Kochen in der lokalen Medienlandschaft.
Ob Marshall McLuhan in die Bezeichnung der heißen und kalten Medien kulinarische TV-Formate miteinbezogen hat, entzieht sich der sonst sehr tiefen Kenntnis des Dude. Dass McLuhan das Fernsehen als cooles Medium bezeichnete, zeigt, dass er Silvia Schneider und Georg Ritter nie in Kochformaten beobachten durfte und konnte. Ihm ist was entgangen. Ja, der Dude macht sich wieder mal als Medienkritiker wichtig, aber natürlich ohne seine wahre Expertise – die Kulinarik – zu missachten. Nein, vielmehr verknüpft er Hobby und Berufung und versucht sich an einer Einschätzung von kulinarischen TV-Formaten. Und da der Dude das Lokale liebt und verehrt, wird zuallererst das nächste Umfeld beackert: Silvia Schneider als Stilikone, Moderatorin, Entrepreneurin und in letzter Zeit als Fernsehköchin. Zu sehen auf LT1 und ORF und sicher noch in zig anderen, dem Dude nicht bekannten heißen, lauwarmen und kalten Medien. Ihr Gegenüber quasi der Antipol, das völlige Gegenteil: Georg Ritter, seines Zeichens Impresario der lokalen Medienlandschaft – Gründungsmitglied von Radio FRO, DorfTV, Lobbyist, Medien- und Kunstschaffender. Der Dude betrachtet bei seiner Analyse Format, Präsenz und Message.
Während Silvia Schneider als wandelnde Personality-Show mit „Silvia kocht“ (ORF) und „OÖ Kocht“ (LT1) reüssiert, kommt Georg Ritter mit dem recht aufgelegten Titel „Was kochst du? Was koche ich?“ auf DorfTV daher.
Die immer leicht anlassige Silvia Schneider punktet mit nichtssagenden Dialogen mit dem (hoffentlich männlichen) Gegenüber. Und hat sie ein passendes gefunden, ist das Ganze an rasantem Niveauverlust kaum mehr zu toppen. Bei Köchinnen, die fachlich kompetent und handwerklich geübt sind, geht der Dialog gegen Null – hingegen keine Themen für Fr. Schneider – ist ja nur eine Kochshow. Komplettiert wird der visuelle, aber auch inhaltliche 50er-Jahre-Hausfrauenappeal mit den immer gleichen Phrasen à la: „Mir kann es nie scharf genug sein“.
Die Rezepte sind meist bemühte Kreativküche oder getunte Klassiker. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Alles sehr flach und auf Mittelmäßigkeit gebürstet. Bewusst, denkt der Dude.
Würde Lars von Trier Kochsendungen regietechnisch betreuen, wäre er hingegen wohl hierfür verantwortlich – denn bis auf das Filmformat entspricht das Gesehene vollumfänglich dem Dogma-95-Manifest. Georg Ritter schlapft kostend durch die reichlich nüchterne Küche, kostet da und dort und nuschelt unverständlich Zutaten in die falsche Richtung. Lässt ab und an eine neckische Bemerkung fallen. Viele redundante und sinnlose Abläufe, die aber ihren eigenen Charme entwickeln. Er holt dann aber immer recht gekonnt – mit seinem ureigenen Charme – die Gastköchin zurück ins Gespräch und schafft es so, die eigentliche Botschaft zu senden: nämlich gutes Essen. Dilettantismus, wie man ihn von zuhause kennt, in ein TV-Format gegossen. Eher eine Wohlfühlsendung als Kochedukation.
Kaum gegensätzlicher könnte TV-Kulinarik nicht sein. Aber beides hat seine Berechtigung. Da ist der Dude versöhnlich: Es geht um Inspiration und darum, Neues zu entdecken. In diesem Sinne: Legt mal das Smartphone mit YouTube auf die Seite und checkt mal wieder das gute, alte TV!