlight Mark Jenkin am 18. Oktober im Österreichischen Filmmuseum in Wien gezeigt, und von 8.–12. Oktober planen wir ein Local-Artists-Shorts-Wochenende im OÖ-Kulturquartier. Jeden Dienstag soll es dann 15-mal, von Mitte September bis Weihnachten, Crossing Europe-Filme aus der diesjährigen Festivalausgabe im City Kino geben. Also können wir dieses Jahr noch mit einigen Aktivitäten aufwarten, die ganz analog und altmodisch im Kino stattfinden.
Mehr Infos zu den erwähnten Angeboten: www.crossingeurope.at