Markthalle 9 oder Neu?
Der Slowdude macht mal Linz gegen Berlin. Diesmal beschäftigt er sich im weitesten Sinn mit der Vorstufe zum lukullischen Genuss – nämlich der Beschaffung guter Basisprodukte in gewogenem Umfeld. Der Grünmarkt in Urfahr war ein nicht besonders ansehnlicher, aber dennoch netter Fixpunkt im Urfahraner Zentrum. Seine Anmutung als riesige Waschbetonplatte mag nicht allen BesucherInnen gefallen haben, war aber dennoch sehr unique. Und hat in ferner Vergangenheit stets an die Nähe zum eisernen Vorhang gewarnt – wenn auch nur architektonisch. Wenn der Slowdude an das alte Setting zurückdenkt, sind schon einige Tote darunter. Im wahrsten Sinn. Der nette und etwas schrullige Gemüsehändler, der leider vor einigen Jahren verstorben ist und die kooperativen Abgelebten, nämlich die Bäckerei Knott und die Fleischhauerei Lackinger. Ewig schade um Setting und AkteurInnen. Dann kam um 2012 die „Neugestaltung“ und damit wie so oft der Aderlass von Charme, Leben und Wirkung. Eine flache und eine nicht ums Verrecken entstehende Kooperenz der BetreiberInnen, ein Kommen und Gehen der MieterInnen und hilflose Versuche der Wiederbelebung. Und das ist wahrlich kein Vorwurf an die vergangenen oder aktuellen MarktbeschickerInnen oder die Gastro vor Ort. Die bemühen sich und kämpfen auf sich gestellt tapfer weiter und bieten auch feine Sachen! Zur gleichen Zeit – um 2011 – wurde in Berlin die Markthalle IX oder 9 zum Leben erweckt. Seitdem mit gemischtem Angebot. Nahversorger, Bauern aus dem Umland und Hipster, die Burger, Craftbeer und weitere Waren feilbieten. Auch ein Konzept, das nicht ohne Kritik auskommt. Tourismus-Overload, zu teuer, zu überfüllt und so weiter. Aber dennoch vibrant und bunt. Und im Kern das, was es behauptet zu sein: Ein Markt. Der Unterschied der beiden Ausformungen lässt sich schon auf den städtischen Websites erkennen. Die Stadt Linz so: „Grünmarkt Urfahr – Der Markt im Zentrum von Alt-Urfahr-West. Gastronomie und Lebensmittel.“ Und die Stadt Berlin so: „Markthalle Neun Berlin-Kreuzberg. In der historischen Markthalle bieten Händler vorrangig faire, ökologisch und regional erzeugte Lebensmittel an.“ Die kritische LeserInnenschaft vermutet hier vielleicht zwar Haarspalterei oder gar böse Vibes gegen arme Website-Content-Kreateure, aber der Dude möchte es gerade an diesen kurzen und simplen Texten festmachen. Linz macht es sachlich und Berlin fokussiert das Regionale und Ökologische. Und da ist genau der Hund begraben. Das zuständige Amt der Stadt Linz hat den Grünmarkt etwas uninspiriert verwaltet und in Berlin hat eine private Initiative das Heft in die Hand genommen und die Neuausrichtung konzipiert. In Linz ist jetzt Ähnliches geschehen – zwar unter politischem Kuratel – aber der Dude möchte ja nicht als Miesepeter enden. Geben wir der Neuausrichtung eine Chance. Ein Biobauern-Verband soll die Bespielung übernehmen. Grundsätzlich sehr positiv. Weil eine lokale bzw. regionale und biologische Ausrichtung versprochen wird. Platz sollte aber auch für die alten BeschickerInnen sein (Gemüsebauern, Gastro, Bäckerei …) und auch diverse Gastroangebote wie den aktuell vor Ort platzierten Foodtruck. Nicht wieder alles neu und am Reißbrett gestaltet. Vorhandenes ist Substrat für Neues! Wichtig ist, dass nicht zu uniform und markenverbohrt gedacht wird, sondern die Vielfalt von Linz und dem Umland, der Region und der Kulturen der Stadt manifest werden. Potential hätte der Markt mit seiner Lage. Für BewohnerInnen und BesucherInnen, für HändlerInnen und LandwirtInnen – als Ort guter Qualität und saisonaler Angebote. Und auch als Raum zu verweilen, jemanden zu treffen und zu schauen. Alle guten Attribute eines schönen Marktes wünscht der Dude dem Grünmarkt. Möge es gelingen!
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