Alles muss raus aus dem Theater.

Deutsche Erstaufführung als Guerillaproduktion und mit drei Spielterminen am Theater Phönix: „Der Vortrag“ ist ein Monolog über Theater-Missmut und Kultur-Missverhältnisse. Bastian Dulisch gibt die Figur des angewiderten Theaterautors Blanguernon. Gerhard Willert hat das Stück aus dem Französischen übersetzt und inszeniert. Theresa Gindlstrasser hat die beiden getroffen.

Bastian Dulisch spielt Trompete und Blanguernon. Foto Gerhard Willert

Bastian Dulisch spielt Trompete und Blanguernon. Foto Gerhard Willert

Thomas Blanguernon ist ein Miesepeter mit einer Liebe zum Theater im Herzen. Er setzt an: „Es war ein fataler Irrtum, dass ich zugestimmt habe, diesen Vortrag in einer Kulturinstitution des französischen Staates zu halten. Ich habe das schon seit Jahren nicht mehr gemacht, seit meinem Abgang – meiner Flucht – nach Berlin, und jetzt bin ich zurück in Frankreich, ich renne von Theater zu Theater wie ein kopfloses Huhn, und, vorhersehbar war es, reibe mich wieder auf an dieser französischen Theatergesellschaft.“ Und Blanguernon schraubt sich weiter, tiefer, ausufernd hinein in seinen Widerwillen gegen die „Theatergesellschaft“, ob französisch oder deutschsprachig oder, schraubt sich hinein in Thomas-Bernhard’sche-Wiederholungen, stilisiert sich zum bloßen Beobachter einer Szene – um sich mit Ekel die eigene Teilhabe an der „Theatergesellschaft“ vom Leibe zu reden.

„Ich war als erstes infiziert worden vom französischen Bildungswesen (von der Ur-Infektion – dem Geborenwerden – sehe ich einmal ab): dieses französische Bildungswesen hatte mir die Möglichkeit eröffnet, mich in die Ausübung der Theaterkunst zu flüchten. Und ich hatte mich da hineingeflüchtet, ohne zu ahnen wie sehr diese Theaterkunst sich pervertiert hatte innerhalb der Kulturunternehmen des französischen Staates, die mich dann zweitens ihrerseits infiziert hatten, und zwar infiziert in meinem innersten Wesen, nach der allgemeinen Infektion durch die französische Gesellschaft.“

Sich die Teilhabe vom Leibe reden, das ist ein widersprüchliches Unternehmen. Textintern sowieso und außerdem: Autor Christophe Pellet wurde 2009 für seinen Monolog „Der Vortrag“ (im Original „La Conférence“) vom französischen Kulturministerium mit dem Grand Prix de Littérature Dramatique ausgezeichnet. Die Theatergesellschaft schluckt immer jede Kritik und spuckt dafür Preise aus. Gerhard Willert, bis vor zwei und davor insgesamt 18 Spielzeiten lang Schauspieldirektor am Landestheater Linz, hat das Theaterstück übersetzt und die deutschsprachige Erstaufführung am Theater Phönix inszeniert. Premiere war Ende Oktober, zwei weitere Spieltermine (18. Dezember und 12. Februar) stehen außerdem fest. Eine „Guerillaproduktion“. Heißt: Das Phönix hat Notwendigkeiten zur Verfügung gestellt, das künstlerische Budget kommt vom Verein Nachtspiel.

Dieses künstlerische Budget ist ein Rumpfbudget dessen, was hätte eine Wiederaufnahme der regelmäßigen Produktionen seitens des Nachtspiels werden sollen. Oberösterreich, Kulturpolitik, Kahlschlag. Als ich vor sechs Jahren nach Wien gezogen bin, gab es in Linz eine vitale und vielschichtige freie Theater-, Tanz- und Performance-Szene. Jetzt? Rumpfszene. Und während ich diesen Text schreibe, lese ich, dass die Stadt Linz plant, die Förderung des Landestheaters einzustellen. Einzustellen! Die Initiative Nachtspiel wurde 2011 von damaligen Landestheater-Schauspielenden gegründet: Aurel von Arx, Björn Büchner und Henri Hüster konnten auf die Ressourcen des „Mutterschiffs“ zugreifen und ohne großen finanziellen Aufwand monatlich einen Abend im Rothen Krebs veranstalten. Die Fix-Anstellung ermöglichte das eigenständige Arbeiten.

Der Missmut und das Missvertrauen, mit dem Theaterautor Blanguernon der Theatergesellschaft, den Kulturinstitutionen, dem französischen Staat begegnet, findet eine Entsprechung im Gespräch mit Bastian Dulisch, ebenfalls ehemaliger Schauspieler am LTL und immer noch Teil des Nachtspiels, der für „Der Vortrag“ den leidenschaftlichen Miesepeter Blanguernon gibt: „Man kann sich ja auf Teufel komm raus in diese Theatergesellschaft bewegen, die Frage ist, ob man das will“. Kürzungen, Streichungen, die überall dröhnenden Reden von Rentabilität machen die freie Szene kaputt und setzen die Häuser unter Produktionsdruck: Mehr Premieren, weniger feste Schauspielende, „Wer immer nur dem Publikum nachrennt, sieht zu guter Letzt nur seinen Arsch“, zitiert Willert im Gespräch den Journalisten Franz Schwabeneder. Nach der Generalprobe von „Der Vortrag“ saßen Dulisch, Willert und ich im Beisl vom Phönix. So von wegen Liebe zum Theater im Herzen: Beide betonen, dass die Rentabilität von Kunst am Ende die ganze Kunst vergacksen wird, dass sie nicht bereit sind, unter kunstfeindlichen Bedingungen zu arbeiten.

Wobei, und das ist auch im Kontext der derzeitigen #MeToo-Debatten an Theatern interessant, sie in Bezug auf die Möglichkeit von Veränderung von Produktions-Bedingungen unterschiedliche Standpunkte vertreten. Während Willert die Eigenverantwortlichkeit betont, „Den König spielen immer die anderen!“, also fordert, sich von vornherein nicht in zerstörerische Hierarchien und prekäre Arbeitsverhältnisse hineinzubewegen, sagt Dulisch: „Man sollte, aber man kann sich diesen Luxus nicht immer leisten“. Es ist so, das ist beides wahr. Und wie dann also war die gemeinsame Arbeit an „Der Vortrag“? Dulisch, der seit zweieinhalb Jahren zum ersten Mal wieder auf der Bühne steht: „Es war die schönste Arbeit. Wir haben nicht gearbeitet“. Willert, der zwischen seiner letzten Produktion am LTL und der Arbeit am Phönix „Bunbury“ von Oscar Wilde am Theater Trier inszeniert hat: „Wir haben den Text auf Echoräume abgeklopft. Es geht nicht ums einproben, sondern ums ausprobieren. Theater muss Begegnung sein können.“

Im Dezember inszeniert Willert am Deutschen Theater Göttingen „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen. Genug Regiepause. Ob er sich eine Leitungsposition wieder vorstellen könnte? „Wenn es passt“. Und was passt, wenn es passt? „Vieles. Das Klima. Vom Putzpersonal bis zur Diva, Theater ist eine Manufaktur, Überheblichkeit und Arroganz haben da keinen Platz. Wir müssen einander grüßen wollen“. Außerdem: „Die Finanzen. So und so viele Werkstätten- und Proben-Tage müssen möglich sein, um eine Inszenierung zu unternehmen. Sonst gibt’s nur noch H&M-Molières und Zara-Shakespeares. Auch die Größe des Ensembles ist entscheidend, um niemanden auszulaugen, um sich der Mode des Verschleißens von billigen Jung-Schauspielenden zu widersetzen“. Dann: „Ist es wurst, ob eine einzelne Aufführung mal mehr oder mal weniger glückt. Theater kann Möglichkeiten sichtbar machen und dass sie „Möglichkeiten“ sind. Es ist nicht immer alles nur there is no alternative“.

In „Der Vortrag“ wird das Verschwinden als Alternative zur Teilhabe an der „Theatergesellschaft“ herbeigesehnt. Thomas Blanguernon will verschwinden. Interessant auch, dass seine „Flucht nach Berlin“ ihm einst hatte Erleichterung verschaffen können, wo doch „Berlin“ für den deutschsprachigen Raum ein Höchstmaß an „Theatergesellschaft“ darstellt. Pellet arbeitet zwar mit Bernhard’schen Formeln, wendet diese aber ins Sozialkritische. Die Prekarität im Kunstbetrieb, Überproduktivität aufgrund von Rentabilität, Abschiebungen von Asylsuchenden aus Frankreich und Konsumterror sind wiederkehrende Momente des 90-Minuten-Monologs. „Wenn du nicht konsumierst: bist du tot. Konsumier doch! Pferdewürste an Sauce Vinaigrette, dramatische Werke. „Alles muss raus“ und verschwinden. Dramatische Würste und Werke an Sauce Vinaigrette. „Alles muss raus“. Ich will auch raus und verschwinden, brüllte ich. Wie verschwinden? schoss es mir ein, wo mir doch sogar die Mittel fehlen, um zu verschwinden“.

Am Ende der krass konzentrierten, sprach-genauen Inszenierung, während Dulisch Unmengen von Text absondert und nur durch Lichtwechsel und Trompetenspiel unterstützt, eine manische Spannung aufrecht erhält, gewährt die „Theatergesellschaft“, also eigentlich die Theatermagie, also eigentlich der Regisseur Willert diesem Protagonisten das Verschwinden. Das Licht geht aus. Finster. Dass das Theater das Problem ist, dass das Theater auch die Lösung ist. „Krise des Theaters ist eigentlich immer“, antwortet Willert auf die Frage nach der Lage der Theaternation in Linz. Und Blanguernon, seine Freundin Esther Cohen paraphrasierend: „Wenn das Theater verschwunden sein wird aus der Welt, wird es doch immer Menschen geben, die es träumen“. Für solch zarte Töne hat die „französische Theatergesellschaft“ nichts übrig. Cohen begeht Suizid. Und was ist mit der oberösterreichischen Theatergesellschaft? Nochmal: Während ich diesen Text schreibe, lese ich, dass die Stadt Linz plant, die Förderung des Landestheaters einzustellen. Einzustellen!

Ein Naheliegendes ists jedenfalls, die Inszenierung von „Der Vortrag“ als eine Bestandsaufnahme auch der deutschsprachigen oder oberösterreichischen „Theatergesellschaft“ zu lesen. Willert und Dulisch machen also Abrechnung? „Ein großartiger Text, ein großer Glücksfall, dass Willert auf diesen Autor und dieses Stück gestoßen ist“, sagt Dulisch, und: „persönliche Abrechnung war nicht unser Thema“. Bekräftigt Willert: „Nee“. Und was war Thema in der Auseinandersetzung mit Pellets Text? „Genau schaun, genau gucken. Was lass ich zu und was nicht?“. Einander nicht wie „plärrende Monaden“ zu überfallen. Sondern eine Begegnung zwischen Schauspieler und Text, Text und Publikum, Publikum und Schauspieler zu ermöglichen. Blanguernon: „Was soll ich mit meinem Blick machen? Was soll ich mit dem Blick der anderen machen? Muss man seinen Blick bemessen? Den Leuten genau in die Augen blicken, oder sie eher nicht anblicken? Aus ihrem Blick verschwinden indem ich den meinen ausschalte? Sie mitreißen mit meinem Blick? Wie sollen wir Leute anblicken? Gibt es Grenzen? Wenn ich jemanden anblicke: dann blicke ich ihn wirklich an, mit meinem ganzen Sein hin zu seinem ganzen Sein. Ist das verstörend? Sollte ich nicht meinen Blick zum Verschwinden bringen?“. Im Theater wie in der Reality, Begegnung ist gut. Dafür muss Kohle her!

 

„Der Vortrag“
18. Dezember und 12. Februar, Theater Phönix.
theater-phoenix.at

Anmerkung der Redaktion: Der mittlerweile beschlossene Ausstieg der Stadt Linz aus dem Musiktheatervertrag ist weniger kulturpolitische denn budgetpolitische Entscheidung, der ungleichgewichtige Zahlungsflüsse zwischen Land und Stadt zugrunde liegen.

GLOW

Kritisch-sozioökonomisches Setting und buntes Retrospektakel, das zwischen Kitsch, Ironie und alltagskulturellen Problemen oszilliert: Sarah Held über die Serie Glow, deren zweite Staffel heuer erschienen ist, einen Show-Wrestling-Plot, emanzipierte Frauenfiguren sowie popkulturelle Ästhetik der 80er Jahre.

Für diejenigen Leser*innen, an denen die teils bizarr anmutende Glitzerwelt von Glow (USA, seit 2017) bisher vorbeigegangen ist, gilt folgende Warnung: Dieser Artikel ist ein Potpourri aus Spoilern, er bietet aber auch Teaser an. An die Fans, willkommen zu einem kurzen Ausflug zwischen Analyse und Trivia. Zunächst sollte allerdings geklärt werden, was passiert bei Glow? Was macht die Serie, im Denglisch-Sprech formuliert, so binge-worthy? Aus (pop)kultureller Perspektive ist sie äußerst interessant und weist Potenzial für eine feministische Rezeption auf. Zu den Basics: Die Handlung spielt im Los Angeles der 80er Jahre; es dreht sich um eine Gruppe Frauen, die für eine Wrestling-Fernsehshow gecastet wird und fortan als solche aktiv ist. Um dieses Hauptelement reihen sich eine Vielzahl Erzählstränge, im Vordergrund steht der Konflikt zwischen der erfolglosen, aber sehr ambitionierten Schauspielerin Ruth Wilder und ihrer eigentlich besten Freundin Debbie Morgan (Eagon), eine ehemalige Seifenoper-Darstellerin, die sich in Suburbia mit Kind und Ehe niedergelassen hat. Im Pilot schläft Ruth mit Debbies Ehemann Mark, was einen tiefen Einschnitt in ihrer Freundschaft markiert. Ironischerweise erweist sich Ruths Fehltritt als Vorteil für sie, denn eigentlich hatte sie sich für Glow bereits aufgrund ihres schauspielerischen Overactings disqualifiziert. Dazu kommt noch erschwerend die persönliche Abneigung und Willkür des Regisseurs, Sam Sylvia. Während Ruths verzweifelten Versuchen, doch noch ein Engagement bei der Wrestlingshow zu erhalten, stürmt die wütende Debbie ins Gym, wo die Serie größtenteils spielt, es entwickelt sich eine wilde Prügel-Performance. Dieser Kampf löst beim antagonistisch inszenierten Charakter Sam Sylvia eine Wrestling-Vision aus. Im weiteren Verlauf der Handlung bietet er beiden eine Rolle in der Fernseh-Show an, da er den Konflikt für das Wrestling nutzen möchte. Das beschreibt, stark reduziert, den Plot der Show.

Die Serie basiert frei interpretiert auf der gleichnamigen US-amerikanischen Frauen-Wrestling-Show aus den 80er-Jahren. Das Original war ein groteskes, glitzeriges Low-Budget-Format, bei dem sich Frauen mit hochtoupierten Frisuren in knappen Spandex-Bodies wöchentlich brutal wirkende Showkämpfe lieferten. Dabei wurde über den Verlauf von fünf Staffeln nicht nur im Ring gekämpft, sondern auch gerappt und Comedy-Sketche inszeniert. Wie im Wrestling leider üblich, wurden auch rassistische Stereotypen durch die Wrestling-Charaktere reproduziert. Sogenannte „offending characters“ werden auch in der aktuellen Glow-Serie inszeniert. Es lässt sich ein Hauch von Kritik an dieser Praxis ausmachen, wenn beispielsweise die Figur Arthie „Beirut the Mad Bomber“ Premkunar versucht, sich von ihrem rassistisch konnotierten Charakter zu lösen und auch immer wieder betont, von der rassistischen Komponente gestört zu sein.

80s Retro-Ästhetik
Über mittlerweile zwei Staffeln verhandelt die Serie nicht nur viele Topoi, die feministisch lesbar sind, sondern sie bündelt eine große Fülle an Attributen des 80s-Retro-Revivals, wie es beispielsweise auch bei Stranger Things zu sehen ist. Neben trivialen Klischees wie tonnenweise Neon-Schriftzüge, einem hörenswerten 80s-Soundtrack, Querverweise auf damalige Serienformate wie Dynasty oder Hart to Hart, Roboter, Hair-Metal, riesige Schulterpolster oder maßlosem Kokainkonsum, werden auch zeitkritische Aspekte in die Handlung eingewoben. Das geschulte Auge erkennt in der Action-Figur von Tammé Dawsons Wrestling-Charakter Welfare Queen eine modifizierte He-Man and the Masters of the Universe-Figur, die sie als selbst gemachtes Merchandise ihres Show-Alter-Egos verkauft. Diese Figur ist ein Drag-Gimmick, denn hier wurde einfach eine muskulöse männliche Fantasyfigur umgearbeitet. Am Beispiel von Welfare Queen, gespielt von Profi-Wrestlerin Kia Stevens, lässt sich eine direkte Rezeptionslinie zum Rassismus und zu klischeebeladenen Stereotypen der Originalserie ziehen. Tammé entscheidet sich dafür, die Stereotype der sogenannten „Sozialschmarotzerin“ aus dem Ghetto zu übernehmen und inszeniert sich dementsprechend milieudiskriminierend. Als weiterer zeithistorischer Marker wird die AIDS-Epidemie und die damit einhergegangene menschenfeindliche Reagan-Politik angerissen. Diese Interpretation ist in Bash Howards, Glow-Produzent, panischer Reaktion begründet, nachdem er von der Infektion Tod seines (ehemaligen) Liebhabers erfährt.

Feministische Rezeption
„Why do men always get the best parts?“ – das fragt sich Protagonistin Ruth in der Eröffnungsszene der Glow-Pilotfolge, nachdem sie bei einer Audition bewusst die männliche Rolle gelesen hat. Die Frauenrolle ist übrigens der Einzeiler: „Your wife is on line two.“ Die obige Frage stellen – im übertragenen Sinne – feministische Strömungen verschiedener Couleur ebenfalls und fordern seit Dekaden, dass Frauen und als Frauen gelesen Personen innerhalb patriarchal organisierter Gesellschaften weniger stark benachteiligt werden. Im Kontext der hier thematisierten Serie ist zu fragen: Welche feministischen Themen verhandelt Glow? Im Plot der Serie geht es immer wieder um Gleichberechtigung, asymmetrische Machtverhältnisse und geschlechterbedingte Hierarchisierungen. Das lässt sich beispielsweise am Machtkampf von Debbie festmachen, wenn sie versucht, als Produzentin nicht nur akzeptiert zu werden, sondern auch als ernst zu nehmendes Teammitglied der Glow-Produktion von Bash und Sam angenommen zu werden. Im Kontext von Hollywood greift die Serie in der zweiten Staffel auch Machtmechanismen von sexueller Nötigung und (implizierter) Vergewaltigung auf. Ruth kann sich dem erzwungenen Sex mit dem Senderchef von KD-TV entziehen, als Konsequenz verliert die Wrestling-Sendung ihren guten Sendeplatz und wird stattdessen um zwei Uhr nachts ausgestrahlt. Hiermit wird dezidiert auf die feministische Debatte zu sexualisierter Gewalt und die damit verbundene #metoo-Diskussion verwiesen. Weiters bietet Glow Themen an, die innerhalb feministischer Diskurse ebenfalls diskutiert werden: Abtreibung, Body Positivity, lesbische und schwule Beziehungen, Entstigmatisierung von freiwilliger Sexarbeit, ethnische Vielfalt und jede Menge Sisterhood. Es muss allerdings hinzugefügt werden, dass bei so viel inszenierter Frauensolidarität keine eindimensionale Darstellung erfolgt, denn die Macherinnen schaffen in der Handlung auch genügend Raum für Intrigen und Gemeinheiten unter den Frauen. Nicht zuletzt erzeugt die Thematisierung von alltäglichen Problemen und Situationen wie Menstruation, gemeinsamer Zyklus, Verstopfung und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Sexleben oder Sex während der Periode ein gewisses Gefühl der Nähe zu den Charakteren. Die Implementierung dieser lebensnahen Aspekte vermittelt eine Stimmung von Vertrautheit bis zum Freund*innen-Talk. Damit trägt Glow dazu bei, Themen in den Mainstream zu bringen, die eigentlich eher im intimeren Kreis, in Nischenrubriken von (feministischen) Zeitschriften besprochen werden oder im schlechtesten Fall tabu sind.
Glow ist fester Bestandteil des Universums aktueller Popkulturformate, die unter anderem feministisch lesbare Aspekte verhandeln. Die Serie hat thematische Schnittstellen zur Serie Orange is the New Black (USA, seit 2013), zumal die Glow-Produzentinnen Liz Flahive, Carly Mensch, Jenji Kohan und Tara Herrmann auch teilweise an der Produktion der oben genannten Serie beteiligt sind. Gemeinsam ist beiden, dass sie der Kategorie strong female lead(s) entsprechen. Es kann ebenfalls eine Referenzlinie in puncto Frauensolidarität und Selbstermächtigung zu Dietland (USA, 2018) gezogen werden. Die kontrovers diskutierbare Serie popularisiert Fat Acceptance, kritischen Umgang mit körperfeindlichen Mode- und Beautystandards und männliche Vorherrschaftsstellungen in westlichen Industriegesellschaften. Daneben geht es primär um die Radikalisierung der Protagonistin Alicia „Plum“ Kettle, die sich der militanten feministischen Terrorgruppe Jennifer anschließt. Jennifer agiert kollektiv als sogenannter Female Avenger, indem gezielt misogyne Straftaten gerächt werden. Das heißt, die radikalfeministische Terrorzelle tötet medienwirksam einzelne Täter bzw. greift repräsentative Männer in sozioökonomischen Machtpositionen an. Der Dietland-Plot rekurriert auf die Trope der rachesuchenden Opfer-Täterin, die nach einer Vergewaltigung am Täter ihre persönliche Vergeltungsfantasie auslebt. Die Figur des Female Avengers geht zurück auf das Subgenre Rape-Revenge des Exploitation-Films. Dabei handelt es sich um fragwürdige bis transgressive Low-Budget-Produktionen aus den 1970er-Jahren. Hierbei lässt sich ein Bubble-Up vom Nischensektor des Grindhouse-Kinos in popkulturelle Formate verzeichnen. Die aufgezählten Serien weisen als gemeinsamen Nenner emanzipierte und willensstarke Frauenfiguren auf und erinnern auch an den popfeministischen Esprit der 90er-Jahre.
Bei allem aufgezeigten feministischen und gesellschaftskritischen Potenzial darf bei Glow allerdings nicht vergessen werden, dass es sich um ein Unterhaltungsformat auf dem Streaming-Portal Netflix handelt. Hierbei spielen die kapitalistischen Interessen der Plattform eine wichtige Rolle, denn unter dem Strich dient auch die Serie Glow schlicht zur Gewinnmaximierung des Unternehmens. Wenn bedingt durch die aktuelle Popkultur dabei allerdings starke weibliche Rolemodels generiert und feministische sowie kulturkritische Themen massentauglich serviert werden, kann das durchaus als positiv verbucht werden.
Gute Nachricht jedenfalls für alle Fans und die, die es noch werden wollen: Netflix gab bekannt, dass die dritte Staffel im Juni 2019 online geht.

It’s a Girrrl thing – Roller Derby

Anfang November fanden die 2. Österreichischen Meisterinnenschaften im Roller Derby in Linz statt. Die Gastgeberinnen der Steelcity Rollers erkämpften sich in einem packenden Duell mit den Grazer Dust City Rollers (die haben noch mehr Feinstaubbelastung als die hiesige Stahlstadt!) den 3. Platz. Im Finale schlugen sich die Innsbruckerinnen Fearless Bruisers tapfer, konnten der Übermacht der Vienna Roller Derby aber kaum etwas dagegen halten. Die Wienerinnen, die auch international in den Wettkampf treten, gründeten sich, im Gegensatz zu den anderen Teams, bereits im Jahre 2011 und weisen daher mehr Erfahrung in Training und Wettkampf auf.

Bei der Vorstellung der einzelnen Finalspielerinnen mit ihren Nummern und Kampfnamen wie Blockwerk Orange, Lauretta Vendetta, zeigten die Tirolerinnen ihr Showtalent mit einer selbstironischen Choreografie zu einem Medley mit „Do you really wanna hurt me?—I am a survivor – Es lebe der Sport“. Eine gelungene Inszenierung, die für Lachen und Sympathie sorgte und grundlegende Elemente dieser Sportart an die Oberfläche brachte.

Alle haben ein Alter Ego, eine Superheldinnen-Identität, die mit viel Wortwitz und dem Spiel mit Rollenbildern und Klischees gebildet werden … Splatteronika, Bitch Buchanon, Freaka Kahlo, Daphne Diabolo, … dies gilt übrigens auch für die SchiedsrichterInnen – und ja richtig, abseits des Spielfeldes dürfen auch Männer mitwirken, wie z. B. Dread Vader.

Die Shownamen sind ein Relikt aus der Vergangenheit, als Roller Derby in den 60er und 70er Jahren sehr populär war in den USA, mit ähnlichem Showcharakter wie später Wrestling, und als Roller Derby Hallen mit bis zu 50.000 Menschen füllte und im Fernsehen übertragen wurde. Die Anfänge in den 30er Jahren gehen jedoch auf Rollschuhmarathons zurück (Distanz New York – L. A., auf der Rundbahn als Paar), in Anlehnung an Tanzmarathons, die vor und während der Großen Depression stattfanden.

Letztlich entwickelt hat sich die Sportart, wie wir sie jetzt kennen, mit und nach der Riot-Girrrl-Bewegung Ende der 90er. Die weiblichen Akteurinnen waren verbunden mit Punk, Third-Wave-Feminism und DIY und bestimmten neue Regeln, die für sie passten (und nicht für die Sportpromotoren) und veranstalteten eigene Wettkämpfe.

Mit der Gründung der London Rollergirls im Jahre 2006 schwappte die Begeisterung nach Europa über und hat sich vom einstigen Showsport zu einer athletischen queer-feministischen Frauen*domäne entwickelt. Dieser Lifestyle von starken Frauen ist komplett in Frauenhand und wird belohnt mit einer starken Gemeinschaft, die auch bei den ÖM in Linz spürbar war.

Eine Gemeinschaft, die Stärke gibt, Selbstvertrauen und Identität. Identität für so viele, die sich nicht in den vorherrschenden wenigen Rollenbilder unserer Gesellschaft finden oder sich irgendwo hineinpressen lassen wollen. Außerdem gibt es die Möglichkeit in einer positiven, kraftvollen Art und Weise aggressiv zu sein, die Frauen* sonst nicht bekommen. Das macht wohl auch den weltweiten Erfolg aus. Roller Derby ist die am stärksten wachsende Frauensportart. Ein Vollkontaktsport! Ein Vollkontaktsport, der vielen Frauen erlaubt, ihren Körper als kraftvoll zu erleben. Ein Vollkontaktsport, der zeigt, wie Frauen* eben sind – wild, bunt, stark, kreativ, schlau, lustig, federleicht bis massig, klein bis groß, …

Das Spiel mit Rollenverhalten und Klischees erkennt frau nicht nur im kreativen Merchandise, in den sehr unterschiedlichen Outfits, in Gesichtsbemalungen, sondern auch der Fangemeinde. So werden die Österreichischen Meisterinnen aus Wien von einer männliche Cheerleader Gruppe, den Fearleaders, unterstützt.

Abschließend einige wenige Informationen zum Spiel: Das Spiel am Feld besteht aus zwei Teams mit jeweils vier Blockerinnen und einer Jammerin (Stern am Helm), die beide jeweils ein Stück hinter den anderen starten. Sie müssen am „Pack“ vorbei, das sind jene, die einzeln oder gemeinsam blocken. Für jede überrundete, gegnerische Spielerin bekommt das Team einen Punkt. Gespielt wird 2 x 30 Minuten.

 

Support your local Roller Derby Club – als Spielerin, SponsorIn, Fan, HelferIn, …!

Steelcity Rollers
www.linzrollerderby.com

Hinters Wort und Licht geführt

„Framed“ hieß die im Kunstraum Goethestraße xtd im Oktober und November gelaufene Ausstellung, bei der die beiden KünstlerInnen Lotte Schreiber und Siegfried A. Fruhauf Arbeiten präsentiert haben, die im Bereich Film und Video angesiedelt sind. Tanja Brandmayr hat die Ausstellung besucht.

Foto Reinhard Winkler

Foto Reinhard Winkler

Mit Lotte Schreiber und Siegfried A. Fruhauf waren im Kunstraum Goethestraße eine Künstlerin und ein Künstler ausgestellt, die seit langen Jahren mit Film, Video und im Kontext dieser Medien arbeiten. „Framed“, der Titel der gemeinsamen Schau, bezieht sich dabei zuerst auf den „Frame“, das Einzelbild, die kleinste filmische Einheit des bewegten Bildes – also jenes nur einen Wimpernschlag dauernde Aufleuchten eines einzelnen Bildes, das vom bloßen Auge nicht wahrgenommen wird. „Framed“ verweist aber auch auf die Rahmensetzung oder einen Bearbeitungsmodus generell. Im Englischen kann mit dem Wort „Framed“ auch ein Hinters-Licht-Führen gemeint sein, was in schöner Weise auf die Illusionsmaschine Kino verweist. Und bereits auf einen wesentlichen Aspekt in Siegfried A. Fruhaufs Ansatz hinweist, der sich mit dem Licht als dem konstituierenden Element des Filmes schlechthin auseinandersetzt, um aber in seinen Arbeiten den „Apparat Kino“ in seine Bestandteile zu zerlegen. Jedenfalls, insgesamt etwa 20 Werke waren im Hauptraum, Untergeschoss und im angrenzenden Schaufensterraum des Kunstraumes präsentiert – als Bilder, Videos, Installationen und im Fall von Lotte Schreibers „Image Memory III“ auch als Eröffnungsperformance. Hier wurde das Schaufenster des Kunstraumes mit Zitaten von bekannten RegisseurInnen bis befreundeten FilmemacherInnen überzogen, was wiederum auf wesentliche Elemente in Lotte Schreibers Arbeiten hinweist – auf das Wort und die Erzählung als konstituierendes Element oder auch auf Figuren als bild- oder prozessgestalterische Elemente vs. schauspielernde AkteurInnen im klassischen Sinn.

Schreiber begann mit weiteren KünstlerInnen bereits einen Tag vor Ausstellungseröffnung das Schaufenster in weißen Lettern zu beschreiben, von innen und in Spiegelschrift. Wie kleinteilig diese Arbeit voranging, zeigte sich den BesucherInnen, als dieser installativ-performerische Zugang während der Eröffnung beobachtet werden konnte. Während sich von außen die RegisseurInnen-Sätze quasi mühelos entziffern ließen, offenbarte sich von innen ein hieroglyphenartiges Schriftbild, das sich auf den ersten Blick dementsprechend sinnentfremdet zeigte und auch mit Vorlage geschrieben werden musste. Für Lotte Schreiber wurde hier Sprache in (Schrift)Bild und vice versa überführt, während diese Herangehensweise der Schriftbildinszenierung ebenso das „Potential des Schaufensters als Screen“ untersuchte, so Lotte Schreiber in einem späteren Publikumsgespräch. Ein weiteres Beispiel für die Verquickung von Text und Bild bzw. die Umwandlung von Text zu Bild ist ihre Videoarbeit „Manchmal also denkt man, weil es sich bewährt hat. Wittgensteins Haus in 8 Kapiteln“. Das 11-minütige Video versteht die bekanntermaßen streng hierarchischen Sätze und Satzordnungen des Philosophen Ludwig Wittgensteins, bzw auch dessen Aphorismen in unerwarteter Weise als Handlungsanweisungen an eine Person, die das Wittgenstein-Gebäude auf der Suche nach Wittgenstein-Rätseln betritt. Eine dritte, hier beispielhaft genannte Arbeit, wesentlich für einen politischen Ansatz bei Schreiber ist die Arbeit „Ciò che conta, … (Was zählt, …)“. Sie bildet die noch unberührten pontinischen Sümpfe ab, die später von Mussolini bebaut wurden. Das Bild wurde mit einem Pasolini-Zitat überschrieben, das nicht nur die megalomanischen Diktatoren-Taten konterkariert, sondern auch für eine ästhetische wie politische Haltung steht, dass das politisch Notwendige – auch entgegen dem megalomanischen Polit-Apparat – gesagt und gemacht werden muss.

Ist in Schreibers Arbeiten vor allem das Verhältnis von Sprache und Bild von Belang, so geht es Fruhauf in seinen Arbeiten vor allem um die Zerlegung, um das Vordringen bis in die Mikrostruktur des Filmes, um den Blick hinter die Fassade. Hinsichtlich einer Totalität versteht er dieses Zerlegen insofern als politisch, als dass der Illusionsapparat für die Masse schon zu einer Einheit geworden sein mag, die analogen oder digitalen Unterschiede seien hier einmal dahingestellt. Fruhauf bezweckt das Verborgene offenzulegen, die Gemachtheit zur Schau stellen, eine Illusion von Kino zu zerstören, die durchaus mit den Stärken des Kinos, des Filmes, seiner Affektivität, der Direktheit und vor allem einer ganz grundlegenden Erfahrung von Licht und Raum arbeitet. Er widmet sich in einzelnen Arbeiten technisch-handwerklichen Details, aus denen er utopisch-dystopische, insgesamt meist abstrakte Ästhetiken generiert („Siemens Star“). Besonders aber in der Reduktion auf Licht und Transparenz, etwa in den Arbeiten „Kunst Filter“ und „Kino Elementar Exzerpt“ entwickeln diese Arbeiten, man möchte sagen, in paradoxer Weise, aber in bezeichnender Eindringlichkeit des „Apparates“ starke imaginative Kraft.

Um auf den gemeinsamen Ausstellungstitel zurückzukommen: Im Ausstellungskontext inkludiert der Titel „Framed“ auch einen Hinweis auf eine gemeinsame Präsentation von zwei künstlerisch-filmischen Positionen, die, O-Ton Ausstellungstext, kein „Making-Of der filmischen Arbeit, sondern eine Dynamik eigenständiger Kunstwerke“ verfolgten. Insofern hat „Framed“ die jeweiligen Ansätze, ihre Medialität und Herangehensweisen extrahiert und neu zueinander in Beziehung, in den gemeinsamen Rahmen, gesetzt. Dies ist auf beeindruckende Weise gelungen.

 

„Framed“ – Lotte Schreiber und Siegfried A. Fruhauf im Kunstraum Goethestrasse xtd
www.kunstraum.at/index.php/framed

Publikumsgespräch von Lotte Schreiber und Siegfried A. Fruhauf auf Dorf Tv.

Ins Organische gehen oder: die Lust am 90°-Absprung

Die Künstlerin Betty Wimmer taucht ins Material ein, versteht Performance als räumliches Gedicht und hat über die Jahre ein verzweigtes, wiederkehrendes und sich transformierendes Bezugssystem in ihren Arbeiten geschaffen. Sie hat heuer eine Installation gezeigt, die in der ersten Version bereits 1998 entstanden ist. Tanja Brandmayr hat die Arbeit gesehen und Betty Wimmer im Atelier besucht.

5 trees, die Arbeit, die Betty Wimmer im Mai 2018 anlässlich ihrer Aufnahme in die Künstlervereinigung Maerz neu installiert hat, entstand bereits 20 Jahre zuvor und war ursprünglich mit After Christmas betitelt. 1998, noch während des Studiums der Bildhauerei, „in einer ungemein produktiven und experimentellen Phase“, wie sie im Atelier stehend sagt, begann Wimmer zum Thema „Holz und Werkzeug“ zu arbeiten. Dies führte kurzerhand zum Aussteigen aus der herkömmlichen Form von Bearbeitung. Ein Kreieren und Schnitzen etwa wurde zu einer Hinwendung zum Material – und zu einer prozesshaften Abarbeitung der Fragestellung, ab wann der Baum zum Holz wird, sozusagen in der Frage organisch vom Baum in Richtung Holz gehend.
Vorgefundene Bäume wurden, ganz in Manier eines experimentell-künstlerischen Zugangs, auf ihre Materialeigenschaften geprüft, wurden entnadelt, beschnitten, angesägt, geklappt, gedreht, gewendet und verhackt. Danach wurden diese Phasen als sichtbar gewordene Prozesse miteinander und zueinander gestellt. Zu Material- und Bearbeitungsthemen wie Holzkern und Hackstock wurden Perspektivenwechsel und diverse Baum-Formalisierungen arrangiert. Und heute wie damals sprechen verkehrt gehängte, zu groß geratene oder geknickt inszenierte Bäume ambivalente Gefühle vom Bruder Baum bis zur Holzwirtschaft und zur ausgebeuteten Umwelt an. Einem beschnittenen, fast nackten, in den Raum gestellten Stamm wird das Stereotyp eines Tannenbaumes, wie ihn Kinder zeichnen, zu Füßen gelegt – gleichzeitig verspielt wie nur mehr Schatten seiner selbst. Der verkehrt gehängte Baum biegt sich unerklärlich, als ob wochenlang Wind durch den Raum geblasen wäre. Ein Baum entfaltet dramatische Wildheit im ausgebreiteten Geäst. Besonders in der 2018er-Version werden über die Ausstellungsdauer von mehreren Wochen Prozesse der Vertrocknung und Abnadelung sichtbar. Und trotz der offensichtlich großen Ähnlichkeit der beiden Versionen meine ich 2018 insgesamt eine Verschiebung zu „mehr Organischem“ zu erkennen, während ich in der Galerie Maerz noch den Bezug auf das im 98er-Titel referenzierte Weihnachten finde, als versteckte blaue Christbaumkugel in den Zweigen.

Zurück ins Atelier. Es scheint typisch für Betty Wimmer zu sein, Materialthemen wieder aufzugreifen, sie anderswo vorzufinden, verschiedene Strategien anzugehen, Dinge mitunter auch sprichwörtlich zu nehmen. Hinsichtlich Holz bedeutete das etwa, dass in den späten 90ern das sprichwörtliche „Brett vor dem Kopf“ zu einem ganzen Brettsystem vor dem Kopf wurde – als vernageltes Labyrinth aus in Kopfhöhe angebrachten Brettern. In der Serie Durchbruch wurden Türen mit verschiedenen Werkzeugen durchstoßen, um sie in einer anderen Arbeit, Nach dem Durchbruch, wieder zu einer undurchdringbaren Gesamttüre zusammenzuzimmern. Sozusagen im tischlerischen Zeitsprung kommen ab 2009 Holzhäuschen dazu, die ebenfalls in Kopfhöhe aufgehängt werden. Die mittlerweile mehrfach verwendeten und bespielten Sound-Häuschen stammen ursprünglich aus dem Projekt Die Homebase des kranken Hasen (Kunstraum Goethestrasse, 2009) und hatten den Titel Hütteldorf: Mit dem eigenen Kopf in die Häuschen hineingeschlüpft, hörte man Menschen von ihren Spleens berichten. Und an diesem Punkt eröffnet Betty Wimmer weitere Verzweigungen in ihrer Werksgeschichte, wie etwa Sitzgelegenheiten, die sie für diese Ausstellung gemacht hatte, und die als mit Gras bezogene Minimulden später ins Europäische Parlament wanderten (innerhalb des Projekts Hörstadt). Zwischenzeitlich entwickelte Betty Wimmer auch, motiviert durch die Idee, „zur Ruhe zu kommen“, andere Sitzgelegenheiten, die in Berliner Galerien bis zum Steirischen Herbst aufgestellt wurden, etwa als rot-samtene palettes deluxe (2010). Und, um auf die Häuschen aus Hütteldorf zurückzukommen: Diese wurden 2014 in der Urban Farm in Leonding als houses neu gehängt und mit einer Akustik von Fallgeräuschen versehen. Genauer gesagt stammten die Sounds von fallenden Lebensmitteln wie Mehl, Salz, Reis aus einer ebenfalls längeren Auseinandersetzung, die auch bis in die früheren Jahre der Ausbildung zurückreichten: Aus dem Thema „Fluss“ hat Betty Wimmer weitreichend von Blutzirkulation bis kommerziellem Warenfluss assoziiert, um dann ihre – durchaus zu größerer Weitreiche geratenen – Fallbilder zu entwickeln, wo etwa Mehl, Salz, Reis, Trockenpüree oder auch Mohn in derartiger Weise verschüttet wurden, dass sie gleichsam auf sehr eindrückliche Weise zu performativen Bildern wurden, quasi zu Wasserfällen unterschiedlicher Texturen (Fallbilder, 1999). Beinahe selbstverständlich führten diese Materialien später zu anderen performativen und visuellen Arbeiten.

Während ich nun im Atelier auf ein Bild einer Mehlperformance in den Straßen Berlins blicke, erzählt Betty Wimmer von ihrem sinnlichen Interesse am Prozess; von einem „Lustaspekt und neugierigem Hedonismus“ in ihrer Kunst, der sie „in kindlicher Verspieltheit, in forscherischem Umgang nicht nur mit Material arbeiten, sondern ins Material hineingehen“ lässt. Im Falle der eben angesprochenen Mehlperformance beschreibt das in poetischer Weise ein Eingehülltsein in organische Partikel. Mitten in Berlin befindet sich die Künstlerin sozusagen in einer Mehlwolke aus Weizen. Insofern versteht sich eine Definition von Performance „als räumliches Gedicht“, wie Betty Wimmer ihren Zugang zur Performance beschreibt, in bildhafter Leichtigkeit fast von selbst. Ebenso scheint dies für eine Klebestreifenarbeit zu gelten, Textur meiner Haut (2000), wo Betty Wimmer sich zuerst mit Farbe bedeckt hatte, um danach Tape-Abzüge ihrer Haut zu machen, die sie auf Glas anbringt. Der Ansatz aus räumlichem Gedicht und der Körperlichkeit eines „ins Material Hineinkriechens“, bedeutet allerdings nicht nur sphärische Leichtigkeit, sondern auch offensivere Konfrontation mit dem Material, O-Ton: „Ich mach gern so viel Sauerei, wie geht, ich arbeite zum Beispiel nicht nur mit Mehl, sondern knete meine Haare hinein, verschwende zu diesem Zeitpunkt keinen Gedanken danach, wie es weitergeht, ob etwa das Mehl dann in der Dusche zu Teig wird, und so weiter“.

Zwei Arbeiten mehr, im assoziativen Zickzack-Kurs durch die Schaffensphasen: Das Eintauchen in Körperlichkeit, Materialien und Texturen zeigt sich auch in frühen Ölbildern (1997). Hier hat sich Betty Wimmer als Ganzes in Olivenöl getaucht, um sich anschließend auf der Leinwand abzudrucken. Durchaus lässt sich hier eine Referenz auf Yves Kleins blaue Performances ziehen, allerdings organisch transformiert, transparent und von sexuell aufgeladener Zartheit. Und, um an dieser Stelle wieder in ganz andere, äußere Atmosphären zu wechseln: Wir nehmen in der Schiliftgondel Heart of Gold Platz, womit wir an dieser Stelle wieder zu den Sitzgelegenheiten zurückkehren. Die dreisitzige Gondel Heart of Gold wurde ab 2010 an unterschiedlichen Plätzen in Linz positioniert, ermöglichte verschiedene Blicke auf die Stadt, etwa vom Schigebiet des Linzer Schlossbergs, je nach erlebter Wetterlage auch mal mit verlaufenden Regentropfen auf der Plexiglaskuppel vor Augen. Später wanderte Heart of Gold auch im Vorgarten des Kulturvereins Kapu, mit dem Betty Wimmer unter anderem Projekte wie die WIR-AG (2005) verwirklicht hat. Diese für zeitgenössische KünstlerInnen ja durchwegs zum künstlerischen Selbstverständnis gehörende Positionierung zu sozialen Themen, aber vor allem auch ihr vielgestaltiges kulturpolitisches Engagement in der weniger institutionalisierten Szene, haben ihr über die Jahre wohl auch eine Bezeichnung als Aktivistin eingebracht.

So im Atelier stehend, inmitten von Fotos, Bildern und Relikten von vielen Arbeiten aus über 20 Jahren Kunstschaffen, bin ich beeindruckt von einem, ich möchte sagen, Auseinanderdriften der gewählten Mittel bei gleichzeitiger konsequenter inhaltlicher Weiterführung und Transformation der künstlerischen Themen. Aussagekräftig ist auch die Vielzahl an Zusammenarbeiten mit KollegInnen und Institutionen; ebenfalls ein Humor, der vielen Arbeiten innewohnt. Beziehungsweise: Ist das nun Humor oder sozial paradox, wenn im Gang eines Berliner Leerstands (Moabit, 2000 und 2001) eine Anlaufbahn für einen Weitsprung markiert wurde, und kurz vor dem Absprungpunkt der Gang eine 90-Grad-Ecke aufweist? Ist das einfach nur lustig oder deutet das auf eine Lebenssportlichkeit, die quasi schon unmögliche Leistungswendungen, das heißt: Leistungskurven bis Leistungsecken, inkludiert?

Wie die geneigte Leserin, der geneigte Leser vielleicht schon bemerkt hat: Die lediglich beispielhaften Aufzählungen sind nicht ansatzweise vollständig, und verfolgen zudem eher nachgeordnet die chronologisch geordnete Information. Sie kultivieren geradezu Betty Wimmers Arbeitsansatz der thematischen Verzweigungen und einer Art gegensätzlicher Verwandtschaft. In diesem Sinne zwei abschließende Arbeitsreferenzen, die nun doch etwas der Chronologie der neueren und kommenden Arbeiten geschuldet sind: Eine der letzten performativen Arbeiten, Light, hat Betty Wimmer im Herbst 2017 gezeigt. Eine Lichtschlange in einen weißen Overall gestopft, ließ die Künstlerin zur erleuchteten Skulptur werden (Flat1, Wien). Und im kommenden Jahr wird es ein installiertes Bett im botanischen Garten in Linz geben – eine vergrabene Liegestelle mit „Gras in Augenhöhe“, wie Betty Wimmer meint. Und wie kann es anders sein – mit Referenzen auf ein früheres Projekt, in diesem Fall dürfte das mit Pflanzen aus der Berliner Zeit zu tun haben. Aber warten wir ab.

Alles in allem, nach einigen sich vielleicht auch textlich widerspiegelnden 90°-Wendungen: Besonders hervorstechend finde ich ein Element, das sich in einer Fähigkeit zu äußern scheint, Themensetzungen auf höchst eigene Weise auszulegen und weiterzuführen; ein Talent, auch innerhalb von Gruppen oder KünstlerInnenverbänden gemeinsame Vorhaben nicht nur nahe am Thema abzuarbeiten – sondern in künstlerischer Eigenständigkeit eine Navigation über die hochassoziativen Meere zu finden, die die eigene sowie die gemeinsame Arbeit anreichert und permanent weiterführt. Oft verwässert ja die Teilnahme vieler Köchinnen den Brei, Betty Wimmer scheint er aber erst zu Hochform aufgehen zu lassen. Für mich bleibt nun – im gedanklichen Geflecht dieser vielen Arbeiten und weitläufigen inhaltlichen Verzweigungen stehend – der Wunsch nach einer größeren Präsentation dieser Arbeiten und Zusammenhänge.

 

Betty Wimmer, geboren 1973 in Bad Ischl. HTBLA Hallstatt (Bildhauerei), Kunststudium (Bildhauerei, Raumstrategien, Multimedia) an der Linzer Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung (bei Renate Herter) und an der Hochschule der Künste Berlin (bei Rebecca Horn). Künstlerin, Performerin, Aktivistin. Die ausgebildete Bildhauerin arbeitet seit Jahren an Raum- und Designstrategien, die meist in Installationen oder Performances münden. Ausstellungen und Performances in Linz, Wien, Frankfurt, Berlin, Toulouse, Budapest, Brüssel, Basel, Köln, …

Betty Wimmer lebt und arbeitet in Linz.

bettywimmer.net

Die kleine Referentin – Auflösung

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Das Professionelle Publikum

Die Redaktion bedankt sich bei Christian Haselmayr, Gabriele Kepplinger, Günter Mayer, Veronika Moser, Pamela Neuwirth, System Jaquelinde und Florian Voggeneder für die persönlichen Kunst- und Kulturempfehlungen bis März 2019.

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Foto_Christian HaselmayerChristian Haselmayr
ist ehemaliger Geschäftsführer der KAPU, seit kurzem im Tresor Berlin tätig. Nebenbei Musik- und Kulturwastl.

Isolation Berlin, Schapka
Scarabeus Dream – Album Release Show

Foto Gabriele KepplingerGabriele Kepplinger
ist Mitbegründerin und Programmgeschäftsführung von Dorf Tv

Budget-Gemeinderatssitzung
Bureaumaschine live und DJ Wurmbrand

 

gm-fotoGünter Mayer
ist Kurator, Kunsthistoriker, Leiter der Galerie der Stadt Wels und des Medien Kultur Hauses.

Vernissage der Ausstellung Lorenz Esthermann
frauenzeit (donne di fronte/ frauen im gegenüber)

Vero MoserVeronika Moser
arbeitet an der Schnittstelle von Medien, Musik und Pädagogik. Wenn sie gerade nicht als Frau Tomani (Singer-Songwriter) auf der Bühne steht, gibt die Linzer Radio- und Kulturarbeiterin Workshops oder geht ihrem Masterstudium „Elementare Musikpädagogik“ an der Bruckneruni nach.
www.frautomani.at

KinderMitmachKonzert – „Im Fluss“

frequenzPamela Neuwirth
ist freie Radiomacherin.

Radiokunststücke
Ausstellung Kabbalah

 

Referentin_System-JaquelindeSystem Jaquelinde
Seit 2005 arbeiten Frances Cat und Pira Tin gemeinsam unter dem Namen „System Jaquelinde“. Ihre Vorliebe, analoge und digitale Prozesse miteinander zu verschränken findet in unterschiedlichen Medien Ausdruck. In ihrem „Labor für Visuelles“ bildet das Zusammenspiel von Konzept und Koinzidenz die Basis ihrer Arbeiten.

MIAU Publishing präsentiert Risographien von System Jaquelinde
THE FUTURE SOUND #84

VOG_6861-2Florian Voggender
ist Fotograf und Medienkünstler aus Linz. Derzeit beschäftigt er sich mit Konzepten astronautischer Raumfahrt.

The Future Sound #84: Dorian Concept Album Release
„The Drake Equation“ Künstlergespräch mit Paul Kranzler und Andrew Phelps

Tipps von Die Referentin

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Gigaldi, Raffetseder Wildfellner Raffetseder, Newton’s Law of Cool
Ausstellungseröffnung MITEINANDER KONSTRUKTIV/ KONKRET/KONZEPTUELL
Christgsindlmarkt
Irene Kepl, BACH ALS PALIMPSEST
ZURÜCKLASSEN – AUFGREIFEN – ANEIGNEN
Dorf-Tv-Live-Diskussion zu „1968 und die Folgen“
Sestetto Internazionale
Jamie Saft „Genua Solo“
artacts – Festival für Jazz und improvisierte Musik

Editorial

Auf dem Cover ein Mann im Fels. Das Bild stellt den Bergsteiger Reinhold Duschka dar, der während des Nationalsozialismus zwei Menschen versteckt hat. Wir zitieren Pamela Neuwirth, die Erich Hackls Buchbesprechung „Im Seil“ so beginnt: „Denkt man an eine Seilschaft, so sieht man heute möglicherweise zuerst die Verbindung zwischen Menschen, die sich unterstützen, um Privilegien oder Ziele durchzusetzen. So liest sich das auch im Duden, allerdings unter Pkt. 2. In erster Linie gibt das Lexikon unter Seilschaft die knappe Definition an: Gruppe von Bergsteigerinnen u. Bergsteiger, die bei einer Bergtour durch ein Seil verbunden ist. So konträr die beiden symbolischen wie konkreten Auslegungen von Seilschaft sind, – hier die augenscheinlichen Vorteile einer Gruppe von Personen, die sich begünstigen, dort die augenscheinliche Abhängigkeit innerhalb der alpinistischen Seilschaft, – nur durch die herausfordernden Tugenden, die mit letzterer verbunden sind, ja von ihr tatsächlich abhängen, hat sich jedenfalls das ungewisse Schicksal von Reinhold Duschka, Regina Steinig und ihrer Tochter Lucia Heilmann zum Positiven wenden können.“ Und Pamela Neuwirth schließt an: „Diesem Bild von Seilschaft ging Erich Hackl nach.“ Aus vielerlei Gründen ist diese Passage aussagekräftig für mehrere Texte in dieser Ausgabe der Referentin. Vor allem im historischen Bezug auf die mörderische NS-Zeit, mit der heutzutage skandalös sorglos umgegangen wird. Davon zeugt Silvana Steinbachers Interview mit Willi Mernyi, der über rechtsradikale, öffentliche Äußerungen einer gewissen Regierungspartei spricht. Und zur „Verbindung zwischen Menschen, die sich unterstützen, um Privilegien oder Ziele durchzusetzen“ wäre wohl auch einiges zu sagen – solche Seilschaften laufen heutzutage wohl wieder unter „Leistung“. Bleibt noch der Stolz – und die vielleicht für manche am Cover kryptische Bemerkung: „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“: Diese schöne Volksweisheit bezieht sich auf die Kolumne „Lokale Lokale“, man möge hier selbst nachlesen.

Einige wenige Kurzhinweise noch an dieser Stelle: Marianne Jungmaiers „Sonnenkönig“ hat Ines Schütz besprochen, den Höhenrausch und das Wasser-Thema „Das andere Ufer“ hat sich Robert Stähr angesehen, Fashion und Attitude gibt’s von Sarah Held, über die feministische Radioreihe „Not To Disappear“ reflektiert Sandra Hochholzer. Valerie Straßmayr zeigt uns die Steel City von ihrer Metal-Seite, während wiederum Georg Wilbertz den Posaunisten und Fotografen Werner Puntigam portraitiert. Zu Beginn startet aber Andrea Lehmann mit einem Porträt über Elke Punkt Fleisch, die nicht nur Bildende Künstlerin, Bildhauerin und Keramikerin ist, sondern gemeinsam mit Terri Frühling die „Kleine Referentin“ gestaltet.

Damit der Sprung zu unseren regelmäßigen KolumnistInnen, Work Bitch Wiltrud Hackl, Spiele!-Andrea Winter, diesmal die Lokale Lokale-Watchdog Pallas und der Dude, der langsam, aber beständig seine kulinarischen Bahnen um Linz herum zieht. Sie alle haben wieder ihren Verstand, ihr Herz, ihr Gefühl, ihren Witz und ihre Sinne sprechen lassen.

Referentinnen-intern freuen wir uns über so viel positive Rückmeldungen wie noch nie. Vielen Dank.

Die Referentinnen, Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

Elke Punkt Fleisch

Die Bildende Künstlerin, Bildhauerin und Keramikerin Elke Punkt Fleisch kommt auch ohne verbale Wegweiser des Denkens aus. Das ist rar, impliziert Talent und eine außerordentliche Peilnadel zur Kunst – meint Andrea Lehmann.

Die Tendenz, dass bildende KünstlerInnen im Stillen arbeiten und dass es wichtig ist, sich als InteressierteR persönlich an der Kunstentdeckung zu beteiligen, ist seit jeher so. Doch durch Passivitätsschübe von Kunstinteressierten ist es schwieriger geworden. Für KünstlerInnen der sichtbar haptischen Gedankenfreimachungen ist es kaum möglich, ohne Kunstvermittlungspilze/ Aufbereitungshäuser an den Menschen zu kommen. Und für die Leut ist es schwieriger, durch die Membran der Aufbereitung zu schlüpfen, um sich ein Leben mit der Kunst anzueignen. Über die Medien werden Lebensläufe erschlichen, Fotos und dokumentarische Kunst-Kunsttexte konstruiert, aber das Leben mit der Kunst an sich macht das nicht aus. Und einige fordern diese Entwicklung durch ihre Arbeitsweise geradezu heraus. Dazu gehört Elke Punkt Fleisch.

1980 in Grieskirchen geboren, begibt sie sich sehr jung aus dem unvorbelastet-ländlichen in ein künstlerisch-städtisches Umfeld. Für die sensible Sucherin begann ein Befreiungsweg. Hierbei sollte der Linzer Bildhauer und Maler Erich Ruprecht die ersten Kunstversuche der damals erst 16-Jährigen unterstützen. Es stehen am Anfang mehrere Optionen zur Debatte. Elke Fleischs Peilnadel ist auf Malerei, Bildhauerei – und auf noch Unbekanntes gestellt. Das noch Unbekannte wurde später dann zum Ankommen im Bachelorstudium Keramik von 2003–2008 an der Kunstuni Linz. Dies führte dazu, ihre grundlegende Tendenz zur Dreidimensionalität auszuleben und förderte ihre Fähigkeit, im verwendeten Material mehrere Dimensionen sichtbar und erlebbar zu machen. Wie ihre Körperabformungen, die bis heute – wunderbar reduziert – abstrakter Bestandteil der künstlerischen Entwicklung sind. Ich entdeckte die ersten Handabformungen, betitelt mit Reigen 2005/06. Hier stellte sich mein Bezug zu Fleischs bildhauerisch-keramischen Arbeiten ein. Die zwölf Kleinskulpturen beherbergten die Möglichkeit von Berührung – in keramische Formen gebunden. Aber die Konzeption der Arbeit erschloss sich mir erst in Kombination von gebrannter Keramik mit einem Reigen, der tatsächlich performt wurde.

Im Masterstudium der Plastischen Konzeption belegte sie, aus Interesse am Handwerklichen – sowie an den postkommunistischen Gesellschaften – 2009 ein Semester Bildhauerei und Malerei an der Kunstakademie in Krakau. Fleisch entwickelte die Skulpturenserie Working Class Heroes, über die Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin, schreibt: „(…) An Stelle des Materials als Trägerin von Repräsentation, stellt sie Werkstoffe (…)“ Erst auf den zweiten Blick provokant, weil mit geschlossenen Augen gar nicht heroisch: Auf Bauziegel gestellte breite Männerfiguren, in Keramikweiß mit Maurerwerkzeugen in Händen und in Schlaftextilien gehüllt. Sickert da der Eindruck von Schlafenden ins Arbeitsbewusstsein? Auch die Vorgängerarbeit, Allzweckreinigerinnen, von 2007–10 entstanden, gehören zum sozialkritischen, figuralen Ansatz von Elke Punkt Fleisch. Hier waren putzende, kopftuchtragende Frauen zu sehen, aus weißer Keramik. Die in mehr als zehn Ausstellungen, z. B. in Bornholm in Dänemark, ausgestellten Arbeiten wurden noch 2016 als Aushängeschild angefragt. Eine Wahnsinns-Karriere für kopftuchtragende Frauen! Zu dieser Art der figürlichen Auffassung könnte auch der Gurkerlflieger zählen, wäre da nicht der Aspekt der surreal-zerteilten Ästhetik. Die als kinetisches Objekt bezeichnete, mit Motor bewegliche Skulptur, ist in erster Linie aus Ton gefertigt und bezieht sich auf Erntearbeit und Arbeitsmigration. Metall, Holz, Gummihandschuhe und Textil verstärken die Schwerfälligkeit der inneren Diskrepanz unserer (Ver)Sklaverei, die die Künstlerin selbst durch das Abformen der über 1000 Gurkerl, die den Boden der Skulptur bilden, am eigenen Leib erspürt haben musste.

Eine verstärkte Zuwendung zur sinnlichen Erarbeitung wird bei Elke Punkt Fleisch 2012 ersichtlich, so etwa in Ghosts. Es ist die Eigenschaft der Keramik und deren Form, die maßgeblich scheint. Auch in Das Maß ist voll, eine keramische Performance, wo ungebrannte Tongefäße mit Wasser gefüllt, ihrer Vergänglichkeit hingegeben werden. In der interaktiven Installation H2OHHH! zeigt sie 2015 ungebrannte Rosenkugeln aus Ton, von Weidenzäunchen umschlossen, auf Teichwannen gesetzt. Diese „Keramikgärtchen“ durften mit Wassersprühflaschen von BesucherInnen „zerflossen“ werden. Die sinnliche Essenz dieser zerflossenen Erkenntnisse brannte Fleisch zu grünlich-oliv glasierter Haltbarkeit. Dies wurde dann zu Rosenkugelobjekten in I Never Promised You A Rose Garden. „Ungebrannter Ton hat mehr sinnliche Substanz. Gebrannter Ton wirkt irgendwie … leerer; zumindest ändert sich was“, sagt Elke Punkt Fleisch im Gespräch. 2014 kehrt Elke Punkt Fleisch markant in die abstrakte Qualität der frühen Handabformungen zurück. Sie erweitert Körperabdrucke von Yogastellungen, in den Auffangbecken 1 und 2. Mit körperlicher Präsenz und Anstrengung wird die amorphe Form umgesetzt. Nichts ist dem Zufall überlassen. Ein vergleichbar intensiver Ansatz dann auch ein Jahr später in den Stillereien – hier setzt sich die Eigentümlichkeit von Körperlichkeit fort. Diese Keramiken, einerseits Berührungskörper des Stillens zwischen Kind und Mutter, sind andererseits Berührungsorte, eingebettet im rosa Textilpolster, als Entsprechung umhüllender und undefinierter ambivalenter Gefühle.

Für den Tag des offenen Ateliers im Oktober entwickelt Elke Fleisch gerade Pullover-, Hemdärmel- und Kragengefäße unter dem Titel Fleischhäppchen. Diese sind angedockt an die vorhergehende Skulpturenserie Von der Stange. Genauso zeigt sie bei dieser Gelegenheit die neuere Serie Hoch sollen sie leben, kleine weiße Remakes von Geburtstags- und Jubiläums-Figuren der Landbevölkerung. Hier praktiziert Fleisch meiner Meinung nach reinigenden Voodoo. Ein anderes neues, von Linz Export gefördertes Projekt, wird Fleisch als Projektleiterin verfolgen, mit den KünstlerkollegInnen Terri Frühling, Wolfang Fuchs, Barbara Klammer und Hanja Niederhammer: In Kemenesmagasi fühlen sie in Ungarn dem Phänomen der österreichischen „Aussteigerpensionist_innen“ nach, im Galerieraum Raumschiff wird präsentiert. Zuletzt greift Elke Punkt Fleisch im Gespräch – mit ihr anzusehender, verschmitzt wirkender Freude – ihre „Körperabformungen“ wieder auf – unerwarteter Weise mit einer Arbeit über Stifter, die sie erwähnt – den Schädel. Er wird im Herbst in der Stiftervilla Kirchschlag gezeigt.

Mit Gespür für ihre Kunst emanzipierte sie sich von Konventionen. Ihre Peilnadel scheint sich im Herzen der Linzer Kunstszene angesiedelt zu haben. Und ihre Art künstlerischer Argumentation mäandert von Figuralem-Sozialkritischem zu abstrakter Verinnerlichung und wieder zurück. Ich würde behaupten, ein Markenzeichen, wo es unbedingt notwendig ist, sich von Eigenheit und der Atmosphäre vor Ort zu überzeugen.
Elke Punkt Fleisch schafft es, bildhauerische Konzepte, Ton und dessen langfristige Prozesse mit performativen Elementen zu verbinden, also das Keramisch-Skulpturale auf die gegenwärtige, schnelle Welt zu transferieren. So schrieb Cecile Dujardin von der Angewandten Kunst in Wien: „Elke Punkt Fleisch’s work cannot be reduced to a particular style. The artist moves light heartedly back and forth between realism and abstraction (…)“

 

„Schädel“, Gemeinschaftsausstellung
Eröffnung: 15. 9. 2018
Stiftervilla Kirchschlag
Kirchschlag 38, 4202 Kirchschlag bei Linz

Tage des offenen Ateliers
20. und 21. 10. 2018
Öffnungszeiten: 14:00–18:00 Uhr
gemeinsam mit Monika Migl Frühling, Terri Frühling, Wolfgang Fuchs, Elke Punkt Fleisch Atelier Migl Frühling
Im Tal 3, 4040 Linz

„Kemenesmagasi“
Gemeinschaftsausstellung
Eröffnung: 26. 10. 2018
Raumschiff
Pfarrplatz 18, 4020 Linz

Aufmerksamen LeserInnen wird nicht entgangen sein, dass Elke Punkt Fleisch gemeinsam mit Terri Frühling „Die kleine Referentin“ in diesem Heft gestaltet.
www.elkepunktfleisch.at

Mehr als hundert Einzelfälle …

Sie sehen Flüchtlinge als Menschenmaterial, drohen politischen Gegnern mit Zwangsarbeit auf dem „Kartoffelacker“ und empfinden die Bezeichnung Nazi als Ehre. Silvana Steinbacher stellt im Interview mit Willi Mernyi eine Broschüre des Mauthausen Komitees vor. Aufgelistet sind darin rechtsradikale, öffentlich geäußerte Attacken, die eines verbindet: Sie stammen ausschließlich von FPÖ-Politikern.

Eine Art Heimathirte. Foto Die Referentin

Eine Art Heimathirte. Foto Die Referentin

68 rechtsextreme Fälle innerhalb von mehr als vier Jahren ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Unter dem Titel „Lauter Einzelfälle? – Die FPÖ und der Rechtsradikalismus“ hat das Mauthausen Komitee über viereinhalb Jahre Schmähungen, Untergriffe und Drohungen von FPÖ-Politikern quer durch die Hierarchien dokumentiert – bis zum Oktober 2017. Zwei Monate später wurde die FPÖ Regierungspartner. Jetzt hat das Mauthausen Komitee die „Einzelfälle“, die seitens der FPÖ immer als solche deklariert wurden und werden, aktualisiert. Die Attacken wurden allerdings weder seltener noch gedämpfter, stellt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees fest. 14 neue Fälle zeigen antisemitische Bezüge, 15 nationalsozialistische oder neonazistische, 19 sind verbale Angriffe auf Flüchtlinge und Minderheiten. Bedrohlich mutet auch die Tatsache an, dass acht der aufgelisteten verbalen Angriffe von Mitgliedern der Parteispitze stammen, vier weitere von engen Mitarbeitern einiger FPÖ-Minister.
Mernyi: Das hat die Auswirkung, dass genauso, wie Sie es in dieser Dokumentation vorfinden, auch die österreichische Regierung agiert. Das sind Spitzenpolitiker und nicht der siebte Zwerg von hinten oder der stellvertretende Gemeinderat in einem kleinen Dorf. Das ist natürlich bedrohlich. Der Vizeparteichef von Wien, der Herr Gudenus hat gesagt, wenn wir an der Macht sind, kommt der Knüppel aus dem Sack. Diese Sprache muss man sich erst einmal vorstellen: der Knüppel aus dem Sack. Doch das gehört bei dieser Partei dazu. Das Androhen von Gewalt ist Teil der FPÖ.

Herr Mernyi, bei dieser Dokumentation fällt auf, dass sich die Verbalttacken und Unwahrheiten vor allem an jene richten, die sich nicht oder kaum wehren können, also an Schwache, Minderheiten, Migrantinnen und Migranten. Wie sind Sie bei dieser Dokumentation vorgegangen?
Die Dokumentation ist eine Sammlung von bekannten, nachvollziehbaren Einzelfällen. Diese Fälle haben wir nicht aufgedeckt, sondern nur dokumentiert. Jeden Fall, den wir erfasst haben, hat die FPÖ gekannt, jeder Fall ist in den Medien gestanden.

Innerhalb der rassistischen Untergriffe wurden neben Beschimpfungen der Flüchtlinge auch antisemitische Attacken dokumentiert, wie jene des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Johannes Hübner, der sich öffentlich in antisemitischer Weise über Hans Kelsen, den Architekten der österreichischen Bundesverfassung geäußert hat. Vor einigen Monaten hat Bundeskanzler Sebastian Kurz die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht, aber zu den antisemitischen Aussagen von einzelnen Mitgliedern seines Koalitionspartners schweigt die ÖVP. Wie sehen Sie deren Haltung?
Ich bemerke das große Schweigen, es wird ausgewichen, ich finde aber Politik sollte nicht von Sonntagsreden, sondern von Montagshandlungen bestimmt sein. Es hilft niemandem, mit einem betroffenen Gesicht durch die Gedenkstätte Yad Vashem zu gehen und im eigenen Land zu antisemitischen Vorfällen zu schweigen, so würde ich den Unterschied zwischen der Sonntagsrede und der Montagshandlung sehen.
Doch der Hauptfeind der FPÖ sind nicht die Juden, sondern die Moslems und somit versuchen sie sich mehrheitlich im Kampf gegen die Moslems mit den Jüdinnen und Juden zu verbrüdern. Ein FPÖ-Funktionär hat es einmal in einer Diskussion mit mir so ausgedrückt: Ein normaler Jugendlicher hat ja mit einem Juden keinen Kontakt, aber mit einem Türken schon, also müssen wir dieses Feindbild bedienen. Das ist doch eh klar.

Wieso folgen keine Sanktionen?
Wenn man diese Menschen in die Regierung holt, ist man auch gezwungen, dazu zu schweigen. Würde die ÖVP die Attacken der FPÖ vehement und lautstark verurteilen, wäre die logische und berechtigte Frage: Warum haben sie dann eine Regierung mit denen gebildet?

Man könnte den Eindruck gewinnen, die FPÖ spekuliere mit der Vergesslichkeit ihrer Wählerinnen und Wähler. Als Beispiel möchte ich Udo Landbauer nennen, der vor einem Comeback in die Regierung stehen soll. (Anm.: ehemaliger Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich. Infolge der NS-Liederbuchaffäre der Burschenschaft Germania legte er im Februar 2018 alle politischen Funktionen zurück.)
Ich glaube man spekuliert mit der Vergesslichkeit und dem typisch österreichischen „Schau ma mal, wird ja nicht so arg gewesen sein“. Beim Herrn Landbauer wurden Grenzen überschritten und ich lasse mich nicht gerne für dumm verkaufen. Mir ist ein aufrechter Rechter wie der Herr Mölzer lieber, der sagt, was er sich denkt, aber was ich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn mir jemand weismachen will: Wir haben ein Liederbuch, aber wir haben daraus nie gesungen. Jeder weiß, dass nach dem dritten Bier bei den Burschenschaften gesungen wird. Die haben ein Liederbuch gehabt, das war in Verwendung, aber gesungen haben sie nie. Also bitte, das kann ich nicht leiden, wenn jemand glaubt, die Leute sind blöd.

Sehen Sie derzeit Symptome einer Unterhöhlung der Demokratie?
Ich sehe Symptome einer Abstumpfung. Wissen Sie, wenn versucht wird, das Wort Gutmensch zum Schimpfwort umzufunktionieren, verstehe ich die Welt nicht mehr. Meine Eltern waren einfache Arbeiter. Sie haben immer versucht mich so zu erziehen, dass ich ein guter Mensch werde, dass ich grüße, in der Straßenbahn aufstehe, höflich bin. Das Ziel meiner Eltern bestand darin, dass ich ein guter Mensch bin. Dazu gehört auch, dass man anderen hilft, wenn sie es brauchen. Dafür bin ich meinen Eltern auch dankbar. Heute ist Gutmensch teils ein Schimpfwort.

Viele Anhänger der rechten Parteien fühlen sich von der intellektuellen Linken nicht ernstgenommen, sogar gedemütigt, da sich die Linken auf kein Gespräch auf Augenhöhe mit ihnen einließen, so ein oft gehörter Vorwurf. Wie sollte Ihrer Meinung nach ein Diskurs aussehen, und ist er überhaupt möglich? Diese Kritik verstehe ich und ich finde es auch vollkommen falsch, die Diskussion über die FPÖ mit Präpotenz zu führen. Wenn jemand einem FPÖ-Anhänger auf sein Posting genüsslich zurückschreibt, dass er einen Rechtschreibfehler gemacht hat, dann schreib ich dem zurück: Lass das sein! Wirf ihm doch nicht vor, dass er möglicherweise Hilfsarbeiter ist, nicht die entsprechende Bildung hatte. Was ist denn das für ein idiotischer Vorwurf von einem Linken? Mit Präpotenz kommt sicher kein Diskurs zustande.

Und es schafft weitere Aggressionen zwischen den Lagern.
Ja absolut. Ich war bei einer Diskussion, wo ein Politiker gesagt hat, ihr müsst doch sehen, was Europa für Vorteile bringt, er nannte unter anderem das Erasmus-Programm. Die Menschen, die aber dort im Publikum gesessen sind, haben nicht gewusst, was ein EU-Projekt, geschweige denn ein Erasmus-Programm ist, und schon gar nicht könnten es ihre Kinder jemals in Anspruch nehmen. Wie kommt denn das bei diesen Leuten an, die bei diesen Projekten nie eine Chance haben werden, aber wissen, dass sie das mit ihren Steuern alles finanzieren?

Die Infragestellung der seriösen Berichterstattung einiger Medien seitens der FPÖ ist nicht neu; neu hingegen ist die Drohung, die Kunst in ihrer Freiheit einzuschränken. Ich möchte an den Vorfall erinnern, der sich im Sommer ereignet hat, als die FPÖ Schwechat den dortigen Nestroyspielen drohte, sie würden deren Subventionen nicht mehr zustimmen, falls der Regisseur nicht bereit wäre, einige Zusatzstrophen, die der FPÖ missfielen, zu streichen. Empfinden Sie diese Vorgangsweise, die an Metternich erinnert, als ein bedenkliches Signal?
Ich bin mir nicht sicher. Die Anzeichen waren ja schon immer da. Der Herr Gudenus hat gesagt: „Knüppel aus dem Sack“, der Herr Hofer meinte: „Man wird sich noch wundern, was alles möglich ist.“ Ich verstehe nicht, warum wir uns jetzt wundern, sie haben es uns ja vorher angekündigt: Wenn du nicht für uns bist, bist du gegen uns. So lautet das Mantra einer Führerpartei.
Also, wenn die Künstler meinen, sie kämen ungeschoren davon, dann werden sie sich irren. Es ist ja die typische Haltung dieser Partei: Wir sind an der Macht und zeigen es ihnen. Du schreibst nicht so, wie ich will, du spielst nicht so, wie ich will, also bist du weg. Das alles ist einer Demokratie unwürdig.

 

Die Dokumentation „Einzelfälle und Serientäter“ – Die FPÖ und der Rechtsradikalismus“ ist unter www.mkoe.at/rechtsextremismus/broschuere-einzelfaelle-und-serientaeter zu finden.
An der Erstellung der Dokumentation war auch das Antifa-Netzwerk beteiligt.