Die hellen Seiten der Arbeit

Beate Rathmayr, Claudia Dworschak und Gerhard Brandl zeigen ihren Film SUPERSUMMATIV im Rahmen der Local-Artist-Schiene von Crossing Europe. Ein KünstlerInnenfilm, der das Prädikat unspektakulär verdient.

 

Auch wenn im 45-minütigen Werk SUPERSUMMATIV kurz die Selbstvermarktung zur Sprache kommt, also der Fetisch Arbeit kurz angesprochen wird, geht es nicht um die dunklen Seiten der Kunst – Stichwort Prekariat, Selbstausbeutung, Existenzangst –, sondern um den eigentlichen Schaffensprozess, der im Film zur Aussage kondensiert, nach den eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten zu handeln. Beate Rathmayr, selbst Künstlerin und eine der Filme-Macherinnen, zum Ansatz, verschiedene künstlerische Positionen und unterschiedliche Arbeitsansätze abzubilden: „Es gibt keine Eindeutigkeiten, was richtig und was falsch ist. Es geht um Entscheidungen – und die sind hier alle richtig“.

SUPERSUMMATIV, eine Arbeit, die 39 Kunstschaffende ansammelt, um sie nicht nur zu dem zu machen, was das sprichwörtliche „Mehr“ als die Summe seiner einzelnen Teile ist, sondern sozusagen zu einem „Supermehr“ werden lässt, greift dabei auf einen Klassiker des zeitgenössischen Diskurswordings zurück: auf das Kollektiv – und die Frage, wie sich Zusammengehörigkeit in einer Zeit und Sparte, die dem Individualismus geradezu obligatorisch frönt, thematisieren lässt. Wiederum konkreter ist der „Haufen“ von 39 Leuten der allergrößte Teil der Neuzugänge der Galerie Maerz der letzten zehn Jahre. Und interessanterweise haben die drei MacherInnen – ebenfalls Maerzmitglieder – eine filmische Sichtbarmachung gewählt, die herzlich wenig mit den üblichen Darstellungen der klassischen Dokumentation zu tun hat. So werden die Personen selbst visuell größtenteils ausgespart, man sieht sie höchst selten frontal, eher schon in der Ferne oder angeschnitten an einem Platz ihrer Wahl. Ebenso großzügig ausgespart die Werke, wobei diese natürlich auch hin und wieder ins Bild rutschen. Die Stimmen sind nicht zuordenbar, die auditive Ebene des Gedankenstroms zieht sich vermischt geschnitten und als eigenständige Ebene durch den Film – unter anderem angeregt durch die gegebenen Begriffe „Raum“ (als Denkraum) und „Haufen“ (als Frage: Was ist Teil der künstlerischen Position, als erlaubte nicht-strenge Ordnung). Claudia Dworschak zum gewählten Format der 1-minütigen visuellen Selbstdarstellung und zu künstlerischen Referenzen: „Es gibt diese Minutenformate, da sind sicher Bezüge möglich. Aber bei uns geht es im Grunde ums miteinander Produzieren, ums Partizipative, Kollektive.“

Erkenntniswert über Person, Werk und Marktwert schiebt der Film ganz lässig beiseite. Anstelle dessen rückt ein Denk- und Bildstrom ins Zentrum, der minimalistisch nach und nach gezeichnet wird; und die Qualität des Gemeinsamen, aber auch des Unspektakulären, Spontanen mit dem Prädikat besonders wertvoll versieht – und so basaler zwischenmenschlicher Eigenschaften wie Austausch, Interesse, Aufmerksamkeit und Empathie. Damit auch der Ausblick auf einen anderen Film, den Claudia Dworschak als Teil eines anderen Kollektivs derzeit gestaltet und noch fertiggestellt: In Zusammenarbeit mit Flüchtlingen entsteht seit mehreren Monaten ein Film, der nun bei Crossing Europe als Eröffnungsfilm gezeigt wird: „Mein Name ist. Ich bin.“
Crossing Europe: 20.–25. April, Watch out for all Details.

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