Online-Kochsendungen.

Der Dude ist online. Von seinen Prophezeiungen aus den frühen 2000er-Jahren, dass sich das Internet im Sand verlaufen wird, musste er leider zähneknirschend abschwören. Alles findet mittlerweile online statt. Der Lebensmitteleinkauf, die Essensbestellung, die Bewertung von gastronomischen Stätten, aber natürlich auch die Aus- und Weiterbildung. Und natürlich, auch das unterhaltende Element hat Platz. Gänzlich selbstlos und dem investigativen Handwerk verpflichtet, stürzte sich der Slow Dude in die wohl bisher zeitaufwändigste Recherche seiner Karriere. Nämlich der, die kulinarische Landschaft auf den Rechner- und auch Fernsehbildschirmen ein wenig zu kartieren und der geneigten Leserin, dem geneigten Leser ein wenig Navigator in dem schier endlosen Strom an Food & Beverages im Inter- und Kabelnetz zu sein. Es geht um Kochsendungen.

Beginnend im quasi lokalen Suchradius fällt in den letzten Jahren immer wieder die etwas seltsame Erscheinung einer Art 50er-Jahre-Hausfrau namens Silvia Schneider auf. Sie engagiert sich seit einiger Zeit kulinarisch im Lokal-TV und zusehend „nationwide“. Womit das Kochformat „Silvia kocht“ erwähnt sei. Warum dies überhaupt stattfindet, erschließt sich dem Dude gar nicht. Weder interessieren die Dame scheinbar das Kochen oder Lebensmittel an sich, noch hat sie große Empathie oder echtes Interesse an ihren Mitkochenden. Das Handling mit den Zutaten ist mindestens genauso ungeschickt, knöchern und uninteressiert wie die Kommunikation mit den Gästen. Es bleiben eigentlich nur zweideutige schludrige Bemerkungen, die es in keinster Weise verdienen, weiter beachtet zu werden. Als österreichischer Vorfall noch erwähnt: Andy und Alex. Holy Moly – der eine sieht aus wie der Elmer Fudd (aus Bugs Bunny) und der andere wie eine missglückte Falco-Parodie. Gemeinsam erreichen sie ein Humor- bzw. Gesprächsniveau wie eine Villacher-Faschingssitzung in den frühen Morgenstunden.

Den Kreis etwas größer gezogen, gelangt der Dude relativ schnell an TV-Formate aus dem deutschsprachigen Nachbarland. Man stolpert hie und da zwar auch über Österreicher, man wird aber meist nur von bundesdeutschen Männern in weißen, grauen und schwarzen Kochoutfits belästigt. Diese kochen, unterhalten, vermarkten als Fullservice-Unternehmen und verdienen viel Geld. Gern wird das Kochen als Wettbewerb zwischen Hobbyisten gezeigt. So der Langläufer im ARD, die „Küchenschlacht“. Die KandidatInnen werden entweder angebaggert, verarscht oder wie Kleinkinder gegängelt. Doch die meisten haben es ja verdient. Am besten gefallen dem Dude die Kandidaten, die nach dem Muster ehrgeiziger Hobbysportler daherkommen. Hochkonzentiert, verbissen und humorbefreit machen sie aus einem sinnlichen Akt ein Rennen um Garpunkt, Deko und Kochtechniken. Positiv möchte der Dude da „Koch-Kunst mit Vincent Klink“ erwähnen. Ein urgemütlicher Sternekoch, der dahinnuschelt, manchmal besserwisserisch ist (aber charmant) und „Küche für Alle“ im besten Sinne propagiert.

So, nun genug mit dem linearen Strom aus dem TV-Kabel. Rein in die wunderbare Welt von Youtube und Konsorten. Und ja, es gibt auch dort die reaktionären Formate. Aber es gibt auch die angenehme, unaufgeregte und witzige Seite. In allen Abstufungen. So ist zum Beispiel der Youtube-Kanal der New York Times (YT: nyt cooking) erwähnt. Eine Recherche-Ent­deckung des Dudes. Hier stellen Köchinnen, Köche, Schreiberlinge und Hobbyisten Rezepte, Techniken und internationale Küchen vor. Ein Kanal zum Bingen. Besonders erwähnt sei hier Alison Roman, die „Easy-goin“ in der Küche zur Perfektion führt. Etwas brachialer, ohne echten Bildungsauftrag fuhrwerkt der Kanadier Matty Matheson (YT: mattymatheson) herum. Er schreit, performt, scheitert und kocht – nebenbei ohne großen Anspruch – unterschiedlichste Rezepte. Die aber am Schluss einen Essreflex auslösen und zum Nachkochen animieren. „Just a dash“ heißt seine letzte Format­reihe, die er gemeinsam mit einem kleinen Team produziert – und jede Episode ist es wert, angesehen zu werden. Wenn man es aushält. Als didaktisches Genie kommt Andong (YT: My Name Is Andong) rüber. Der junge Deutsche lehrt internationale Küche und Kochbasics auf glatte und inszenierte Art. Aber mit Witz und guter Verve. Seine Suppenreihe vom Winter 20/21 sei jeder Suppenliebhaberin und jedem Suppenliebhaber ans genießerische Herz gelegt. Hier kann man echt was lernen – auch wie man Kochvideos machen kann.

Den Großmeister – der leider nicht mehr unter uns weilt – Anthony Bourdain kann der Dude hier nicht unerwähnt lassen. Ein Typ, der Gesprächsführung beherrscht, zum Entdecken ermutigt, kulinarisch wissend ist und dabei ein Ramones-T-Shirt trägt, geht einfach fürchterlich ab. Diverse Streamingdienste und auch Youtube machen das Erbe von Anthony Bourdain zugänglich. Unbedingt ansehen.

Und apropos Lokal-TV: Wieso hat das in Linz basierte DorfTV eigentlich keine Kochsendung? Eine Formatidee des Dudes: Alle kochen (nur) mit Wassermair.

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