Editorial

Vom Cover blickt dieses Mal Gertrude Avi: Möglicherweise 1982 gerade mit ihrem Mercedes am Gelände des Urfahraner Marktes angekommen, ist sie Mitglied einer derjenigen Schaustellerfamilien, die Fahrgeschäfte für Jahrmärkte betreiben. Anlässlich der Ausstellung „Urfahraner Markt – 200 Jahre Linzer Lustbarkeiten“ haben wir Veronika Barnaš gebeten, speziell über die abenteurerischen wie unternehmerischen Lebensrealitäten dieser Berufsgruppe zu schreiben.

Es ist uns eine besondere Freude, in dieser Ausgabe zwei Textauszüge abdrucken zu können, die man vielleicht von „Faction-Roman“ bis hin zu einer literarischen Odyssee, in der „alles erfunden, aber nichts Fiktion“ ist, in einem Satz zusammenfassten könnte. Es handelt sich damit um die wunderbaren Texte aus Walter Kohls „Out Demons Out“ und Lisa Spalts „Die zwei Henriettas – Eine Odyssee“. Vom Inhalt und literarischem Ansatz sind diese beiden aktuell erschienen Bücher sicherlich grundverschieden. Jedoch entfliehen sie, jedes auf seine Weise, einer allzu simplen vorgefundenen Realität: Ist Spalts Buch ohnehin als Odyssee angelegt, ins Netz, in Vergangenheit und auf einen anderen Kontinent, so verhalf Kohl in den 60er und 70er Jahren der Psychedelik-Rock-Berserker Edgar Broughton, mitten in der österreichischen Enge, den größeren, weiteren Horizont zu entdecken.

Es geht weiter mit zwei Festivals, auf die wir hinweisen möchten: So hat Pamela Neuwirth bereits im Vorfeld von Crossing Europe die Filme der diesjährigen Filmkünstler Anke und Wilhelm Sasnal gesehen, denen heuer das Tribute gewidmet ist. Und natürlich ist Next Comic das zweite Festival, das wir als Must in unserer Frühjahrausgabe betrachten: Hier stellte uns Anna Haifisch diejenige Arbeit aus ihrer Artist-Serie zur Verfügung, die den Artist ins kühle Eis verfrachtet. Während sie selbst sich, man darf es sagen, als Next Comic-Artist-in-Residence im Salzamt pudelwohl fühlt.

Eine letzte inhaltliche Klammer hier am Ende dieses Editorials: Widmet sich Silvana Steinbacher in ihrem Interview mit Christoph Leitgeb der Angst, dem Fremden und dem Unheimlichen an sich, mit einem besonderen Fokus auf die Literatur, geht es im Interview mit Helena Waldmann auf tänzerische Weise zur Sache. In Waldmanns Stück, das bei den Posthof Tanztagen gezeigt wird, entspinnt sich – laut des noch während der Stückerarbeitung geführten Interviews – ein symbolisches Battle zwischen zeitgenössischen TänzerInnen und Artisten des „neuen Zirkus“. Neben der ungewöhnlichen, jedoch höchst bildhaften Entsprechung auf die feinen kulturellen Unterschiede geht es im Stück jedoch auch vielmehr um Bewertung, die Angst vor dem Fremden, um Grenzen und das Comeback von Mauern.

Wir meinen: Es geht in dieser Ausgabe, positiv gesprochen, also ums Fahren, Fliehen, Überwinden. Und stellen außerdem fest: Selbst so manches Inserat ziert diesmal eine Mauer.

Ihre Referentinnen, Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

www.diereferentin.at

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert