Weit im Abseits – Frauen*

Ein kurzer Rückblick auf das 1. Fußball-Film-Festival ABSEITS im Juni: Bei der Hälfte der Filme lag der Fokus auf Frauen und Fußball. Und in jedem der Filme, mal mehr und mal weniger, kamen mir Tränen. Tränen der traurigen Verzweiflung, aber auch der Wut. Die porträtierten Frauen wollten einfach nur Fußballspielen und ihnen wurden mit patriarchaler Konsequenz Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und nicht nur einer, sondern viele. Ob in Guatemala, Iran oder Senegal. Ob katholisch oder muslimisch. Überall dasselbe. Unglücklicherweise nicht nur beim Fußballspielen, sondern auch in jedem anderen Bereich des Lebens. Selbstbestimmung der Frau – nicht erwünscht. Selbstermächtigung und Selbstvertrauen durch Stärkung des Körpers – nicht erwünscht. Freude und Spaß der Frau (ohne einen Mann) – nicht erwünscht. Feministische Arbeit – nicht erwünscht, aber halt, damit sind wir zurück in Österreich. Im doppelten Rückwärtsschritt in die Vergangenheit.

Dass eine Babypause einen nicht unbeträchtlichen finanziellen Einschnitt im Leben einer Frau ausmacht, musste in diesem Jahr auch Tennis-Ass Serena Williams erkennen. Letztes Jahr noch als einzige Frau auf Platz 51 der Liste der Top100-Bestverdiener(Innen) im Sport, flog sie heuer raus und auch keine andere Frau schaffte es auf die Liste. Zum ersten Mal, seit diese besteht. Traurig, aber ein Abbild der Gesellschaft. Die Lohnschere geht weit auseinander und nach oben dünnt es sich immer mehr aus. Im Jahre 2013 waren immerhin vier Frauen im Ranking. Im Übrigen führt die heurige Liste ein nicht mehr aktiver Boxer an. Ja in die Goschn haun, damit kummst weit!

Eine andere Weltklasse-Tennisspielerin bleibt uns vor allem wegen ihres Einsatzes für die Gleichberechtigung von Frau und Mann in Erinnerung. Billie Jean King. Ihr Statement: Gleiches Preisgeld für Damen und Herren. Da die Männerführungsriege im Verband nichts abgeben wollte, gründete sie 1970 zusammen mit acht Tennisspielerinnen („Original 9“) und der Herausgeberin des World Tennis Magazins die Virginia Slim Series, die 1973 in der Gründung der noch heute bestehenden WTA – Women’s Tennis Association – aufging. Bereits im selben Jahr wurde bei den US Open das Preisgeld in gleicher Höhe an Frauen und Männer ausgezahlt. Dieser sehr frühen Gründung eines eigenen Verbandes und der Vermarktung der eigenen Damentennis-Serie verdanken die heutigen Tennisspielerinnen ihre vereinzelten Durchstöße der gläsernen Decke zur monetären Sportwelt. Im Übrigen dauerte die Gleichstellung der Preisgelder bei den vom ITF (International Tennis Federation) veranstalteten Grand-Slam-Turnieren bis 2007 in Wimbledon.

Zur Erinnerung: Im Jahre 1970 gründete sich auch der FIEFF, ein internationaler Verband für Frauenfußball, der allerdings innerhalb von drei Jahren von der patriarchalen Übermacht der UEFA in die Knie gezwungen wurde. Dieser wiederum brauchte zwölf Jahre, um die ersten internationalen Frauenfußballbewerbe auszurichten.*

Die FIFA wiederum hat diesen Sommer ihren Ethikcode überarbeitet und just die Korruption herausgestrichen und eine Verjährungsklausel zu Bestechung und Wettbetrug neu aufgenommen. Kritik ist jetzt a ned so leiwand, und deswegen wird eine Diffamierung der FIFA für jene, die an den Codex gebunden sind, unter Strafe gestellt! Sport, ein Mikrokosmos der Gesellschaft!

 

Tipps: newsmavens.com – Europäische Online-News von Frauen (women choose news)

siehe: Mit Eierstock und Herz gegen Kommerz, eine frühere Spiele!-Kolumne

Salz auf unserer Haut.

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Im Auftrag der geschätzten Chefredaktion begibt sich der Dude in die spannende Welt unserer wichtigsten Zutat: Salz. Wer jetzt gedacht hat, dass sich der Slowdude aufgrund des analogen Clickbaits im Titel der Kolumne mit der Erotikschnulze aus den 90er Jahren befasst, irrt gewaltig – einzig der sphärische Soundtrack von Klaus Doldinger sei hier positiv erwähnt. Nix da mit Erotik, Sex oder Beziehungpallawatsch in langsamen Bildern. Als Florian Klenk des Gastrojournalismus geht es dem Dude einzig um harte Fakten und transparente Information für die geschätzte LeserInnenschaft. Salz war für viele lange Zeit die billig zu erwerbende Kartonverpackung oder der schmucke Kunststoffzylinder mit dem Salinen-Austria-Schriftzug. Bilder von Gasthäusern mit unverschraubten Salzstreuern oder selbige mit gelblichen Reiskörnern durchmischt, ergänzen unsere Erinnerungen. Die Herkunft war für uns alle mit dem Schulausflug ins Bergwerk Hallstatt determiniert. Der fade Schulunterricht brachte uns die chemische Zusammensetzung näher. Doch: Die Zeiten haben sich geändert. Ein wahrer Salztsunami ist über die Regale unserer Supermärkte, Reformhäuser, Marktstände und Bioladentheken hereingebrochen. Neben dem hundsordinären Tafelsalz gibt es mittlerweile zig Varianten von Meersalz, Steinsalz, Himalaya Salz, Fleur de Sel, Rosensalz, Kaffeesalz, Selleriesalz, BBQ-Salz mit Hickoryaromen, schwarzes Salz, geräuchertes Salz, Salz aus Hawaii, Chilisalz, Bio-Salz, Salz mit weniger Salz, Kräutersalz, Ur-Salz, ayurvedisches Zaubersalz, Blütensalz und Wilderersalz – um hier nur einen kleinen Ausschnitt der verfügbaren Produktpalette zu erwähnen. Hier fällt dem Slowdude auf, dass Salz eigentlich ein komisches Wort ist. Aber egal. Zu oft horrenden Preisen werden die auch recht seltsam anmutenden Salzkreationen feilgeboten oder als Salz aus „exotischen“ Ländern angepriesen. Salz aus Hallstatt ist in Würzkraft und Gesundheitsbelangen eigentlich nichts anderes als Salz aus Khewra. Aber scheinbar braucht unsere auf die innere Mitte fixierte Biobobo-Gesellschaft die Gewissheit, nahe am Urquell des Lebens zu agieren. Hier trifft der marktschreierische Ökoverkaufsapparat auf geifernden Verbraucherschutz. Die einen verkaufen simples Salz zu absurd hohen Preisen mit Heilsversprechen, die frei erfunden sind. Die anderen kommen mit der Keule, „unser“ Salz ist besser, daher und vergessen dabei, dass das vielgerühmte Himalayasalz meist naturbelassen auf seinen riesigen CO2-Latschen daherkommt, während die meisten Salze aus heimischer Produktion – um den Conveniencegewohnheiten der VerbraucherInnen zu entsprechen – meist mit Aluminiumoxid oder Silikaten versetzt sind, um die „Rieselfähigkeit“ zu gewährleisten. Ja, so ist sie, die schöne Welt der globalen Wohlfühlvielfalt. Ideal wäre hier eine Bio-Planwirtschaft. Nämlich so: Das fröhliche Kollektiv aus dem Salzkammergut produziert Bio-Salz zu fairen Preisen, das später von gut gelaunten Konsum-MitarbeiterInnen an das nicht minder frohe Heer der Werktätigen verkauft wird. Die würzen dann damit ihre schmackhaften, fairen Bio-Speisen und freuen sich des Lebens. So einfach wäre es. Aber der Slowdude ist wie immer euer Navigator und hat euch zum Schluss doch noch was zu empfehlen: Im Preis/Leistungs- und Fußabdrucksranking kann euch der Slowdude zu „Glück auf“-Natursalz der Salinen Austria raten. Herkunft ums Eck und es ist ohne Zusätze – auch der Preis ist ok.

Der Slowdude muss jetzt schließen. Er fährt nämlich zu seiner Salzsommelierausbildung nach Guérande ins Département Loire-Atlantique und bekommt dort sein Diplom verliehen. Gott erhalt’s – unser Salz.

Aufsässig waren wir nie.

Diese Welt ist kein guter Ort. Sie ist eher ein Limbus, eine Vorhölle, in der Vertreter*innen der langweiligsten und nutzlosesten Spezies ever Tag und Nacht Smalltalk führen, sich wichtigmachen, in oder aus Kameras glotzen, Wale mit Plastik vollstopfen, sich gegenseitig abschlachten und schadenfroh hetzen, wenn es anderen noch schlechter als einem selbst geht oder jemandes siebenjährige Tochter ermordet aufgefunden wird. Wenige, ganz wenige Menschen gibt es, die die Klugheit, den Respekt und die Stärke besäßen, aus ihr einen guten Ort und ein gutes Miteinander zu machen, aber die sterben früh und sie lassen mich und die anderen Zornigen zurück in Elend und Selbstmitleid.

Diese Welt ist kein guter Ort. Sie ist ein Paradies für Schmeichler und Schleimer, für Mittelmäßige, für Brave und Anständige, für Dauergrinser und Haargelfanatiker, für Eindeutige und Fleißige, für Herzlose und Strebsame, die sich den Herrgott der Nützlichkeit übers Bett hängen. Es gibt kaum einen Science-Fiction-Film, dessen Dystopien nicht längst zur Realität geworden sind. Und wir bauen Häuser, putzen uns die Zähne, stricken Socken, säen Tomaten, tätscheln die Kinder, kaufen Müll und feiern Gartenpartys, als ob nichts wär’.

Diese Welt ist kein guter Ort. Nicht für Schwarze, Rote, Grüne, Gelbe, nicht für Dreibeinige oder Einbeinige, nicht für Geflüchtete, nicht für jene, die keinen Krieg mögen, nicht für jene, die Angst haben, nicht für Radfahrende, nicht für Lernende und Lehrende, nicht für jene, die nicht schlagen wollen, nicht für jene, die nicht geschlagen werden wollen und schon gar nicht für jene, die sich an den Straßenrand setzen und nur schauen wollen. Menschen, die sich an den Straßenrand setzen und nur schauen wollen, sind eine Bedrohung. Sie kaufen nichts und sitzen nur da. Sie sind nicht nützlich. Sie sind in gewissem Sinn aufsässig und nicht einmal das sind sie absichtlich.

Wann waren wir eigentlich das letzte Mal aufsässig? Waren trotzig, rebellisch, aufständisch, subversiv, umstürzlerisch, aufmüpfig, bockig, störrisch, trotzig, trotzköpfig, verbockt, widerborstig, widerspenstig, renitent, dickköpfig, kratzbürstig, unbotmäßig, oder – veraltet – widersässig und faktiös, in der Schweiz übrigens auflüpfig – und haben uns aufgelehnt?

All diese Synonyme für aufsässig kennt der Duden und wir sitzen immer noch am Straßenrand und sind viel, aber nicht aufsässig. Und dennoch öffnen sich die Mainstream-Schubladen der Aufsässigkeit und wir werden hineingestoßen. Die ARD nennt die Schauspielerin Kristen Stewart nicht nur „rebellisch“, weil Sie am Red Carpet in Cannes ihre High Heels auszieht, mehr noch betitelt das Magazin Brisant! den Beitrag mit „Kristen Stewart macht sich nackig!“ Sie macht sich allerdings gar nicht nackig, sie zieht bloß die Schuhe aus. Und der „rebellische Akt“ ist eine grundvernünftige, nachvollziehbare öffentliche Geste, mit der Stewart – wie schon letztes Jahr übrigens, warum also die gespielte Überraschung? – zum Ausdruck bringt, was sie davon hält, dass Frauen* in Cannes auf dem roten Teppich hohe Schuhe tragen müssen, während die anderen einen Scheißdreck müssen.

Liebe Welt, liebe Medien: Ihr müsst aufhören, Menschen, die sich klar, sachlich und absolut vernünftig verhalten, als rebellisch oder aufsässig zu bezeichnen. Frauen* brechen keine Regeln oder verhalten sich „unnormal“, wenn sie etwa öffentlich sagen, dass ihnen Gewalt angetan wurde oder sie öffentlich dagegen protestieren, dass sie zwangsverheiratet werden, sich Männern unterwerfen sollen, keine Jobs aufgrund ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder ihrer sexuellen Orientierung bekommen. Es ist daran nichts Aufrührerisches, nichts Rebellisches, nichts Aufsässiges, wenn jemand die Rechte, die ihm qua Menschenrechtskonvention zustehen, einfordert.

Denn es ist wohl kaum etwas normal daran, dass Männer, die sich nicht im Griff haben, ganz offensichtlich verwirrt sind, Dinge sagen, die andere herabwürdigen, Menschen von sicheren Häfen, Ländern und Systemen aussperren und sich auch noch stolz dafür rühmen, die mächtigsten Ämter bekleiden.

Männer sollten deshalb vielleicht eine Pause einlegen, ähnlich dem einmaligen türkischen Männerverbot im Jahr 2011, als es dem Verein Fenerbahce wegen massiver Ausschreitungen seiner Fans für ein Spiel untersagt wurde, erwachsene Männer ins Stadion zu lassen. 41.000 Frauen und Kinder hatten Spaß, jubelten, feuerten ihr Team an. Ein Spiel lang kein Gegröhle, kein Machogehabe, keine aggressiven Brunftgeräusche.

Männern sollte nicht nur im Sport und nicht nur für ein Spiel, sondern auch im echten Leben die Möglichkeit gegeben werden, sich der Last ihrer Kraft, ihres Einflusses, ihrer Machtpositionen zu entledigen. Es sollte ihnen leichter als bisher gemacht werden, sich einzugestehen, dass die meisten von ihnen über die Jahrhunderte hinweg keine einzige besonnene, nachhaltige und weiterführende Idee hatten, um die wirklichen Herausforderungen dieser Welt anzugehen. Schaut euch um, Männer, und schaut, wo die Welt steht. Wie sehr sie im Arsch ist. Und nennt mir einen einzigen triftigen Grund, warum Frauen*, Kinder und die klugen Männer euch eine einzige weitere Sekunde am Ruder lassen sollten?

Klingt das aufsässig? Klingt das aufrührerisch? Klingt das rebellisch?

Was aber, wenn der Begriff aufsässig bloß erfunden wurde, um alle Geschlechter, die nicht dem typisch männlichen entsprechen, in eine Schublade zu stecken? Um eine Entschuldigung für Ohrfeigen und Schläge parat zu haben? Um über eine Ausrede zu verfügen, andere in die Schranken zu weisen, die nicht der eigenen Wertvorstellung entsprechen? Wirklich hinterfragt wurde das nie. Ein System aber, das sich unreflektiert bloß seiner Aufrechterhaltung wegen perpetuiert, schlingert irgendwann nur noch ohne Ziel und ohne Motiv dahin. In diesem Irgendwann sind wir gerade angekommen – das letzte Aufbegehren eines wirklich schlechten, unkreativen und inhumanen Systems, das die ganze Welt mittlerweile an den Rand der Existenz gebracht hat, ist unüberhörbar und wir haben alle ein bisschen Mitleid. Jede* allerdings, die nun versucht, den irren oder betrunkenen oder einfach nur machtbesessenen Lokführer vom schlingernden Zug zu holen, ist vielleicht sehr mutig. Niemals aber ist das aufsässig.

Mars Attacks

Österreich fühlt sich grad manisch-depressiv an. Dieses Land gibt mir mehrmals täglich Gründe dafür entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt zu sein. Da liegen oft nur wenige Stunden dazwischen. Einerseits hat das Jahr mit einigen ganz großartigen Begegnungen begonnen, bei denen sichtbar wurde, wie viele gescheite Frauen sich aktuell zusammentun und wie das geht und was sich ereignet, wenn sie sich zusammentun. Das gab und gibt nach wie vor so etwas wie Hoffnung oder – yeeeeah – Frühlingsstimmung. Und andererseits schlittert Österreich parallel dazu in eine der reaktionärsten, dunkelsten Phasen, mit einem Schlittenhund von Vizekanzler, der – nein, ich mag jetzt nicht aufzählen, was der in den letzten Woche gesagt, widerrufen, wieder gesagt und gegen wen er gehetzt hat – und einem Bundeskanzler, der einfach nicht in der Lage zu sein scheint, zu erkennen wie demokratiepolitisch gefährlich das alles ist. Der das Treiben der Rabauken nicht nur nicht mahnend kommentiert, sondern sich wie ein Kind benimmt, das sich die Hände vor die Augen hält und meint, die Welt verschwinde und – tataaa! – sei wieder da.

Möglicherweise müsste ihm das einfach jemand sagen: Ja, doch, das alles passiert wirklich um Sie herum, Herr Bundeskanzler, Strache sagt das tatsächlich und er meint das auch genau so, egal, wie oft er mit Hundeblick beteuert, dass alles nicht so gemeint war, und es ist an Ihnen, rassistische, antisemitische, europa- und demokratiefeindliche und all jene Äußerungen, die sich gegen die Freiheit der Presse richten zu kommentieren und aufs Schärfste zu verurteilen.

Möglicherweise aber sagt ihm das eh jemand und möglicherweise vergeblich, denn möglicherweise hat er einfach keinen blassen Schimmer, was mit Politikern, die verdrängen, passiert, wenn sie sich mit rücksichtslosen Extremen einlassen und auf deren kalmierende Versprechungen hereinfallen? Ich frage euch: Hat dieser Mann denn niemals Mars Attacks gesehen?

Wir erinnern uns: Mars Attacks – wer rettet die Erde da? Eine Oma mit ihrem Enkel und viel Volksmusik. Genau. Behaltet den Gedanken mal eine Weile. Kulturelle Hegemonie und so. Ich streichle meine Goldhaube schon ein Weilchen intensiver …

Wenn es nämlich nach einem FPÖ-Politiker aus Tirol geht, liegt unsere Chance ein Stück weit genau da: Markus Abwerzger (seine Fans auf Facebook muss man immer mal dran erinnern, dass er so und nicht Abzwerger heißt, und ja, ich bin tatsächlich so leicht zu unterhalten), meint nämlich zum Thema Kulturpolitik in einem Interview mit der Tageszeitung Der Standard, dass „feministische und queere Kunst“ keine öffentlichen Gelder mehr bekommen sollten, dafür aber wolle er „die Tradition und das gelebte Heimatbewusstsein in Tirol (…) fördern, weil es kulturstiftend ist und man damit die Masse erreicht.“ Gramsci schimmert nun also bis ins tiefste Tirol, und, nachdem ihn die deutsche Neue Rechte im Mund gehabt hat, darf auch der Tiroler Lokalpolitiker dran lutschen. Im Umkehrschluss bleibt bloß übrig, uns in Trachtenvereine einzuschleusen. Allerdings erweckte ich schon als Kind bei diversen Trachtenumzügen in meiner Herkunftsstadt trotz Goldhäubchen, Tracht und großem Bemühen um Mimikry offenkundig massives Misstrauen – lasst es uns dennoch ins Auge fassen.

Generell finde ich ja, dass wir viel mehr Chuzpe und vor allem Freude an Aneignung entwickeln könnten und dieses Spiel keinesfalls den Konservativen und Rechten überlassen sollten, sondern damit beginnen, mit großer Selbstverständlichkeit Dinge einzufordern: Frauenpolitikerinnen mit frauenpolitischem Bewusstsein etwa. Das Ende von all male Panels. Das Ende von Frauenverstehern und Mithelfern im Haushalt. Das Ende von Missbrauch. Das Ende des unlauteren Vermischens von Sexualität und Missbrauch. Und noch vielem mehr. Diskutiert und gefragt haben wir, unsere Mütter und unsere Großmütter immerhin lang genug. 2018 wird nicht mehr gefragt, 2018 wird nur noch gefordert. Das so strikt durchzuziehen, ist anstrengend und ich bin irre müde und nicht selten grantig. Weil es mich deprimiert, wenn ich sehe, dass wir seit Generationen auf verlorenem Posten antreten: gegen Dummheit, gegen Vereinfachung, gegen Gewalt. Und auch gegen Frauen, die sich stockholmsyndromartig nicht gegen die Vereinnahmung und Instrumentalisierung durch Männer zur Wehr setzen, weil sie meinen, sie würden dann ihre Sexualität, ihre Weiblichkeit etc. verlieren. Der Blick von außen ist bei manchen eben immer noch stärker und wird als notwendiger erachtet als das eigene (Selbst)Bewusstsein. Und gleichzeitig: wenn wir uns vergegenwärtigen, wie viele vor allem junge Frauen* in ganz unterschiedlichen Gruppierungen oder/und auch „nur“ für sich selbst aktuell klar und deutlich Stellung beziehen, keine Angst haben, dann ist das großartig. Längst hat eine neue Generation begonnen, zu hinterfragen in welcher Form – wenn überhaupt – von Beziehung sie leben wollen. Es ist die Zeit der Supernichten/neffen und Supersöhne/töchter angebrochen, die sich allesamt daran machen, ein sehr breit und offen angelegtes Bild von Gesellschaft zu entwickeln und zu leben und selbst wenn sie sich etwa auf ein eher klassisches Bild von Familie am Land eingelassen haben, mit großem Selbstbewusstsein ihre Mutter/Vaterrolle neu und vor allem selbst zu definieren. Wenn Frauen* die Forderungen anderer Frauen* unterstützen können, auch wenn diese nicht zu hundert Prozent den eigenen entsprechen, dann ist das zukunftsgewandt und demokratisch reif. Wenn junge Frauen* etwa im Kunstbereich (und überall anders) ein Gefühl dafür entwickeln, was ihre Arbeit wert ist und sie entsprechende Honorare fordern, dann ist das notwendig und richtig. Und wenn sich Frauen* über Partei- und Ideologiegrenzen hinweg endlich zusammentun und ein Frauen*volksbegehren auf die Beine stellen können, dann gibt das Hoffnung, so pathetisch sich das nun auch anhören mag.

Und jetzt geht hin, zieht eure Lederhosen an, lernt Jodeln, schnappt eure Omas und gründet queer/feministische Trachtengruppen! Wer von uns kann schon sagen, ob es nicht morgen bereits notwendig sein wird, gegen die Marsians mit Jodelklängen zu Felde zu ziehen.

#WeTogether

Eine starke Frau brachte den Stein ins Rollen und nun wackeln die Berge im fernen Tirol sogar unter der Erde. Die Alpen-Helden waschen den ÖSV wahrlich nicht rein. Seinerzeitige Vertuschungsinterventionen der höchsten Politik und heutige VertuschungshilfeleisterInnen aus höchst amoralischem Regierungsumfeld tun nichts Gutes zur Sache. Eigentlich eine Staatsaffäre, trotzdem oder gerade deswegen (?!) wanderte die Berichterstattung nach Tag 1 der Enthüllungen in den Sportteil, zumindest auf derStandard.at.

Im Gegensatz zum ÖSV, der sich in seiner patriarchalischen Eitelkeit gekränkt fühlt und eine PR-Beraterin engagiert, oder dem aktuell Beschuldigten, der sich hinter einem windigen Anwalt im Selbstmitleid suhlt (O-Ton Charly Kahr: „Mir bleibt nix erspart“), geht Nicola Werdenigg, oben erwähnte starke Frau, einen anderen Weg und gründet #We Together, eine Initiative gegen Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt im Sport. Auf dieser Plattform finden Opfer Anlaufstellen und Interessierte Maßnahmen zur Prävention.

Dort macht sie aber auch öffentlich, dass die von politischer Seite angekündigte Studie „Sexualisierte Gewalt im Österreichischen Sport“, noch immer nicht in Auftrag ist und fordert eine rasche Umsetzung. In Österreich fehlen jegliche Zahlen zu Missbrauchsfällen im Sport. Mit der Prävention betraute das Sportministerium den hauseigenen Verein „100% Sport“, der ebenso eine Studie ankündigte und ebenso wenig beauftragte. Die ExpertInnen und Strukturen für einen Forschungsauftrag an der Sportuniversität in Wien sind vorhanden. Der politische Wille fehlt.

Auch wenn sexualisierte Gewalt gerade ein großes Thema in der Gesellschaft ist, sollte nicht darauf vergessen werden, dass die Schieflage zwischen den Geschlechtern in anderen Bereichen ebenso steil ist. In Österreich wird sich die schlechte Lage angesichts der konservativen Einstellung und Politik der Regierung, v. a. ihrer weiblichen RepräsentantInnen, noch weiter verschlimmern. Die Frauenangelegenheitsvertreterin findet, dass die Forderungen „30 h-Woche für alle“ und „flächendeckende 50% Geschlechterquote“ zu weit gehen. Ist ja wirklich unverschämt, dass 50% der Bevölkerung auch zu 50% repräsentiert sein will. Jetzt dürfen sie doch eh schon wählen, diese „Angelegenheiten“, was wollen sie denn noch alles?!

Für eine 50%-Frauenquote spricht vieles. Der Sport in Österreich ist eine von Männern dominierte Welt. Die gläserne Decke für Frauen hängt sehr tief, gleich über dem Ehrenamt. Frauen, obwohl oftmals die Fähigsten für einen Posten, werden aufs Abstellgleis gestellt und nicht berücksichtigt, könnten sie doch alte Strukturen aufbrechen und z. B. das Förderwesen transparenter und effizienter machen („Das geht wirklich zu weit“). Die Geschäftsführung der neu gegründeten Bundes Sport GmbH bilden zwei Männer. Sie verteilen 120 Millionen an Steuergeldern als Förderungen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Armin Assinger!!, was den dafür qualifiziert, weiß niemand. Neben zwei weiteren Männern aus der BSO findet sich dort überraschenderweise doch noch eine Frau, weisungsgebunden ans BM für Finanzen.

Wenn Männer in Gremien sich gegenseitig die Posten zuschieben, haben wir Frauen keine Chance. Wir kommen ohne Quote nicht in Entscheidungspositionen und der damit verbundenen Macht!! Und wir wollen Macht. Macht auf allen Ebenen.

Dass es bei Gleichstellung auch wirklich um Gleichstellung gehen kann, zeigte der norwegische Fußballverband und zahlt ab 2018 den Nationalteams der Frauen und Männer die gleichen Gehälter und Prämien. Die Männer, die nun etwas weniger bekommen, willigten nur unter der Bedingung ein, wenn die Frauen auch die gleichen Rechte bekämen (Arbeitsverhältnis). DAS ist gelebte Gleichstellung.

 

Tipp: Weltfrauentag am 8. März

Feminismus & Krawall

Am Weg zur Demo das Frauenvolksbegehren unterschreiben,

ab 15.30 h AEC-Platz,

17.00 h Aufbruch!

20.00 h im GFK-Central: WIR BLEIBEN. TANZEN GEGEN DAS VERSCHWINDEN

anxietytreatmethods.com/ativan
anxietytreatmethods.com/xanax

Lob und Tadel.

blp

Die Umbrüche in der heimischen Gastroszene sind epochal. Der Slowdude ist erschüttert und sitzt mit aufgerissen Augen, offenem Mund und feuchten Händen vor der Schreibmaschine. Aber der Reihe nach: Das allseits beliebte Cafe Jentschke samt inkorporiertem Kasperkeller ist Geschichte. Schön bleiben in Erinnerung die netten Nachmittage vor oder im Cafe. Mit Blick auf die Landstraße. Re-presenten oder Leute-schauen waren ein beliebter Zeitvertreib an diesem neuralgischen Punkt der Linzer Landstraße. Im Inneren verwinkelt und auch ein wenig aus der Zeit gefallen wurden Kaffee, rauchgeschwängerte Mehlspeisen oder das eine oder andere Bier genossen. SchülerInnen fanden eine Zuflucht beim Schwänzen, aufgetakelte Matronen legten eine Pause beim Powershoppen ein oder die nette alte Dame aus der Herrenstraße verweilte bei einem Verlängerten, während sie auf ihre Freundinnen wartete. Ein Stück Stadtgeschichte. Der Slowdude hasst Jazz und findet das berühmte Zappa-Zitat* überaus passend. Aber im Kasperkeller gehörte der Studentenjazz gemeinsam mit dem Seiterl und Gulasch einfach dazu. Stammtische, Musik und handfestes Essen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ganz anders verhält es sich mit dem nun masseverwalteten Klosterhof. Konsequent wurde das von einem Champagner-Dieter-Bohlen der Linzer Gastroszene baulich einzigartige Lokal über die Jahre verunmöglicht. Das Essen teuer und grauenhaft. Die Veranstaltungen befremdlich und das gesamte nach außen getragene Stimmungsbild verheerend. Hoffentlich findet sich hier ein tragfähiges Konzept, das die Institution weiterleben lässt. Denn der Platz, die Räume und der Garten würden eine würdevolle Nutzung verdienen. Hoffentlich keine XXL-Tapas Bar.

Ein Lichtblick ist jedenfalls das wiederbelebte „Leopoldi“-Stüberl. Wie es scheint, ist die neue BetreiberInnen-Truppe angetreten, das große Erbe des am Adalbert-Stifter-Platz gelegenen Lokals in verjüngter Form fortzuführen. Die investigativ angelegten Testessen des Slow-Dude verheißen nur Gutes. Der freundliche Empfang ist schon mal Balsam auf der Seele des geschundenen Testessers. Das Menü passt. Die Suppe gut und die Kartoffeln zum Schnitzerl kommen nicht aus der Convenience-Packung. Und das Schnitzerl selbst ist auch sehr fein. Winner ist allerdings der – dem Slowdude sehr wichtige – Salatindikator. Super Dressing, frische Salate und liebevoll arrangiert. Hier war ein Update wirklich nötig. Zwar war der Oma-Salat der alten Küchencrew auch recht fein – Essigessenz rules – aber jetzt ist es schon wesentlich besser. Auch die armen Vegetarier haben es leichter und bekommen gute Küche. Was Veganer betrifft, kann der Slowdude nichts sagen, außer, dass sie ihm leidtun. Auch die schonende Renovierung der Einrichtung soll hier nicht unerwähnt bleiben – das Interieur ist weitgehend erhalten und nur schonend und bewusst adaptiert. Der Slowdude denkt: So geht Gastro und so geht sanfte Modernisierung. Top!

Die befreundete Gastrojournalisten-Posse des Landeshauptblattes ist anderer Meinung. Die sollten ihren Testrayon aber auf die neuen „Promenaden-Galerien“ beschränken. Da sind sie zu Hause. Corporate Media at its best.

In den Galerien war der Slowdude auch schon. Und hat probiert, nicht reflexartig zu schimpfen und objektiv zu bleiben. Aber die ersten Schritte in diesem Mix aus Abflughalle und Peripheriewohnbauanlage haben alles zunichtegemacht. Glorious Bastards (wie kann man nur?!?), My Indigo und Barefoot Cafe halten, was sie versprechen. Nichts. Systemgastro, wie sie im Bilderbuch steht. „Witzige“ Namen, austauschbare Konzepte und lahmes Essen erwarten einen dort. Da isst der Slowdude lieber am Sonntag ein kaltes Thunfisch-Sandwich von Freitag in der Tankstelle. Das hat mehr Stil und ist schneller vorbei.

In Kürze: Café Jentschke und Kasperkeller. Ewig schade drum. Klosterhof. Wie sollte es anders kommen. Leopoldistüberl. Daumen hoch. Glorious Bastards, My Indigo und Barefoot Café. Daumen runter.

 

* „Jazz ist nicht tot, meine Damen und Herren, er riecht nur komisch“

Der neue Feminist Desolatismus. Kunstverwertung.

Lokale Lokale, die Ausgeh-Kolumne der Referentin, streift dieses Mal bei diversen Eröffnungen herum. Es beginnt im lichten Linz und endet im dunklen Land Oberösterreich. Am Ende stellt sich die Frage: Kulturland retten? Die kolumneschreibend ausufernde 50.000 Euro Klit ist in der Referentin #10 eine Gruppe von Menschen, die unter anderem in der Tabakfabrik, im Valie Export Center, im Cafe Meier, im Schlossmuseum und bei qujOchÖ auf Besuch war.

Was hat die Stadt schon mit der Tabakfabrik gelacht, über verkräuselte Botschaften von Kreativaortas, -triaden und -kathedralen und vieles mehr an Wunderwuzzi-all-in-one-Eierwollmilchsau-Begrifflichkeiten, die in den letzten Jahren in schöner Regelmäßigkeit als PR-Rauchwolken mühelos aus den Schloten der – sagen wir es ähnlich verquirlt – denkenden Industriemanufaktur aufgestiegen sind. Der PR-Hype hat sich schon länger gelegt, fällt uns auf, als wir in die Tabakfabrik zur Eröffnung des neuen Valie Export Centers gehen. Eine schöne Sache, das Center. Dort performt zur Eröffnung die Formation Dr. Didi, was meine Freundin wenig später im Cafe stirnrunzelnd kommentiert mit: „Aber das ist ja das andere Universum!“ Und wer sich jetzt nicht auskennt: Dr. Didi = 3 Haberer (an sich eh sehr super) und Valie Export = feministische Ikone (unter anderem). Na gut. Schade jedenfalls, dass vom Kunstunirektor Reinhard Kannonier weder die bei der Eröffnung frisch verkündete und anwesende neue Leiterin des Valie Export Centers, Sabine Folie, noch die schon länger für das Center arbeitende Geschäftsführerin Dagmar Schink, auf die Bühne geholt wurden. Und das löste bei doch einigen Anwesenden richtiggehend schlechte Stimmung aus. Erheitern konnte uns, dass während Bürgermeister Lugers Rede und seiner zum Ausdruck gebrachten Freude über das neue Center in den hinteren Reihen flüsternd angestimmt wurde: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ – eine kleine private Einlage von Stehnachbarn, die sich wohl nicht auf das Center bezogen hat und die allerdings eh fast niemand mitbekommen hat. Der Bürgermeister schätzt unbequeme Kritik, sagt er auch immer wieder in seinen Reden, und so soll es sein. Lustig auch, dass passend zu Valie Exports Status als international anerkannte Medienkünstlerin, Kulturstadträtin Doris Lang-Mayrhofers wiederkehrende Parole von der Unesco City of Media Arts zunehmend selbst einen gewissen performativen Charakter entwickelt, in gewohnt frischer Manier. Wir lieben es. An Marketing und Kunst denke ich noch, als meine Freundin und ich auf dem Rückweg ins Cafe Meier schauen. Mir fällt ein, dass bei einer anderen Eröffnung drei Wochen vorher, im O.K bei „Alice – Verkehrte Welt“ der den LH vertretende Politiker überhaupt nur vom Tourismus gesprochen hat. Er hat bis zum Kaiser und seiner Verlegung der Sommerresidenz nach Bad Ischl ausgeholt (Beginn des Kulturtourismus, und Alice als kulturtouristische Fortsetzung, wirklich? Habe ich das geträumt??). Wir holen weiter aus. Mein Sitznachbar meinte damals, die Rede sei absichtliche Parodie gewesen … ich bin aber nicht so überzeugt davon, dass das neue Türkis da so viel Spaß versteht und die Politik bringt’s mit dem Tourismus schlichtweg auf den Punkt. Am Ende wurde dann fast vergessen, die KünstlerInnen auf die Bühne zu holen, aber das kann bei so viel Spektakel leicht passieren. Ich sage zu meiner Freundin im Cafe: „Verkehrte Welt“. Sie lächelt müde. Und abgesehen von all den angesprochenen Diskrepanzen, wir holen noch weiter aus: Wirklich schlimm sind die allseits bemerkbaren Verschiebungen hin zu Konservativismus und Kommerzialisierung, die auch in der Kunst sichtbar werden, sagt sie. Und horrend, dass abseits dessen an allen Ecken und Enden ein gesellschaftspolitischer Desolatismus vor sich hinbrodelt, der sich gewaschen hat. Das ist zu sehen und das pfeifen die Spatzen von den Dächern, die Spatzen aus der sogenannt freien Szene und auch die Spatzen aus den Kultureinrichtungen von Stadt und Land, die Spatzen vom Landeskulturbeirat und die Spatzen vom Stadtkulturbeirat, Stichwort suboptimale Kommunikation, untransparente Pläne, Stichwort Prekarisierung, und wir fügen noch das Stichwort Rechtsruck dazu. Und ebenso pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass im Zuge der Sparmaßnahmen im Land umgeschichtet wird – in Richtung Sicherheit, Wirtschaft und Digitalisierung. Das ist der Kern einer Sache, die mit einer großen Spar-0.- inszeniert wurde. So ist es zu hören. Im Übrigen imponiert es meiner Freundin und mir null, dass sich die LandespolitikerInnen im Rahmen der Sparmaßnahmen selbst eine Nulllohnrunde verordnet haben, da verdreht sowieso jeder nur mehr die Augen. Im Gegenteil sind wir bestürzt vom Umgang mit einkommenschwächeren Bevölkerungsgruppen, vom Umgang mit Kultureinrichtungen, Frauen und Fraueninitiativen, Stichwort Fiftitu%, Feminismus&Krawall, oder auch: keine Frau in der Lenkungsgruppe zur Umgestaltung der Museumslandschaft. Gerade diejenigen Häuser mit weiblicher Leitung scheinen gefährdet. Und wir sind – wieder abgesehen davon – geradezu entsetzt, was andere politische Stellen und andere politische Ebenen in Stadt und Land anbelangt, über geplante Ausgangssperren für Asylsuchende (???), Ukraine/Krimreisen von Stadtpolitikern, rechtsextreme Verbindungen und man weiß gar nicht mehr, wo man anfangen soll. Später nichts davon gewusst haben zu wollen, wird nicht möglich sein, sagen wir. Und weil das mit der Leistung als Bemessung für Geld=Leben sowieso nicht mehr so ganz funktioniert, wenn man sich die Lebens-Mikrokosmen wie die globalen Krisen so ansieht, von sozialen globalen Unterschieden bis hin zu einem mittlerweile ganz real drohenden ökologischen Kollaps (und ja, das wird alles zusammenwirken und tut es schon), plädieren wir – wie viele andere auch – für eine gesellschaftspolitische Vision, die die Menschen in Zukunft nicht verhungern oder anderweitig krepieren wird lassen. So schaut die Realität für viele Menschen aus. What the fuck – wo sind jetzt die Alternativen und die nichtauferlegten Denkverbote? Weil wir im alternativen Cafe Meier just in diesem Moment ermahnt werden, unseren Computer eingeschaltet zu haben, was hier wegen Kaffeehausstimmung=Technologieverbot nicht erlaubt ist, werden wir unterbrochen (Digitalisierung? Unesco City of Media Arts? Aber der Wirt hat immer recht). Und wir sehen zu unserem Sitznachbarn hinüber, der schon die ganze Zeit unter dem Tisch in seinem Kindle liest, anscheinend heimlich. Er sagt, dass er gern zum Lesen herkommt, weil es so angenehm ruhig hier ist, wegen des Handyverbots telefoniere zumindest niemand. Tja. Wir verlassen das Lokal, weil wir uns einen Museumsnachmittag verordnet haben, und besteigen den Schlossberg, um in Tagen wie diesen die Schlossmuseums-Ausstellung „Wir sind Oberösterreich“ anzusehen. Beziehungsweise möchte ich meiner Freundin was zeigen. Kurt Holzinger, der dort neben diversen Käferforschern und Malstiften (Familienausstellung) und quasi mit der zur Legende gewordenen 80er-Jahre-Band Willi Warma noch bis Jänner ausgestellt ist (in der Abteilung „Wir sind modern“, „Cafe Landgraf“), und dessen Bild überlebensgroß in der Ausstellung zu sehen ist, dessen Konterfei auch Drucksorten schmückt, hat mir erzählt, dass niemand ihn gefragt habe, ob er damit einverstanden sei, derartig verwendet zu werden. Niemand habe mit ihm Kontakt aufgenommen. Und er erzählt, dass dort unter anderem Bilder aus seinem Archiv die Basis der Ausstellung bilden, Fotos, die er für das Buch „Es muss was geben“ demjenigen Verlag lediglich für den Abdruck zur Verfügung gestellt hat, der jetzt kurzerhand als Rechtehalter angeführt wurde („Mit freundlicher Genehmigung des Verlags der Provinz“). Wie ist sowas eigentlich möglich? Kurt Holzinger hätte außerdem einiges zum Begriff „Identität“ zu sagen und dazu, wie er zum Titel „Wir sind Oberösterreich“ steht, nämlich: „Dieser identitäre Scheißdreck ist nicht zu ertragen. Wir wollten genau nicht Oberösterreich sein. Das, was wir gebraucht haben, war nicht vorhanden. Wir mussten es selbst machen. Und wir wollten raus. Alles war damals Post-Nationalsozialismus“. Soviel zur alten und neuen Identität, zur Provinzialität und zur Kunstverwertung. Und wieder: Wie ist es möglich, dass – auf vielen Ebenen – die Menschen, die es betrifft, nicht gefragt werden? Zu viel Verwertung im Fokus? Dann gehen wir noch zum Konzert von Klitclique. Dort, am Abend im Kulturverein Qujochö, wird von zwei jungen Frauen auf herzerfrischend starke Weise eine, sagen wir, 50.000-Euro-Literatur-Kunst-White-Cube-The-Feminist-Empowerment-Mucke abgezogen, die wir als Empfehlung hier stehen lassen: Nachschauen unter The Feminist, Inge Borg oder Klitclique zu Gast bei FM4 oder auch bei den Wiener Festwochen. Und mit diesem beispielhaft abschließenden Schwenk zur aktuellen Kunst und Kultur: Es gibt sie, die unabhängige Kunst, in Form von großen, kleinen und noch kleineren Initiativen und vielen, vielen ambitionierten Menschen, an den diversen Orten der Stadt, und das tröstet uns. Noch gibt es sie. Und um auf die Spardebatte zurückzukommen: Es wäre angebracht, gerade diese Bereiche aufzuwerten statt zu kürzen, liebe Landesregierung, und im Landhausslang bedeutet das: Kunst und Kultur ist das inhaltliche Breitband unserer Zukunft. Und in unseren Worten: Es geht um Kunst, Kultur und Initiative, die unbestechlich, kritisch und unbändig ist und die von der Volksseele meistens erst dreißig bis vierzig Jahre später als „modern“ anerkannt wird, oder noch später, oder sogar nie erkannt und anerkannt wird, während sie uns in der Zeit, in der wir leben, in Wahrheit unseren kulturellen Arsch rettet. Deshalb, wer noch nicht hat: Aufs Kulturland scheißen und Kulturland retten unter: kulturlandretten.at. Wir wollen 200.000 Unterschriften.

 

Die 50.000 Euro Klit ist dieses Mal eine Gruppe von Menschen, die unter anderem in der Tabakfabrik, im Valie Export Center, im Cafe Meier, im Schlossmuseum und bei qujOchÖ auf Besuch war. Diese Erlebnisse wurden zu einem Text unter Freundinnen, und zu einer etwas ausufernden Kolumne, formuliert. Aufmerksamen Lesern und Leserinnen wird nicht entgangen sein, dass das Klitclique-Konzert nicht am Tag der Eröffnung des Valie Export Centers stattgefunden hat, sondern bereits eine Woche früher zu sehen und zu hören war. Eine kleine textflussbedingte Unschärfe und hiermit deklariert.

Ein Mann, der gerne noch was werden möchte.

Oberösterreich ist um ein unwürdiges Schauspiel zum Thema „Frauen und Führungspositionen“ reicher. Wie es in einer Aussendung des Landeshauptmanns und Kulturreferenten vom 20.11.2017 hieß, „wird der Vertrag auf Wunsch von Dr.in Gerda Ridler in beiderseitigem Einvernehmen vorzeitig aufgelöst.“ Eingeleitet von dem Satz: „Vor dem Hintergrund der anstehenden Neupositionierung der einzelnen Kulturinstitute und Häuser des Landes Oberösterreich.“ – ein Satz, der hier so unangebracht wie nur irgendwie möglich ist. Denn die „anstehende Neupositionierung“ – wie es der Satz insinuiert – als solche hat wohl kaum damit zu tun, dass die Leiterin das Haus verlässt. Wohl aber die Informations- und Kommunikationsfehlleistungen, von denen die Neupositionierung begleitet wurde. Am 8. November war in einer Tageszeitung zu lesen, dass ihr Vertrag wohl nicht mehr verlängert werde. Bereits davor war hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass der Lenkungsausschuss, der für diese Neupositionierung eingerichtet wurde, sowohl ohne Gerda Ridler (wie offenbar zum aktuellen Zeitpunkt ohne jede andere Expertin mit internationaler Expertise) besetzt werden würde. Über Zeitpunkt und Inhalt der Veröffentlichung der Neupositionierungspläne war sie als wissenschaftliche Direktorin laut OÖN vom 5. 10. nicht eingeweiht. Derartige Kommunikationsaussetzer „passieren“ nicht einfach. Sie haben Struktur, sie haben System, sie haben Absicht. Machen wir uns nichts vor: egal, in welche Positionen Frauen kommen und vielleicht noch kommen werden, überall sitzen sie schon – jene Männer, die es sich in den vergangenen Jahrzehnten dort gemütlich gemacht haben, gut vernetzt sind und sich abgesichert haben – wenige durch außerordentliches Talent, immense Anstrengung oder den Willen mehr als andere zu geben, viele durch das gegenseitige Wissen um die Leichen in den Kellern der jeweils anderen und brüderliches zur-Seite-Stehen, sollten die fragilen Konstrukte des Machterhalts bedroht werden.

Und jede kluge Frau ist so eine Bedrohung.

Eine Kleinstadt wie Linz und ein Bundesland wie Oberösterreich eignen sich ganz wunderbar für solche Spielchen. Da gibt es viele Leichen, eine Handvoll Clubs, denen man(n) beizutreten hat, viel Mittelmäßigkeit und immer was zu tratschen. Um Inhalte geht es längst nicht mehr, nur noch darum, die höchstpersönlichen Anliegen am geschicktesten zu verkaufen.

Das vorgegebene Regelwerk ist klar: Gesicht zu Markte tragen, Smalltalk-affin sein. Sich überall blicken lassen und zu allem was zu sagen haben. Immer wieder ein freundliches Gesicht auch zu noch so derben Schmähs machen, mitspielen halt. Sich nicht so anstellen. Nicht zu viel und nicht zu lange nachdenken. Wer dieses Regelwerk missachtet, ist quasi selbst schuld, wenn sie sich den Unmut der Honorigen zuzieht. Da heißt es dann: ihr Hang zur Selbstdarstellung sei zu wenig ausgeprägt gewesen. Spannend, wie wir immer noch dazu tendieren, Erklärungen für das Geschasst-werden nicht bei denen zu suchen, die schassen, sondern bei denen, die geschasst wurden. Schon vor Jahren stand eine Direktorin in der Kritik bei Politik, Tourismus und Medien, nicht etwa, weil ihre Ausstellungen zu wenig Qualität zeigten oder zu wenig Internationalität in die Stadt gebracht hätten, sondern schlicht, weil sie zu unnahbar gewesen sei, den lokalen Größen zu wenig geschmeichelt habe. Sie hat nicht in das Linzer oder Oberösterreich-Konzept einer Frau in Führungsverantwortung gepasst. Weil sich damals kaum noch jemand traute, das öffentlich und als Begründung für die ablehnende Haltung einer Museumsleiterin gegenüber kundzutun, wurden Besucher_innenzahlen hervorgekramt, die den plötzlich recht hohen Anforderungen der Politik nicht entsprachen. Heute ist nicht einmal mehr von dieser Scham etwas übriggeblieben. Unverhohlen werden bei Besprechungen, Eröffnungen oder auf Bühnen wieder Witze gegen Frauen gemacht, wird auf die Nennung, Würdigung oder Einladung von Frauen vergessen – ungeachtet ihres Verdienstes an dem zu Eröffnenden – worauf an anderer Stelle und am Beispiel von Dagmar Schink, Geschäftsführerin des Valie Export Centers bereits hingewiesen wurde. Es geht allerdings immer noch ein Stück tiefer: als mir eine Freundin erzählte, wie unverhohlen frauenfeindlich ihr gegenüber sich ein hochrangiger Landesbeamter äußerte, konnte ich es kaum glauben. Im Sinn von: sie wissen nicht – oder vielmehr schon –, was sie sagen, und fühlen sich auf jeden Fall unendlich sicher. Dass das nicht so gut ankommt beim weiblichen Gegenüber: Drauf geschissen quasi und tatsächlich, es ist wieder die Rede davon, was Frauen dürfen, was sie dürfen sollen und was Männer nicht wollen, dass sie dürfen. Genierer gibt’s kaum noch. Mir waren die Zeiten lieber, in denen sie sich für solche Aussagen und politischen Handlungen noch geschämt haben. Heute regieren teflonartige Politiker, an denen alles abperlt, die keine Regung oder Scham zeigen, wenn sie Kulturvereine, Künstlerinnen und Künstler, berufstätige Mütter und Väter so mit Sparsanktionen belegen, dass kaum noch Zeit zum Aufbegehren, Lesen und Denken bleibt. Oder wenn sie eben Frauen in Führungspositionen ohne jegliche fachliche Begründung abdrängen. Und Gerda Ridler ist womöglich nur die erste von einigen hervorragend arbeitenden Frauen, die nun wieder Platz machen müssen – einvernehmlich natürlich – für einen Mann, der so gerne noch was werden möchte in diesem Bundesland.

Changing Rules.

In einen subtilen, aber bewusstseinsbildenden Kampf im Sinne einer gendergerechten Sprache, begibt sich eine App namens „Gender Changer“, die Texte automatisch gendergerecht lesbar macht. Ein Umstand, der manchmal vergessen lässt, dass in Wirklichkeit sehr wenige Texte gegendert werden. Warum gendern? Weil ich mich als Frau im generischen Maskulinum nicht angesprochen fühle. Liebe Männer und jene, die sich als solche fühlen und denken, mir genügt es nicht, ‚mitgemeint‘ zu werden. Schon kleine Buben empörten sich bei so manchen Versuchen in der Volksschule, wenn Texte in weiblicher Form geschrieben wurden oder wenn Lehrpersonal darin sprach, und beklagten sich, sich nicht angesprochen zu fühlen. Aber von mehr als der Hälfte der Bevölkerung verlangt ihr genau dies. Dem Argument der Lesbarkeit entgegne ich das Üben. Und wie bei vielen Dingen, die wir lernen mussten (Laufen, Reden, …) mündet das anfänglich schwere Mühen in eine Selbstverständlichkeit. Diese App ist ein Übungsinstrument zur Sensibilisierung und zum Einschleusen der Thematik in die neuronalen Netzwerke. Manchmal ergeben sich auch lustige Konstellationen wie „Frau* und Mann* övirieren“, über die ich gerne schmunzle, weil die App mitunter auch sinnlose Ergebnisse liefert, und die mich auch wieder zurück in die Realität holen. Herzlichen Dank an das Linzer Künstler*innen-Duo Vala Oona Serbest & Ufuk Serbest, die diese Browsererweiterung entwickelt haben. Verfügbar ist sie für Firefox und Google Chrome. Leider wegen Weiterfinanzierungsfragen noch nicht voll ausgearbeitet, ein Umstand der nach einer Crowdfunding-Aktion ruft.

Sprache schafft Struktur. Und gewisse Strukturen verschaffen Macht. Macht, die gerne ausgenutzt wird. Die weltweite Diskussion zu sexueller Belästigung bringt die Machtverhältnisse dieser Welt an die Oberfläche. Täter, zu 90% männlich, werden von einer Wolke des Schweigens gedeckt und lernen, dass vieles durchgeht. Opfer lernen oftmals keine Sprache des Widerstands, viel eher wird ihnen eingeredet, dass sie selbst schuld seien. Manchmal sind die Opfer so jung, dass sie ihre eigene Sexualität noch nicht kennengelernt haben und erben ein lebenslanges Trauma. Die österreichische Sportwelt hatte bereits mit Peter Seisenbacher ihren Skandal. Eine öffentliche Diskussion gab es kaum. Im Gegenteil, die Ermittlungen dauerten zweieinhalb Jahre, weil die Glaubwürdigkeit der mittlerweile erwachsenen Frauen besonders eingehend überprüft wurde. Jetzt ist er auf der Flucht. Ja, Finanzminister oder Judo-Olympiasieger sollte frau* oder mann* in Österreich sein, dann ticken die Uhren der Justiz besonders langsam. Schnell ist die österreichische Polizei hingegen beim Umsetzen einer sehr populistisch geführten Gesetzesänderung. Unter dem Vorwand des Burka-Verbots gibt es fortan eine 24/7-Vollzeiterkennung für alle Bürger*innen – hurra die Gams! Und die staatliche Gewalt bestimmt zum Beispiel fortan auch über das Kälteempfinden der Bürger*innen beim Radfahren, was erträglich und zumutbar ist. Individuelles Empfinden wird abgewürgt.

Zum Abschluss noch zu den konkreten Spielen im Sport bzw. zu den Fußballfrauen: Auf die Beine stellten sich die heimischen Akteurinnen des F_IN-Frauen im Fußball-Netzwerks und hielten das „1. Österreichische F_IN-Treffen“ in Linz bei der Gastgeberin SKVrau ab. Die Präsidentin des Fanclubs Salon Blauweiss stellte die Räumlichkeit zur Verfügung – für einen sehr interessanten Erfahrungsaustausch aus den verschiedenen Gegebenheiten in den Fangruppierungen der Antifa Döbling, Vienna Wanderers oder Tornados Rapid. Eines der nächsten Treffen wird anlässlich der Ausstellung „Fan.Tastic Females – Football Her.Story“ stattfinden. Ein vielfältiges Porträt weiblicher Fußballfans in Europa und ihrer Initiativen. Ich freu mich darauf!

 

App Tipp: Gender Changer by Vala Oona Serbest & Ufuk Serbest

10 mal – ich habe alles verloren … Glauben, Würde, ca. 6 Kilo

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Die Krot nicht schlucken können. Runterwürgen. Auf den Magen schlagen. Bitterer Beigeschmack. Sauer aufstoßen. Nicht gut Kirschen essen. Da sind ja Hopfen und Malz verloren. Die Suppe auslöffeln oder jemandem in die Suppe spucken.

Der Bissen bleibt im Halse stecken. In den sauren Apfel beißen. Sein Fett abkriegen.

Sämtliche Zitate und Weisheiten schießen dem Slowdude durch den Kopf, wenn er nur an die politische und gesellschaftliche Situation oder die handelnden Akteure in unserer schönen Heimat denkt. Doch eigentlich muss ja gefeiert werden. Die Referentin bringt die 10te Ausgabe auf den oberösterreichischen Medienmarkt und das muss ordentlich zelebriert werden. Mit einem kleinen Hochamt auf die beste Chefredaktion! Was wäre naheliegender als ein schönes Zahlenspiel. Und so liefert der Slowdude seine persönlichen Top 10 der Linzer Gastrostätten ab – kein besonders kreativer Aufwand für den Dude, dafür aber zu 100% subjektiv. Und nicht so charmant und aufgeladen wie Rob Flemings Top Five in High Fidelity.

Nr. 10: Das Dachcafe. Ein echter Höhenrausch. Man fühlt sich betreut und umsorgt. Das Essen Standard, aber nicht mehr – hier punktet der Gesamteindruck. Etwas aus der Zeit gefallen. Aber genau darum hingehen!

Nr. 9: Das Schlosscafe – nicht die Brasserie oder wie auch immer der andere Gastrowahnsinn im ehrwürdigen Linzer Schloss heißt. Aber Top Team von der Chefin angefangen – gutes Essen und kleine Extras, die zählen: zum Beispiel im Sommer das gratis Kindergetränk.

Nr. 8: Tamusana – afrikanische Küche at it’s best. Unglaublich nettes Service, lecker Essen und gemütlicher Gastgarten. Weiter so!

Nr. 7: Rosis Cafe und Bar – die Mittags- und Jausenkarte ist Top. Und eine Chefin, die mit ihrer herb-sympathischen Art das oft recht anstrengende Alt-Testosteronpublikum gut in Schach hält.

Nr. 6: Der Müli Mittagstisch. Eine Institution am Pfarrplatz. Leckerer Mittagstisch aus korrekten Produkten – nur die kleine Portion könnte sich preislich etwas mehr von der normalen abheben.

Nr. 5: Das Cafe Traxlmayr. Kann zwar in den Einzelwertungen nicht überzeugen. Aber als Gesamtkunstwerk glänzt es – und hat einen Bonus, weil es das letzte seiner Art ist.

Nr. 4: Das Rauner im statistischen Bezirk Bulgariplatz. Korrekte Küche – raffiniert, aber nicht überkandidelt. Die Einrichtung etwas zu „zeitgenössisch“ aber sonst alles top.

Nr. 3: Die Fleischhauerei Lackinger. Ein Urgestein der fleischigen Lust. Gute Auswahl an Tagesgerichten, gutes Sortiment an „Convenience-Produkten“ und schräges Greißlereisortiment. Außerdem sind die Damen unglaublich nett. Auch zum Slowdude.

Nr. 2: Der beste Thai-Laden in Town: PhoHanoi in der Freistädterstraße. Authentische Gerichte, klasse Service und schnörkelloses Ambiente.

Nr. 1: Der Herd im Heim. Geht einkaufen. Kocht drauf los. Ohne Rezept. Das ist IMMER das Beste.

Wie versprochen. Der Slowdude ist absolut subjektiv. Das mag der geneigten Leserin oder dem geneigten Leser sauer aufstoßen. Aber so ist er halt. Der Vertrag geht bis zur Nummer 100. Vorerst. Also 90 Kolumnen to go. Der Slowdude freut sich über die Referentin #10, gratuliert Fr. Brandmayr und Fr. Schütz zum Medium und überreicht symbolisch die golden panierte 10 mit Pommes und Zitrone.