Das Raumschiff, …

… ein Projekt von Studenten der Kunstuniversität Linz, eröffnet nach langer Pause am 3. März wieder seine Pforten. Was ist nun das Raumschiff und wie sieht die anvisierte Entwicklung aus?

Bild Raumschiff

Bild Raumschiff

Gegründet wurde das Raumschiff bereits 2013. Nach diversen Schwierigkeiten bei der Anmietung der alten Räumlichkeiten am Brückenkopfgebäude/Hauptplatz, konnte nun an anderer Stelle ein langfristiger Mietvertrag mit der Stadt ausgehandelt werden. Die Idee, als Experimentierfeld für junge KünstlerInnen, und gleichsam als Begegnungszone für studentisches Publikum wie auch Laufkundschaft, AbsolventInnen, KollegInnen aus anderen Institutionen und interessierter Kreativ-Crowd zu gelten, wird fortgeführt.

In der neuen Location am Pfarrplatz 18 steht insgesamt eine Ausstellungsfläche von 170 Quadratmetern inklusive Innenhof zur Verfügung. Davon ein Verkaufsraum mit 50 Quadratmetern, der über einen eigenen Zugang verfügt. Der Verkaufsraum wird jungen KünstlerInnen auf Anfrage zeitlich begrenzt zur Selbstverwaltung überantwortet; auf diese Weise hat jeder Interessent die Möglichkeit, seine Werke und Projekte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Sichtbar machen! ist die populäre Devise mit kulturpolitischer Durchschlagskraft und die persönliche Anwesenheit der Künstler ist ausdrücklich erwünscht.

Da das Projekt von einem Verein betrieben wird und keinen Einschränkungen seitens universitärer oder politischer Institutionen unterliegt, ist der Raum als geöffnet im weiten Sinn zu betrachten, wodurch das Raumschiff als sozialer und kultureller Schwellenraum eine Sonderstellung unter den stadtinternen Veranstaltungszentren einnimmt. Und das ist Raumschiff in erster Linie: Ein Veranstaltungsraum, der in gewisser Weise niederschwellige Zugänge pflegt, was sowohl in der Umsetzung ein schnelles, spontanes Agieren als auch den Kontakt zu einem erweiterten Kreis von Mitwirkenden oder Publikum anbelangt. Das Augenmerk liegt auf interdisziplinärer Zusammenarbeit abseits hierarchischer Strukturen. Vorzugsweise werden Gruppenausstellungen abgehalten, die nicht auf den universitären Rahmen reduziert sind und für potentielle Diskursführung abseits eines etablierten Ausstellungswesens sorgen sollen. Das Programm bleibt dabei nicht auf bildende Kunst beschränkt. Performative Inszenierungen werden ebenso gerne angenommen, wie musikalische Auftritte oder Lesungen. Auch Workshops können abgehalten werden und wer Angebote bereit hält, sollte sich melden. Wenn auch der Ausstellungsraum als Verkaufsraum genutzt werden kann, wird bei Veranstaltungen kein Eintritt verlangt, der Verein gründet nur was Mietkosten betrifft auf Subventionierung, der Betrieb wird durch Spenden aufrechterhalten.

In der Vergangenheit sind bereits eine Vielzahl gewöhnlicher und ungewöhnlicher Veranstaltungen realisiert worden. Bei einem Rückblick sieht man die Behandlung gesellschaftspolitisch relevanter Themen („Speed Integrationing“) neben der Abhaltung konventioneller Zeichenkurse für jedermann oder der Vorführung eines sogenannten Nähmaschinenkonzertes angesiedelt. Zeitgenössische Entwicklungen in Kultur und Gesellschaft, regional bis international, sollen nach wie vor im Raumschiff ihre künstlerische Entsprechung finden. Die pluralistische Schiene wird weitergeführt und auch bereits etablierte Projekte gehen in die nächste Runde.

Zum Beispiel Kinophilia, eine Zusammenkunft von Film-Interessierten über mehrere Tage, an denen unter spontaner Gruppenbildung verschiedene Kurzfilmprojekte umgesetzt und präsentiert werden können. Weiters das Ausstellungsformat random access, das die willkürliche Positionierung des eigenen Werkes im Ausstellungsraum erlaubt. Die Frage nach „richtiger“ Hängung eines Bildes wird hier ebenso konsequent unterlaufen, wie die Kuratorentätigkeit, was den pluralistischen Impetus des Vereins unterstreicht. Durch das Zusammenspiel individueller Positionierungsstrategien wird der Raum schließlich gefüllt, was zu unvorhersehbarer Struktur in der Werkanordnung führt und letztlich eine Ausstellung entstehen lässt, deren Erscheinungsbild unvorhersehbar bleibt. Durch dieses Projekt kann die Ideologie, durch die das Raumschiff getragen wird, am ehesten greifbar werden. Da Kreativität quer durch eine Menge von Berufsparten als obligat angesehen und institutionalisiert wird, mag es passend erscheinen, Eigendynamik zuzulassen. Dem Zufallsmoment im künstlerischen Produktionsprozess wird auf diese Weise der nötige Raum gegeben.
Zudem findet eine Zusammenarbeit mit etablierten Formaten statt. Demnächst mit dem Next Comic Festival, das seit 2009 zum achten Mal in Folge in Linz und Steyr stattfindet. Eröffnet wird das Festival am 11. März ab 18.00 Uhr, im Raumschiff wird bei der Gelegenheit eine Satellitenausstellung organisiert. Hierbei werden Einsendungen von ComiczeichnerInnen und IllustratorInnen angenommen. Ein Teil der Einsendungen wurde durch eine unabhängige Jury ausgewählt und wird im Lauf des Festivals präsentiert.

Abgesehen von seiner Aufgabe als Experimentier- und Begegnungszone, bietet das Raumschiff die Möglichkeit, sich intern zu engagieren. Die Vielfalt hintergründiger Organisationsstrukturen verlangt nach eigenständiger Initiative und wer aktiv an der Entwicklung zukünftiger Projekte mitarbeiten bzw. sich am Steuern des Schiffes beteiligen möchte, ist herzlich willkommen. Sämtliche Verwaltungstätigkeiten finden auf ehrenamtlicher Basis statt, was für eine Vernetzung in verschiedene Richtungen sorgt. Die Einbettung in den universitären Bereich macht diese Form des Engagements für potentielle AbsolventInnen der Kunstuniversität besonders attraktiv. Grundsätzlich bleibt das Raumschiff, wenn auch aus der Studentenschaft der Kunstuniversität Linz hervorgegangen, in seinem Wirken nicht auf den akademischen Bereich beschränkt.

Hierin mag auch die Schwierigkeit des Projektes liegen, das sich innerhalb einer heterogenen Gesellschaft als Schnittstelle positionieren möchte. Für die Möglichkeit eines Dialoges zwischen Studentenschaft, Professorenschaft, touristischer Laufkundschaft und der Stadtbevölkerung, muss, abgesehen von den jeweiligen Veranstaltungen, auf eine relativ neutrale Atmosphäre zurückgegriffen werden. Um dem gerecht zu werden, wird die Kreisslerei wieder eröffnet, das Café des Raumschiffs. Kommen und bleiben ist möglich und erwünscht, insofern bleibt die Überschneidung von Ausstellungsraum, Verkaufsraum und gastronomischen Raum erhalten und das Raumschiff wird, einmal am Ankerplatz fest vertaut, zum Aufenthaltsraum.

Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte, kann das am ehesten beim Eröffnungsfest. Ausstellung ist dabei noch keine geplant, was aber nicht heißt, dass es nichts zu sehen gibt. Die Programmmischung aus Musik und performative art ist noch in der Organisationsphase und man darf gespannt sein, mit welchen Aktionen diese neue Anlaufstelle sich der Stadt präsentiert.

 

Eröffnungsfestivitäten: 03.–06. März

Wem die Zeit für den Besuch der dreitägigen Eröffnung fehlt, dem steht es frei, das Schiff an diesen Tagen zu entern:
Mo, Do, Fr: 16.00–21.00 h
Sa, So: 11.00–16.00 h

Informationen zu Veranstaltungen und Ausschreibungen: www.raum-schiff.at

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