„Don’t Dance with Fear and the Rain will disappear“

Christine Hinterkörner sorgte bereits im Winter mit dem ersten Album „Fat Black Spider“ ihres Avantgarde-Pop-Projekts Madame Humtata in der Musikwelt für Aufsehen. Daniel Steiner hat sie getroffen und fragt nach, was Madame Humptata aktuell betreibt.

Mit einer auf Klavier, Bass und Schlagzeug basierenden Instrumentierung und von der herausragenden Gesangsleistung Hinterkörners lebend, erntete Fat Black Spider in den Rezensionen der Musikpresse großes Lob. Referenzen auf Björk, Soap and Skin bis zu Kate Bush wurden gemacht. Doch Madame Humtata wird den – gerne in Schubladen kategorisierenden – MusikjournalistInnen das Leben in Zukunft nicht leicht machen und mit dem sich gerade in Arbeit befindlichen neuen Werk musikalisch gänzlich neue Wege gehen. Das Wort Techno steht im Raum!

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass es sich bei diesem Artikel um keine Rezension des neuen Madame Humtata-Albums handeln wird. Die Arbeiten am Werk sind noch im Gange, folglich gibt es für produktionsfremde Ohren auch noch keinen Ton zu hören. Das Erscheinungsdatum des neuen Albums, dessen Titel noch geheim ist, ist für Herbst 2017 anvisiert. Gespräche mit Labels laufen, Details können hier aus verhandlungstaktischen Gründen selbstredend nicht veröffentlicht werden. Alle meine Informationen über die neuen Stücke stammen aus einem im Cafe Traxlmayr geführten Gespräch mit Christine Hinterkörner. Trotzdem erscheint es mir opportun, bereits jetzt zu versuchen, die in mir in diesem Gespräch geweckte Neugier durch einige Zeilen auf die geneigte LeserInnenschaft zu übertragen.

Bereits Werner Gröbchen bemerkte zu Fat Black Spider, dass „permanente Verwandlung und Zurückverwandlung, dieses Hin- und Her, die ständige Häutung und Freilegung immer neuer, tiefer und tiefer liegender Persönlichkeitsschichten“1 zentral für das Verständnis des Projekts Madame Humtata sind. Musik, Choreographie und Kostüme bei der Life-Performance sowie die Videoarbeiten stellen vielmehr gleichberechtigte Teile eines Ganzen dar, die zwar auch einzeln für sich genommen funktionieren, ihre ganze Kraft jedoch erst in Kombination entfalten. Ganzheitlich betrachtet könnte also auch der angekündigte radikale musikalische Paradigmenwechsel Madame Humtata an sich gar nicht so radikal verändern wie zuerst gedacht.

Christine Hinterkörner beschreibt die musikalische Gefühlslage ihrer neuen Arbeiten als großstädtisch, gegenüber einem mediterranen, mit Sicherheit ihren häufigen Barcelona-Aufenthalten geschuldeten Grundgefühl der Fat Black Spider-Zeit. Fast-Forward statt Laid Back, eine Aufforderung zum Ausbruch durch Tanz. Komponiert am Klavier funktionieren die neuen Stücke auch als Songs2, die elektronische Umsetzung erfolgt erst in einem weiteren Schritt. Hier kommt wie bereits beim Debüt-Album Jazzpianist Michael Hornek als Produzent ins Spiel. Die Inspiration für die Kompositionen bezieht Hinterkörner von Außen, von neuen Städten, Landschaften, durch das Ausloten von Grenzen. Im Schaffensprozess eines Lieds steht daher der Text an der zweiten Stelle, nicht von der Wertigkeit, sondern ganz profan in der Reihenfolge des Machens. Während sie die Texte der Fat Black Spider-Songkollektion selbst schrieb, werden diese beim neuen Album von Patrik Huber aka Georgie Gold beigesteuert. Fasziniert von dessen tiefgründiger bildhafter Sprache wollte Christine Hinterkörner für Madame Humtata das Experiment wagen, diese Texte mit ihrer Stimme und ihrer Art zu singen kollidieren lassen.

In puncto Kostüm hingegen greift Hinterkörner wieder auf eine bewährte Zusammenarbeit zurück. Basierend auf eigenen Entwürfen entsteht die oft surreale „Humtata Couture“ gemeinsam mit der bekannten Modeschöpferin Daniela Karlinger, die unter anderem auch für die Konkurrenz wie Lady Gaga tätig war. Bereits fertig ist die „Sculpture of Zig Zag“, ein analoges 3D-Kostüm aus Spitzen, welches auch als schattenwerfender, organisch-digitaler Kristall oder als dunkle Erleuchtung zu beschreiben ist.

Diejenigen, welche ich erfolgreich mit meiner Neugier angesteckt habe, müssen sich, wie eingangs erwähnt noch bis zum Herbst gedulden. Zur Überbrückung der Wartezeit kann ich aber folgende Projekte, bei denen Christine Hinterkörner mitwirken wird, empfehlen: „End of the Rain“, ein interdisziplinärer Ausbruch basierend auf Texten aus dem Buch „Poems for Anarchy“ von Patrik Huber im Rahmen des Tanzhafenfestivals am 29. Mai in Linz. Und „Wallflowering“, eine Performance gemeinsam mit Iris Heitzinger und Franceoise Boillant in der ARGE Salzburg am 8. März. Viel Vergnügen!

 

1 www.be24.at/blog/entry/651693/madame-humtata-fat-black-spider

2 Als Nebenprojekt ist eine spätere Veröffent­lichung in reduzierter Version angedacht

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