Editorial

Es reiht sich Krise an Krise. So als ob die vielen sich aneinanderreihenden Krisen nicht zu Ende gehen dürften. So als ob sich in jeder Krise, wie im Bauch einer Babuschka, eine immer neue Krise befinden müsse. Und Stand der Dinge in den letzten Februartagen: Jetzt also auch noch Krieg. An den Rändern Europas. In Europa.

Tatsächlich … Krieg? Aber nein: Ein Krieg ist das nicht – folgende Korrektur: Es heißt Spezialoperation, Friedensmission, in der russischen Medienlandschaft, deren Mitspieler, bis auf einige wenige, die tapferen Widerstand leisten, weitestgehend auf Kreml-Linie gebracht wurden. Dort ist das Wort „Krieg“ neben dem Begriff „Invasion“ seit einigen Tagen nicht mehr erwünscht … Und so setzen Fake Words zu neuen, bisher nicht erreichten Höhenflügen an … – und der Begriff des Euphemismus ringt einem hierbei nur mehr ein müdes Lächeln ab.

Fake News aus Fake Words kreieren dann eine Fake World. Und verloren geistern sie nun herum, die Wörter, die keinerlei Halt finden, willkürlich ausgespuckt in Zeit, Raum und Wahnsinn.

Man fragt sich mittlerweile – leider nicht zum ersten Mal – ob es diese eine Welt tatsächlich noch gibt, und was das dann ist, dieses andere, mit dem man konfrontiert ist. Und dann verwirft man den Begriff, der einem durch den Schädel brummt, weil das, was da vor den eigenen Augen passiert, keine Parallelwelt mehr ist. 

Und ja, dann denkt man an Dante.

Gleichzeitig fühlt man ihn, den schweren eiskalten Atem. Die Zensur schlägt zu: Eine wächserne Puppe, die auf der Bettkante sitzt. Wer weiß, wer gemeint ist? Sie wohnt im Kreml. Sie geifert und lacht. Es dröhnt und schallt. Plötzlich riecht es nach verbranntem Fleisch und nach Irrenhaus, nach Paranoia und Tod. Endlich der herbeigesehnte Schlaf. Was im Traum alles passiert: Menschen, die mit Fahnen bewaffnet sind. In Russland. Wie staatsgefährdend. Wie bizarr. Wie verstörend. Fort mit ihnen. Sie werden eingesperrt. Auf dass gesiebte Luft ihre Köpfe reinwaschen möge. … … Kein Ende in Sicht.

Die Referentin hat für diese Zeilen ihre Mitarbeiterin Sandra Brandmayr gebeten, einen Blick in diverse russische Medien zu werfen. Diese Impression ist das Ergebnis. Sie bleibt ohne Ende. Wir ziehen somit einen relativ großen Bogen zu einem Editorial, das normalerweise auf die Inhalte der Ausgabe verweist. Wir nehmen einen uns passend vorkommenden Satz heraus, der aus dem Professionellen Publikum stammt: Und dann speibt man schon fast, aber kontrolliert. Das Zitat findet sich beim Tipp von Alexander Till. Bitte über den tatsächlichen Zusammenhang selber nachlesen.

Aber so ist das irgendwie.

Das andere Zitat, das wir an dieser Stelle anführen wollen, stammt von Sabine Gebetsroither und Katharina Riedler, auch aus dem Professionellen Publikum. Es ist auch aufs Cover gewandert und sagt, was Linz nach Corona braucht. Nämlich: Tanzen, tanzen, tanzen. Das war vor Russlands Krieg in der Ukraine. Und ja, stimmt aber auch.

Und das ist auch Fakt: Wie soll sich das zusammen ausgehen?

Damit eine Schlussanmerkung zum Internationalen Frauentag: Nach dem Kriegsbeginn plant Feminismus & Krawall im Moment den 8. März um. Zu einem Happening, das den öffentlichen Raum zurückerobern und Solidarität bezeugen will.

Zum 8. März am Linzer Hauptplatz laden ein,

die Referentinnen

Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

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