Ein Mahnmal …

… des mobilisierten Individualverkehrs. Linz müsste sich eigentlich glücklich schätzen. Eine riesige – zwar zum Großteil versiegelte – meist unverbaute Freifläche inmitten des Stadtzentrums. Magnus Hofmüller kommentiert die aktuellen Umgestaltungspläne des Donauareals.

Bild Magnus Hofmüller

Gemeint ist das Areal zwischen Nibelungenbrücke und der Brücke formerly known as Eisenbahnbrücke. Ein Filetstück. Andere Städte beneiden Linz sicher um ein solches, voller Optionen strotzendes Stück Stadtraum. Als LinzerIn dürfte man sich moderne Lösungen erwarten, die die Möglichkeiten und Probleme der Gegenwart aufgreifen und in etwas Zukunftsorientiertes transformieren. Simple Stichwörter wie „neue Mobilität“, „lebenswerte Stadt“, „Naherholungsgebiete“ und „urbane Freiflächen“ kommen einem da in den Sinn. Aber leider. Nein. Linz.

Als problemschwangere Klammern dieses Areals fungieren die Brücken: Die alte Brücke ist Zeitzeugin völlig verpeilter und zusammengestückelter Verkehrsplanung – und das seit Jahrzehnten. Mit einem Fuß- und Fahrradweg, der einzig als Aggressionsbeschleuniger taugt. Die neue Brücke ist Beweis dafür, dass die Verantwortlichen wenig bis gar nichts dazugelernt haben. Die neu gestaltete Hinführung für FußgängerInnen und RadfahrerInnen auf der Urfahraner Seite lässt nichts Gutes erwarten. Und der Fahrrad- und Fußweg-Bypass – die sogenannte Himmelbauer-Brücke – zwischen den beiden Brücken wurde als I-Tüpfelchen erfolgreich verhindert. Kein Mensch weiß eigentlich wieso.

Aber das wirkliche und titelgebende Mahnmal ist die riesige Betonfläche zwischen AEC und „SV Urfahr 1912“-Fußballplatz. Diese wurde zwar von der Funktion als Parkplatz großteils befreit, aber das Vorhalten dieser Fläche für einen 2 x im Jahr stattfindenden Jahrmarkt ist schon sehr befremdlich. Und ist auch Sinnbild dafür, dass man „unangenehme“ und kurzfristig unpopuläre Maßnahmen in Linz nie umsetzen wird. Würde man die Fläche als Park umwidmen, vom Betonkorsett befreien und renaturieren, und den Jahrmarkt an einen anderen Ort verlegen, gäbe es zwar einen Aufschrei – der aber schnell vergessen wäre. Genauso schnell wie das eingeführte Parkverbot auf derselben Fläche. Hier fehlt es eindeutig an Mut und Gestaltungswillen.

Jetzt mühen sich seit Jahren Bürgerinitiativen und Projektgruppen mit guten Ideen für das Areal – wie eine Insel oder eine Badebucht. Aber, anstatt die Konzepte aufzugreifen und im Rahmen der räumlichen und budgetären Möglichkeiten umzusetzen, kommt in Linz wieder einmal alles ganz anders. Nämlich komplett anders. Und hier den Zuständigen Böswilligkeit zu unterstellen ist einfach unfair. Es fehlt nämlich an einer fachlich kompetenten, kreativen und mit Umsetzungsmacht ausgestatteten Stadt- und Verkehrsentwicklung. Die unabhängig und mit Expertise von außen in einem moderierten und transparenten Prozess die Stadt für die Zukunft fit macht. Ein frommer Wunsch. In Linz passiert leider im Moment das Gegenteil – und die Menschen, die initiativ werden, können nicht gestalten, sondern müssen ihre Kraft ins Verhindern des Schlimmsten stecken.

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