Protest zahlt sich aus
Protest zahlt sich aus. Danke, Johanna Dohnal. Wo wäre Österreich nur ohne dich?! Premiere bei der Viennale 2019 und ab 14. Februar in den heimischen Kinos. Der Film von Sabine Derflinger: Die Dohnal.
Protest zahlt sich aus. US-Amerikanische Leichtathletinnen kritisierten Nike scharf für ihren Umgang mit Vertragssportlerinnen, die sich für eine Mutterschaft entscheiden. Der solidarische Aufschrei vieler Menschen bewog die Firma ihre Richtlinien zu aktualisieren und im Falle einer Schwangerschaft immerhin 18 Monate lang keinerlei Verringerung von Zahlungen vorzunehmen.
Protest zahlt sich aus – für die eigene Gesundheit. In dem Video „I was the fastest girl in America, until I joined Nike.“ prangert eine andere US-Leichtathletin, Mary Cain, nicht nur das Nike-Elite-Programm Oregon an, sondern das gesamte männlich dominierte Sportsystem. Ein System, das Professionalität vorlügt und doch nur von Männern für Männer gemacht ist. Sie fordert Nike auf, dieses Programm und dessen System aufzulösen, um andere junge Sportlerinnen körperlich und emotional zu schützen. Und sie fordert mehr Frauen in Führungspositionen, als Trainerinnen, Psychologinnen, Ernährungsberaterinnen, Ärztinnen und professionelle Betreuerinnen.
In dieselbe Kerbe schlägt die Initiative „Equal Play“ von Deutschlands größter Sport-Marketing-Agentur Jung von Matt/Sports. Diese Initiative für Frauen im Sport möchte eine Plattform schaffen zum Netzwerken, für Themenaustausch und um die Karriere zu entwickeln, und somit zu mehr Gleichberechtigung beitragen. Zugrunde liegt die Studie „Equal Play – Frauenkarrieren in der Sportbranche“, die auch auf equal-play.de herunterzuladen ist. Nicht unerwartet zeigt diese Studie einige Fakten auf, wie: einen erschwerter Zugang und die generelle Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen, dominierende Männerclubs und -netzwerke, die ‚fehlende Kompetenzvermutung‘. Klingt hart, kennen aber viele Frauen zu Genüge. Genauso wie das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Deutlich zeigt diese Untersuchung aber auch den bedeutenden Mehrwert, den Frauen für die Unternehmen der Sportbranche bieten.
Den wirtschaftlichen Mehrwert von Frauenfußball erkannte die Fifa und verdoppelt ihr Budget dafür. Dürfte wohl auch an den ZuschauerInnenzahlen liegen. Neuer Rekord mit 31.200 StadionbesucherInnen beim Manchester Derby in der Englischen „Women’s Super League (WSL)“. Das Frauenfußball-Länderspiel England – Deutschland schrammte knapp am europäischen ZuschauerInnenrekord von 80.103 vorbei (Olympia-Finale 2012 in London). Den Weltrekord hält das WM-Finale 1999 in den USA mit 90.185 BesucherInnen.
Protest zahlt sich aus. Erstmals seit fast 40 Jahren durften iranische Frauen wieder im Stadion jubeln. Dieser historische Tabubruch ist ein großer Erfolg im Kampf gegen den erzkonservativen Klerus und die damit verbundenen Diskriminierungen. Ohne den fußballpolitischen Druck der Fifa – durch die Drohung des Ausschlusses Irans bei der Herrenfußball-WM 2022 im benachbarten Katar, falls Frauen weiterhin der Eintritt in die Stadien verboten bliebe – wäre es wohl nicht dazu gekommen.
Protest zahlt sich aus. Finnlands Frauen- und Herrenfußball-Nationalteams erhalten dieselben Verträge und Gehälter. Ebenso ist das so in Australien. Die „Fighting Matildas“ erkämpften sogar eine Angleichung des Grundgehalts in der Nationalen Liga und setzten in weitere Folge die Fifa unter Druck, indem sie eine drastische Erhöhung der Preisgelder forderten. In Spanien gingen die Fußballerinnen Mitte November in den Streik. Sie forderten u. a. eine Einstufung ihrer Arbeit als Ganztagsbeschäftigung – statt der kümmerlichen Teilzeit (Halbtag). In Österreich hat Gott das sagen und für den ist es leider nicht möglich, für Gleichstellung zu sorgen. Wen wunderts?! Weltlicher Ausführungsgehilfe Johann Gartner, Vizepräsident im ÖFB und zuständig für Frauen- und Mädchenfußball, gibt sich zufrieden mit den kleinen Schritten, die bereits erreicht wurden auf dem Weg zur zugegeben meilenweit entfernten finanziellen Gleichstellung. Das nenne ich mal ambitioniert.
Tipps:
Viva La Vulva – gewinnt als beste Werbung des Kontinents den Grand Prix des „Art Directors Club of Europe“. vimeo.com/371855635
ab 14. Februar im Kino: Die Dohnal – Portrait & Politik-Film von Sabine Derflinger
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!